Reaktionen auf Niederlage in Syrien Der IS ist besiegt, der Kampf geht weiter

Die Fahnen der Befreier wehen über der einstigen IS-Hochburg Baghus. Doch die Freude über die Niederlage der Islamisten währt nur kurz. Der Kampf geht weiter, sagen alle Beteiligten.
Kämpfer der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF)

Kämpfer der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF)

Foto: Maya Alleruzzo/ dpa

Die Befreiung der letzten verbliebenen IS-Hochburg sei ein "historischer Moment", auf den die internationale Gemeinschaft gewartet habe, sagte Abdel Karim Umar am Samstag. Stunden zuvor hatten Soldaten der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) den Ort an der Grenze zum Irak unter massivem Beschuss eingenommen und dabei zahlreiche Kämpfer der Terrormiliz getötet. Der Außenbeauftrage des politischen Arms der SDF sagte aber auch: "Das bedeutet nicht, dass wir den Terror besiegt haben."

Der IS mag zwar militärisch zerstört und der Staat der Extremisten zerschlagen sein, aber Daesh ist in den befreiten Gebieten noch immer präsent. SPIEGEL-Reporter Christoph Reuter meldete aus Baghus: "Auf dem Weg zu einem der wenigen noch stehenden dreistöckigen Gebäude inmitten des Schlachtfelds sind immer wieder Schüsse zu hören." Schüsse aus Präzisionsgewehren, dumpfe Einschläge von Artilleriegranaten.

Die Befreier zahlten einen hohen Blutzoll für den symbolisch wichtigen Sieg: "Mit Tausenden Märtyrern und der Tapferkeit unserer Kämpfer (...) konnten wir die Daesh-Terrorzellen zerstören", sagte der Sprecher der SDF, Kino Gabriel, am Samstag auf dem Ölfeld Omar im Osten des Landes.

Bei der anschließenden Siegesfeier wehten neben den Fahnen der SDF auch US-Flaggen. Die von den USA angeführte internationale Anti-IS-Koalition unterstützte die Offensive aus der Luft.

Die Bedrohung bleibt

Zum militärischen Erfolg mit beigetragen hat auch Frankreich, das ebenfalls Teil ist der Internationalen Koalition gegen den IS im Nahen Osten. In Syrien setzt Paris nach offiziell nicht bestätigten Berichten auch Hunderte Soldaten aus Spezialeinheiten ein. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron würdigte daher Partner und Streitkräfte der internationalen Koalition. Es sei nun eine bedeutende Gefahr für sein Land beseitigt, twitterte er. "Aber die Bedrohung bleibt, und der Kampf gegen terroristische Gruppen muss weitergehen", war auch bei Macron zu lesen.

Die SDF-Führung rief indes den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad auf, die autonome Verwaltung in den von ihr kontrollierten Gebieten im Nordosten des Landes zu akzeptieren. Außerdem sollte die Türkei auf, ihre Truppen aus Syrien und aus der Kurden-Region Afrin zurückzuziehen.

Die Türkei erachtet die SDF, die von der syrischen Kurden-Miliz YPG angeführt wird, als Terrororganisation und ist wiederholt gegen sie auf syrischem Boden vorgegangen. Die von Russland und Iran unterstützte Führung in Damaskus antwortete auf die SDF-Forderung, sie wolle die Kontrolle über das gesamte syrische Territorium wiedererlangen.

Der Teilherrschaft des IS in Syrien mag vorbei sein, das Kämpfen nicht.

löw/dpa/Reuters
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