Außenminister in Kunduz Westerwelle reist zum Werbefeldzug ins Kampfgebiet

Außenminister Westerwelle im deutschen Feldlager in Kunduz: "Wir sind stolz auf Sie!"
Foto: Can Merey/ dpaNach den politischen Gesprächen mit der afghanischen Regierung in Kabul ist Außenminister Guido Westerwelle am Morgen im deutschen Feldlager in Kunduz eingetroffen. Die Visite in der gefährlichsten Region des Verantwortungsbereichs der Bundeswehr war aus Sicherheitsgründen geheim gehalten worden.
Mit einer tarngrünen Transall der Bundeswehr landete der Minister gegen 9 Uhr Ortszeit auf dem Flugfeld in und wurde von einer schwerbewaffneten Eskorte ins Feldlager begleitet. Dort empfingen ihn der Kommandant des Feldlagers und der Regionalkommandeur der Bundeswehr für Nordafghanistan.
Der Truppenbesuch ist die erste Visite in Kunduz, seit er Bundesminister ist; als Abgeordneter war er vor Jahren schon einmal dort gewesen. Seitdem, sagte er, habe sich die Sicherheitslage rund um Kunduz leider stark verschlechtert. Westerwelle bedankte sich beim Fallschirmjägerzug "Charly" aus dem niedersächsischen Seedorf ausdrücklich für den brandgefährlichen Einsatz rund um Kunduz.
Die Einheit ist Teil der sogenannten "Task Force Kunduz". Die Soldaten stehen an vorderster Front im Kampf gegen die Taliban. Gemeinsam mit afghanischen und amerikanischen Soldaten haben sie bereits in mehreren großen Operationen gegen die Taliban gekämpft. Fast jeden Tag kommt es dabei zu Schießereien und Gefechten.
Westerwelle wirbt um Zustimmung für das Mandat
Bei seinem Besuch warb der Minister für einen stärkeren Rückhalt für die Soldaten. "Hier halten Männer und Frauen ihren Kopf hin", sagte er, "das wird in Deutschland zu oft vergessen." Stattdessen wäre es das richtige Signal, wenn die Bevölkerung die Leistungen der deutschen Soldaten anerkennen würde. "Ich will Ihnen sagen, dass wir stolz auf Sie sind", sagte der Minister.
Gleichzeitig warb er erneut für eine breite politische Zustimmung für das neue , das diese Woche vom Kabinett beschlossen wird und dann vom Bundestag bestätigt werden muss. Die Bundesregierung hofft, dass auch viele Abgeordnete der SPD zustimmen werden. "Die Frauen und Männer hier haben ein Recht darauf, dass sie eine große Rückendeckung durch das Parlament bekommen", forderte Westerwelle.
Bei seiner Blitzvisite wird Westerwelle als erster deutscher Politiker auch den neuen Gouverneur von Kunduz treffen, der erst seit einigen Tagen im Amt ist. Sein Vorgänger war im September bei einem Bombenanschlag während des Freitagsgebets getötet worden. Dass der Posten fast drei Monate lang unbesetzt blieb, stellte für die Deutschen ein großes Problem dar, da die Zusammenarbeit mit den Afghanen kaum vorankam.
Daneben sind Gespräche mit den zivilen Vertretern im Camp geplant, die über die laufenden Projekte für den Wiederaufbau berichten werden. Diese werden durch die schlechte Sicherheitslage rund um Kunduz immer noch stark behindert, mehrere Gebiete rund um Kunduz gelten weiterhin als "No-go-Areas".
Strategiewechsel der Bundeswehr zeigt Wirkung
Die Region rund um Kunduz gilt innerhalb des Bundeswehrgebiets in Nordafghanistan als die gefährlichste, bereits 18 Soldaten sind seit Beginn der Mission hier gefallen. Regelmäßig werden die Bundeswehr und die rund 1500 amerikanischen Soldaten, die seit mehreren Monaten in Kunduz stationiert sind, angegriffen.
Mittlerweile allerdings zeigt der Strategiewechsel der Bundeswehr hin zu mehr Präsenz in der Fläche und die massive Unterstützung durch die US-Armee, die rund 2500 Soldaten und Hubschrauber nach Kunduz entsandt haben, erste Erfolge. So konnten die Einheiten gemeinsam mit den Afghanen einige Hochburgen der Taliban von den Aufständischen befreien. Nun sollen diese Regionen gehalten werden, dazu wird die afghanische Armee massiv unterstützt.
Nur Stunden vor dem Besuch von Westerwelle wurde nur wenige Kilometer vom Camp entfernt heftig gekämpft. Spezialeinheiten der Amerikaner griffen in einer gezielten Nachtaktion einen lokalen Talibanführer an und lieferten sich heftige Gefechte mit den Aufständischen. Bei anschließenden Luftangriffen wurden nach afghanischen Angaben zwei ranghohe Kommandeure getötet, bis zu acht weitere Kämpfer starben ebenfalls. Die Bundeswehr war an der Kommandoaktion nicht beteiligt.
Der Regionalkommandeur für Nordafghanistan, Generalmajor Hans-Werner Fritz, lobte gegenüber Westerwelle die Zusammenarbeit mit den Amerikanern. Die US-Soldaten würden Seite an Seite mit den Deutschen stehen, die Kooperation sei exzellent.