Aufstand in Syrien Deserteure attackieren Geheimdienst-Zentrum

Brennender Panzer: Angriffe auf die syrische Armee häufen sich
Foto: AP/ UgaritDamaskus - Deserteure der syrischen Armee haben nach Angaben der Opposition eine Militäreinrichtung nahe der Hauptstadt Damaskus mit Raketen und Granaten angegriffen. Wie die örtlichen Koordinierungskomitees am Mittwoch mitteilten, handelte es sich um ein Zentrum des Geheimdienstes des syrischen Militärs. Es sei von der "Freien Armee Syriens" attackiert worden, einer Einheit oppositioneller und desertierter Streitkräfte, die im Sommer gebildet worden war. Über dem Gelände stand demnach Rauch. Den in den Gebäuden gefangen gehaltenen Häftlingen gehe es gut, erklärten die Komitees, allerdings sei es bislang nicht gelungen, sie zu befreien.
Bereits zum wiederholten Mal haben Kämpfer der "Freien Armee Syriens" in den vergangenen Wochen Angriffe gegen militärische Ziele durchgeführt - allerdings ist dieser gegen den Geheimdienst der Armee der bisher spektakulärste. Denn der militärische Geheimdienst ist eine der gefürchtetsten Institutionen und besonders aktiv bei der Unterdrückung von Protesten gegen die Regierung.
Zudem liegt der Stützpunkt nahe an der Hauptstadt Damaskus und damit in einer Region, in der es bislang relativ ruhig geblieben war. Die Aufständischen erklärten nach dem Angriff, die Deserteure hätten die Kaserne von drei Seiten aus angegriffen. Anwohner berichteten von Maschinengewehrsalven und Hubschraubergeräuschen.
Die "Freie Armee Syriens" hat nach eigenen Angaben inzwischen 15.000 Soldaten - jeden Tag kämen mehr hinzu, heißt es. Alle seien sie Deserteure der Regierungstruppen. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, den politischen Protest gegen Präsident Baschar al-Assad zu unterstützen.
Arabische Liga berät Sanktionen
Neben dem inneren Druck auf das Regime wächst auch der äußere. Die Außenminister der Arabischen Liga sind am Mittwoch in Marokko eingetroffen, um über weitere Zwangsmaßnahmen gegen Syrien zu beraten. Die syrische Regierung hatte am Dienstagabend mitgeteilt, sie werde keinen Vertreter zu dem Treffen in Rabat entsenden. Mehrere arabische Länder werten das als Hinweis darauf, dass Assad keine Möglichkeit mehr sieht, sich doch noch mit den Arabern zu einigen. An dem Treffen in Marokko nimmt auch der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu teil.
Die Minister hatten am vergangenen Samstag beschlossen, Syrien wegen der gewaltsamen Unterdrückung der Protestbewegung mit Wirkung ab Mittwochabend auf unbestimmte Zeit aus der Liga auszuschließen. In Rabat geht es jetzt darum, welche konkreten politischen und wirtschaftlichen Sanktionen die arabischen Staaten zusätzlich einsetzen, um das Regime weiter unter Druck zu setzen. Denkbar wären beispielsweise ähnliche Maßnahmen, wie sie die EU bereits ergriffen hat. Die Europäer haben unter anderem die Vermögenswerte von syrischen Spitzenfunktionären, Angehörigen des Assad-Clans und führenden Beamten im Sicherheitsapparat eingefroren.
Die Regierung in Damaskus geht mit brutaler Gewalt gegen die seit Monaten andauernden Demonstrationen vor. Uno-Schätzungen zufolge starben seit Beginn der Proteste Mitte März mehr als 3500 Menschen.