Attentäter aus Pakistan Geheimdienste warnen vor möglichen Anschlägen in Europa

Es sollte offenbar eine verheerende Anschlagsserie werden: Westliche Geheimdienste warnen laut TV-Berichten vor einem Terrorangriff in Europa. Auch Deutschland soll im Visier der Attentäter gewesen sein.
Attentäter aus Pakistan: Geheimdienste warnen vor möglichen Anschlägen in Europa

Attentäter aus Pakistan: Geheimdienste warnen vor möglichen Anschlägen in Europa

Foto: Francois Mori/ AP

London/Washington - Westliche Geheimdienste haben TV-Berichten zufolge vor geplanten Terroranschlägen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien gewarnt. Bei den von Pakistan aus geplanten Attacken hätten zeitgleich London sowie große Städte in der Bundesrepublik und in Frankreich angegriffen werden sollen, berichtete in der Nacht zu Mittwoch der britische Fernsehsender Sky News. Die Anschläge standen den Angaben zufolge aber nicht unmittelbar bevor.

Sicherheitskreise in Pakistan bestätigten SPIEGEL ONLINE entsprechende Hinweise auf eine Anschlagsserie. In dem Land wurden deswegen ausländische Einrichtungen wie Botschaften und Hilfsorganisationen zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.

In Großbritannien hätten die Erkenntnisse noch nicht zu einer Anhebung der offiziellen Bedrohungsstufe geführt, sagten Mitarbeiter des dortigen Geheimdienstes. Die Bedrohungslage wird offiziell aber weiterhin mit "ernst" angegeben. Deutsche Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben keine derartigen Hinweise und auch die Sicherheitsstufe nicht erhöht.

in Mumbai

Wie Sky unter Berufung auf Sicherheitskreise weiter berichtete, sollten die Attacken ähnlich wie die Angriffe im November 2008 ablaufen. Die Rede war von Kommandoaktionen. Bei Attacken auf zwei Luxushotels und andere Orte hatten aus Pakistan eingereiste Islamisten damals 166 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt.

"Glaubhafte Gefährdung"

Barack Obama

Der US-Fernsehsender ABC berichtete in seiner Online-Ausgabe, dass es sich nach Einschätzung eines hohen US-Beamten um eine "glaubhafte" Gefährdung gehandelt habe, auch wenn es keine genauen Hinweise auf Ort und Zeit gebe. US-Präsident sei informiert.

Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden in den USA und Europa erklärten den ABC-Angaben zufolge, die Informationen über eine Bedrohung stammten aus der Befragung eines als Terrorist verdächtigten Deutschen, der im Spätsommer auf dem Weg nach Europa abgefangen worden sei und der zur Zeit auf der US-Basis Bagram in Afghanistan festgehalten werde. DER SPIEGEL hatte bereits Anfang September über den Fall berichtet.

BKA

Beim Bundeskriminalamt ( ) in Wiesbaden hieß es in der Nacht auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, man könne dazu im Augenblick nichts sagen. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete ihrerseits, zwei in der Nacht zu Mittwoch befragte französische Behördenquellen seien nicht über Attentatspläne in Frankreich, Deutschland und Großbritannien informiert.

Janet Napolitano

Der Bericht über die Anschlagspläne fällt in eine Zeit vermehrter Sicherheitswarnungen der westlichen Geheimdienste. Erst vor einer Woche hatte US-Heimatschutzministerin erklärt, dass die USA und Europa einer immer größer werdenden Bedrohung von Anschlägen ausgesetzt seien. In Frankreich wiederum warnen die Sicherheitsbehörden seit Wochen vor einer konkreten Terrorgefahr. "Die Bedrohung ist real, unsere Überwachung ist verstärkt", hatte Innenminister Brice Hortefeux kürzlich erklärt.

Erst am Dienstagabend war zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen der Pariser Eiffelturm wegen einer Bombendrohung geräumt worden. Rund zwei Stunden später wurde der Bombenalarm aber aufgehoben und der Eiffelturm wieder für Besucher geöffnet.

Jagd auf die Hintermänner mit Drohnen

Drohnen

Die Größe des Komplotts sei entdeckt worden, nachdem die Geheimdienste in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA ihre Informationen ausgetauscht hätten, berichtet Sky News. Das US-Militär habe dann geholfen, die Hintermänner in Pakistan aufzuspüren. Dies erkläre auch die vermehrten Angriffe von US- auf pakistanisches Gebiet in den vergangenen Tagen, hieß es bei Sky News.

Die US-Armee hatte in den vergangenen Tagen vermehrt mutmaßliche Islamisten-Stellungen in Pakistan mit Drohnen angegriffen. Die Angriffe hätten teilweise auch den Planern der Anschläge gegolten, einige von ihnen seien getötet worden, berichtete Sky News.

Vertreter der US-Regierung haben seit dem vereitelten Anschlag auf dem New Yorker Times Square am 1. Mai 2010 und der Festnahme des pakistanischstämmigen Attentäters Faisal Shahzad mehrfach angekündigt, militärisch gegen Terroristen auf pakistanischem Boden vorgehen zu wollen, sollte ein Anschlag in den USA von Pakistan aus geplant und durchgeführt werden. US-Präsident Barack Obama hat bereits die Drohnenangriffe im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan auf vermutliche Terroristenverstecke ausgeweitet.

Pakistan protestiert dagegen zwar regelmäßig, jedoch erklärte der US-Sonderbeauftragte für Afghanistan und Pakistan erst kürzlich, die Drohneneinsätze fänden sehr wohl in Abstimmung mit der Regierung in Islamabad statt. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Pakistan den Drohneneinsätzen zustimmt, öffentlich aber dagegen protestiert, um vor der US-kritischen Bevölkerung das Gesicht zu wahren.

Am Montag jedoch, als US-Hubschrauber in zwei Fällen von Afghanistan aus über pakistanischem Hoheitsgebiet Angriffe flogen und die US-Militäraktivitäten in Pakistan damit eine neue Dimension erreichten, protestierte die Regierung in ungewöhnlich scharfer Form gegen diese Einsätze. Diese Vorfälle seien "ein klarer Bruch gegen das Uno-Mandat, unter dem die Isaf-Truppen operieren", hieß es in einem Protestschreiben des pakistanischen Außenministeriums an die Nato.

Auf Druck der USA startete die pakistanische Armee im Oktober 2009 eine Offensive in Südwaziristan, um die Region unter Kontrolle der Regierung in Islamabad zu bringen. Dem Vernehmen nach sollte diese Offensive in diesem Jahr auch auf Nordwaziristan ausgeweitet werden, wurde jedoch wegen der Flutkatastrophe verschoben, da Tausende von Soldaten durch die Rettungsaktionen gebunden sind. Die US-Truppen haben in den vergangenen Jahren mehrere Taliban-Führer mit Drohnenangriffen getötet, darunter den pakistanischen Taliban-Chef Baitullah Mehsud. Seit August 2008 sind bei US-Drohnenangriffen mehr als tausend Menschen gestorben.

als/kaz/AFP/Reuters/dpa
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