Auftakt zur Entscheidungsschlacht Kampf um Kerbela
Al-Sailija Camp - Die US-Streitkräfte haben sich in der Nacht zum Mittwoch nach Angaben aus US-Militärkreisen heftige Gefechte mit Einheiten der Republikanischen Garden in der Nähe der Stadt Kerbela geliefert. Die umfangreiche amerikanische Bodenoffensive, rund 80 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt, richtete sich nach Angaben des US-Senders CNN gegen die Medina-Division und die Bagdad-Division der Elitetruppe, die den Verteidigungsring um die Hauptstadt bildet.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass sich US-Einheiten seit 2 Uhr auf die Stadt zubewegt hätten. Dabei würden sie durch Apache-Helikopter und Artillerie unterstützt. Nach heftigen Gefechten wurde Kerbela umringt und gesichert. Anschließend setzten die US-Verbände ihren Vormarsch nach Norden in Richtung Bagdad fort. Wie Reuters-Korrespondent Luke Baker weiter berichtete, seien alle wichtigen Ausfallstraßen gesichert.
Die Kämpfe könnten den Kreisen zufolge darauf hindeuten, dass die US-Truppen ihren Vormarsch auf Bagdad fortsetzen. Auf die Frage, ob die Gefechte einen neuen Vorstoß Richtung Bagdad bedeuteten, hieß es in den Kreisen im Hauptquartiers der Streitkräfte in Katar, "das könnte gut sein". Es sei eine große Schlacht, hieß es in den Kreisen weiter.
Am Dienstagabend war Kerbela bereits das Ziel von massiven Luft- und Artillerieangriffen. US-Streitkräfte attackierten Stellungen der irakischen Divisionen mit Marschflugkörpern, B-52 Bombern und Geschützen. US-Soldaten berichten von schweren Einschlägen und heftigen Explosionen.
Auch aus der südirakischen Stadt Nassirija wurde von einer nächtlichen Offensive der US-Einheiten berichtet. Marines hätten das örtliche Hauptquartier der regierenden Baath-Partei und das Wohnhaus eines wichtigen Funktionärs angegriffen, sagte ein CNN-Korrespondent, der mit den Truppen unterwegs war.
Schwere Explosionen erschütterten am frühen Mittwochmorgen Bagdad. In mehreren Wellen wurde die irakische Hauptstadt aus der Luft attackiert. Getroffen wurde offenbar das Informationsministerium und eine Palastanlage.
Bereit zum "letzten Stoß"
Aus Washington meldete die BBC, die US-Regierung habe sich nun offenbar doch entschlossen, nicht noch mehrere Wochen auf Verstärkung zu warten, sondern die Bodenoffensive zur Eroberung von Bagdad "sofort" zu beginnen. CNN zitierte den amerikanischen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mit den Worten, alliierte Kräfte seien im Norden, Süden und Westen um Bagdad in Position. Der entscheidende Schlag stehe noch bevor. Nach Meinung des britischen Premierministers Tony Blair werde der "letzte Stoß" gegen Bagdad dann beginnen, "wenn wir bereit sind - und nur wenn wir bereit sind", sagte ein Sprecher am Dienstag in London.
Erst am vergangenen Sonntag war US-Soldaten an einem Frontabschnitt mitgeteilt worden, ihre Pause könne 35 bis 40 Tage dauern. Die Soldaten hatten damit begonnen, Gräben auszuheben, Minen zu legen und ihre Fahrzeuge mit Tarnnetzen zu überziehen. Der Oberkommandierende Tommy Franks hatte jedoch Vermutungen zurückgewiesen, es gebe eine Kampfpause.
Die auf Bagdad vorrückenden US-geführten Bodentruppen stießen im südirakischen Nassirija nach irakischen Angaben auf heftige Gegenwehr. "Das Blut der Feinde fließt in Strömen", sagte ein irakischer Militärsprecher. In der nordirakischen Öl-Stadt Mossul hätten irakische Einheiten die Landung britischer Truppen verhindert. Nähere Einzelheiten nannte Informationsminister Saïd al-Sahhaf allerdings nicht. Auch bei Basra im Südosten des Irak seien den britischen und amerikanischen Truppen schwere Verluste zugefügt worden. Sieben Panzer der Verbündeten seien getroffen worden.
Zugleich versucht die irakische Armee, den Vormarsch der US-Truppen auf Bagdad durch Angriffe auf die Nachschublinien zu verzögern. Bei heftigen Kämpfen entlang der Versorgungswege seien 130 Kilometer südöstlich von Bagdad, nahe der Stadt Diwanja, 75 irakische Soldaten ums Leben gekommen, teilte am Dienstag ein Sprecher der US-Armee mit. Bei Nadschaf bemühten sich die US-Truppen weiter darum, die Stadt vollständig zu isolieren, um so die wiederholten Angriffe auf den Nachschub zu stoppen.
Basra hell erleuchtet
Die britischen Truppen in Südirak verstärken derweil ihren Druck auf die Großstadt Basra. Der US-Nachrichtensender CNN meldete unter Berufung auf britische Militärsprecher, die Briten kontrollierten bereits die westlichen Stadtteile. Signalfeuer erleuchtete am frühen Mittwochmorgen den Nachthimmel über der Millionenstadt. Wie ein CNN-Korrespondent berichtete, sei dies möglicherweise ein Teil der psychologischen Kriegsführung.
Nach Angaben der britischen BBC erzielten die britischen Streitkräfte im Raum Basra ihre "bisher größten Erfolge". Die rund 200.000 Einwohner zählende Stadt Zubair 15 Kilometer südwestlich von Basra sei nach "heftigen Gefechten" unter britischer Kontrolle.