"Antaam" statt "Itaam" Nato muss Mission in Afghanistan umtaufen

Afghanische Soldaten: Verwirrung um Titel der Nato-Mission am Hindukusch
Foto: Anja Niedringhaus/ APBerlin - Die Nato benennt die geplante Ausbildungsmission für die afghanische Armee um. Bisher sollte der Einsatz von Tausenden Militärausbildern und Experten nach dem geplanten Abzug der Kampftruppen Ende 2014 "Itaam" (International Training, Assistance and Advisory Mission) heißen. Diesen Arbeitstitel hatte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) erstmals bei einem Nato-Treffen Anfang Oktober in Brüssel genannt. Innerhalb des Bündnisses laufen seit Monaten Planungen, wie die Mission aussehen wird und wie viele Soldaten für die weitere Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Armee gebraucht werden.
Doch schon beim Namen tauchten schnell erste Probleme auf. Nachdem der etwas sperrige Titel "Itaam" öffentlich die Runde machte, warnten Kenner der Region vor möglichen Missverständnissen. Demnach könne der Name bei der lokalen Bevölkerung völlig falsch verstanden werden, da das arabische Wort für Anklage und Schuldzuweisung sehr ähnlich klingt. In den vergangenen Wochen wurde deshalb intensiv überlegt, wie man die Mission, an der sich auch die Bundeswehr ab 2015 beteiligen will, trefflicher benennen kann.
"Antaam" soll die Lösung sein
Eine Lösung ist nun gefunden. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE einigten sich die Nato-Nationen darauf, die neue Mission in "Antaam" (Afghan Nato Training, Advisory and Assistance Mission) umzubenennen. Minister de Maizière bestätigte die Pläne am Mittwoch im vertraulich tagenden Verteidigungsausschuss und bedankte sich bei dem Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour, der früh Hinweise auf mögliche Missverständnisse geäußert hatte. Beschlossen werden soll die Umbenennung in den kommenden Wochen im Nato-Militärrat in Brüssel.
Die Details der Nachfolgemission für die Isaf-Operation in Afghanistan werden derweil etwas klarer. Nato-Diplomaten gehen derzeit davon aus, dass auch nach 2014 zwischen 15.000 und 20.000 ausländische Soldaten am Hindukusch bleiben müssen. Statt wie die Isaf-Truppen ausgestattet mit einem Kampfauftrag, sollen sie ausschließlich die Afghanen ausbilden und bei ihren Operationen unterstützen. Da die afghanische Luftwaffe bis heute unterentwickelt ist, wird die lokale Armee auch auf diesem Feld auf die Ausländer angewiesen sein.
USA stellen bis zu 10.000 Soldaten
In den vergangenen Tagen gab es erste Anzeichen, wie sich die Trainingstruppe zusammensetzen wird. So sind die USA bereit, bis zu 10.000 Soldaten für "Antaam" abzustellen. Den Rest müssten die anderen Nato-Nationen und einige andere Länder schicken. Wegen des Proporzes innerhalb der Nato würde Deutschland in diesem Szenario wohl zwischen 1000 und 1500 Soldaten entsenden. Neben den Ausbildern werden auch Kampfsoldaten zum Schutz im Einsatz sein. Minister de Maizière betonte allerdings, dass diese vor allem einen Ausbildungsauftrag hätten.
Mit der Mission "Antaam" will die Nato sicherstellen, dass die mühsam aufgebaute afghanische Armee nach dem Abzug der Allianz Ende 2014 nicht sofort wieder auseinanderfällt und das Land zurück ins Chaos rutscht. Wie lange die Mission dauern soll, steht derzeit noch nicht fest. Experten gehen aber von mindestens fünf bis zehn Jahren aus. Die Bundesregierung will für das deutsche Engagement wie bisher ein Mandat des Bundestags einholen und hofft auf eine breite Unterstützung im Parlament.