Bagdad Sarkawi bekennt sich zu Anschlag auf Polizeianwärter

Die Terrorgruppe um den Jordanier Sarkawi hat für das Selbstmordattentat auf eine Polizeiwache in Bagdad die Verantwortung übernommen. Der verheerende Anschlag forderte heute mindestens 47 Menschenleben, 114 Personen wurden verletzt. Bei weiteren Explosionen wurden in Bakuba zwölf Personen getötet.



Bagdad - Der Sprengsatz detonierte in der Haifa-Straße, der Hochburg von Aufständischen in der irakischen Hauptstadt. Zum Zeitpunkt des Anschlags in Bagdad standen dutzende Menschen vor dem Gebäude an, die sich um eine Stelle bei der Polizei bewerben wollten. Die Explosion riss einen drei Meter tiefen Krater. Umliegende Gebäude wurden beschädigt, zehn geparkte Autos zerstört.

Rettungskräfte zogen Tote aus zerstörten Marktständen. Der ganze Markt war übersät mit Kleidungsstücken, Schuhen und Gemüse. Auch abgerissene Körperteile waren zu sehen. Mit Sirenengeheul brachten Krankenwagen die Opfer in Krankenhäuser. US-Hubschrauber kreisten über dem Geschehen.

Am Nachmittag bekannte sich auf einer islamistischen Web-Seite die Gruppe al-Tawhid wa al-Dschihad um den jordanischen Top-Terroristen Abu Mussa al-Sarkawi zu dem Anschlag. Demnach soll es sich um ein Selbstmordattentat gehandelt haben. Anhänger des mutmaßlichen Verbündeten von al-Qaida-Chef Osama Bin Laden schrieben in einem Internet-Statement: "Mit der Gnade Gottes gelang einem Löwen unserer Märtyrerbrigaden ein erfolgreicher Schlag auf die abtrünnigen Bewerber für den Polizeidienst".

Polizisten sind im Irak immer wieder Ziel von Anschlägen, weil sie von den Aufständischen als Handlanger der Amerikaner betrachtet werden. Nach dem Anschlag warf eine wütende Menge den US-Truppen und der Übergangsregierung von Ministerpräsident Ijad Alawi vor, Rekrutierungszentren der Polizei nicht ausreichend zu schützen.

In der Haifa-Straße gibt es bereits seit dem Wochenende heftige Gefechte zwischen Aufständischen und US-Truppen. Dabei hatte es allein am Sonntag in Bagdad 37 und im ganzen Land rund 60 Tote gegeben.

Auch in der Stadt Bakuba wurde ein Anschlag auf eine Polizeiwache verübt. Dabei kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben. Aufständische eröffneten das Feuer auf den Kleinbus, in dem Polizisten zu ihrer Wache zurückkehrten. Elf Polizisten und ihr Fahrer wurden getötet, wie ein Mitarbeiter des Krankenhauses von Bakuba sagte. Zwei weitere Polizisten seien verletzt worden.

Beim Angriff auf eine amerikanische Militärpatrouille in Bagdad wurden heute morgen zwei US-Soldaten getötet und drei weitere verletzt. Wie die US-Streitkräfte mitteilten, setzten die Attentäter bei dem gestrigen Vorfall einen Sprengsatz und Schusswaffen ein.

Saboteure verübten unterdessen abermals einen Sprengstoffanschlag auf eine Ölpipeline im Nordirak. Die beschädigte Leitung in der Nähe von Beidschi im Norden des Landes musste heute vorübergehend stillgelegt werden. Durch die Pipeline fließt Rohöl von den Ölfeldern bei Kirkuk zu einer Raffinerie in Beidschi. Ein Sprecher der Ölgesellschaft Northern Oil sagte, der Anschlag werde keine Auswirkungen auf den Export haben.

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