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Eskalation im Atomstreit mit Pjöngjang USA schicken Flugzeugträger nach Korea

Die USA wollen ein Signal der Stärke an Kim Jong Un senden: Von Singapur aus nahmen die "USS Carl Vinson" und ihre Begleitschiffe Kurs auf die koreanische Halbinsel - laut US-Armee eine Vorsichtsmaßnahme.

Nach dem jüngsten Raketentest Nordkoreas am Mittwoch drohen die USA der kommunistischen Diktatur nun indirekt mit Waffengewalt: Die US-Armee hat in der Nacht zum Sonntag eine Flugzeugträgergruppe in Richtung der Koreanischen Halbinsel im westlichen Pazifik entsandt. Zu dem Verband gehören das Hauptschiff "USS Carl Vinson", ein Kampfflugzeuggeschwader, zwei Lenkwaffenzerstörer und ein Kreuzer.

Die größte Bedrohung in der Region stelle nach wie vor Nordkorea durch sein "rücksichtsloses, unverantwortliches und destabilisierendes" Raketen- und Atomprogramm dar, sagte Dave Benham vom US-Kommando in der Pazifikregion. Ein Armeesprecher erklärte, es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um die Präsenz und Bereitschaft zu stärken.

Die Maßnahme dürfte die Spannungen im Atomkonflikt mit Nordkorea weiter verschärfen; Washington hatte zuletzt mit einem Alleingang gegen Nordkorea gedroht. Nach diversen Atomwaffentest 2016 hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un für dieses Jahr wiederholt angekündigt, man werde unter anderem interkontinentale ballistische Raketen testen. Ein möglicher Termin für einen Versuch wäre der 15. April. Am "Tag der Sonne" begeht Nordkorea das Gründungsjubiläum des kommunistischen, gegen die Außenwelt weitgehend abgeschotteten Landes.

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USS "Carl Vinson": Stützpunkt auf hoher See

Foto: AFP/ US Navy

Am Sonntag hatte US-Präsident Donald Trump in der Nordkorea-Frage auch mit dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe telefoniert. In dem 45-minütigen Telefonat unterstrich Trump laut japanischen Medienberichten die Wichtigkeit einer engen Koordination zwischen beiden Länder.

Zuvor war Nordkoreas Atomprogramm auch Thema beim Treffen von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping. Dabei hatte der Amerikaner Präsident Xi gedrängt, mehr gegen die nordkoreanischen Nuklearpläne zu unternehmen. China gilt als Schutzmacht Nordkoreas in der Region, die Regionalmacht sieht die Atompläne Kims allerdings ebenfalls kritisch.

Raketentest in Nordkorea

Raketentest in Nordkorea

Foto: AFP/ KCNA VIA KNS

Im Anschluss an das Treffen hatte das Weiße Haus am Samstag erklärt, die Option eines präventiven Angriffs gegen Nordkorea sei nicht vom Tisch. Eine Überprüfung möglicher Gegenmaßnahmen durch die neue US-Regierung sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass die Regierung diplomatischen Druck einem Militärschlag als weniger riskante Option weiter vorziehe, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Am Donnerstag hatte die Europäische Union ihre Sanktionen gegen Nordkorea ausgeweitet. Künftig sind EU-Firmen Investitionen in die nordkoreanische Industrie untersagt, die mit konventioneller Rüstung zu tun habe, teilte der EU-Rat mit.

Geschäfte mit Metall verarbeitenden Betrieben sowie IT-Dienstleistern, der Luftfahrtbranche, der chemischen Industrie, Bergwerken und Raffinerien Nordkoreas sind nicht mehr erlaubt. Außerdem wurden mehrere Personen mit Einreiseverboten und Kontensperrungen belegt.

cht/AFP/Reuters
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