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Syrien: Armee stürmt Rebellenhochburg

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Aufstand in Syrien Assads Truppen stürmen Rebellenhochburg

Die syrische Armee geht brutal gegen Aufständische vor: Mit Panzern rückten die Soldaten von Machthaber Baschar al-Assad in die Rebellenhochburg Hama ein und töteten Dutzende Menschen. Augenzeugen sprechen von einem Massaker.

Hama - Einen Monat hat die syrische Armee die Hochburg der Regimegegner belagert, nun haben die Soldaten die Stadt Hama brutal gestürmt. Laut Augenzeugen attackierten die Truppen von Präsident Baschar al-Assad Hama mit Panzern aus vier Richtungen. Dutzende Zivilisten seien durch das Feuer aus Panzerkanonen und Maschinengewehren ums Leben gekommen.

Ein Bewohner sagte der Nachrichtenagentur Reuters, in den Straßen lägen immer noch viele Leichen. Die Panzer hätten wahllos um sich gefeuert und provisorische Barrikaden überrollt, die von den Bewohnern errichtet worden seien. Scharfschützen hätten sich auf den Dächern der Stadt positioniert. Hama liegt 210 Kilometer nördlich von Damaskus.

Der Einmarsch der Assad-Truppen kommt just vor dem Beginn des Ramadan, des muslimischen Fastenmonats. Die Rebellen hatten angekündigt, ab Montag täglich nach dem Fastenbrechen demonstrieren zu wollen. So hoffen sie, ihrer Bewegung endlich die Dynamik zu verleihen, mit der sie Präsident Assad aus dem Amt jagen können. Sammelpunkte sollen jeweils die Moscheen sein, in denen die abendlichen Ramadan-Gebete abgehalten werden.

Doch nun hat Assad brutal zurückgeschlagen. "Es ist ein Massaker, sie wollen Hama vor dem Ramadan brechen", sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AP am Telefon. Die Krankenhäuser seien überlastet und benötigten Blutspenden.

Die Angaben über die Zahl der Toten in Hama variieren stark. In ersten Meldungen war von bis zu 45 Opfern die Rede, nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten wurden aber mindestens 95 Menschen getötet. Das gab der Präsident der nationalen Organisation für Menschenrechte, Ammar Kurabi, bekannt. Die Berichterstattung ist seit der Ausweisung fast aller unabhängigen Journalisten aus dem Land sehr schwierig. Die Angaben beruhen oft auf Augenzeugen. Eine unabhängige Bestätigung ist selten möglich.

Erdogan warnt seinen einstigen Verbündeten Assad

Viele Menschen in Hama fürchten eine Neuauflage des Massakers von 1982. Damals unterdrückte Assads Vater und Amtsvorgänger Hafes mit Hilfe des Militärs einen Aufstand von Islamisten. Bis zu 30.000 Menschen wurden getötet, ganze Stadtviertel zerstört. Die Niederschlagung der Erhebung gilt als die gewalttätigste Episode in der syrischen Geschichte.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, einst einer der engsten Verbündeten Assads, hatte den syrischen Staatschef eindringlich zur Zurückhaltung ermahnt: "Wir wollen nicht noch ein Massaker von Hama erleben."

Insgesamt soll es am Sonntag mindestens 120 Tote gegeben haben, sagt der Menschenrechtsaktivist Kurabi. Auch im Süden des Landes und in den Vororten von Damaskus gehe die Armee brutal gegen Oppositionelle vor. Seit Beginn der Proteste gegen Assad vor vier Monaten sind laut Oppositionsangaben etwa 1600 Menschen von Soldaten des syrischen Regimes getötet worden.

cte/Reuters/dapd/AFP
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