Baltikum Nato-General fordert Aufrüstung an Grenzen zu Russland

Nato-Übung in Polen: Im Ernstfall schnell vor Ort
Foto: JANEK SKARZYNSKI/ AFPAngesichts der Spannungen mit Russland hat sich der hochrangige deutsche Nato-General Hans-Lothar Domröse für gezielte Waffenlieferungen an Verbündete an den russischen Grenzen ausgesprochen: Im Baltikum und in Osteuropa solle deutlich aufgerüstet werden, sagte er der Zeitung "Welt". Er sei überzeugt, dass die östlichen Alliierten mit entsprechender Ausrüstung selbst schnell auf Bedrohungen reagieren könnten - auch wenn die Nato natürlich immer bereit sei.
Russland hatte überraschend angekündigt, sein Atomarsenal um 40 Interkontinentalraketen aufstocken zu wollen. Das schürte im Westen die Sorge vor einem nuklearen Wettrüsten. Die USA kritisierten die Pläne als "Eskalation des Säbelrasselns". Der Nato-Vertrag sieht vor, dass alle Staaten der Allianz einem angegriffenen Mitglied zu Hilfe kommen müssen.
In der kommenden Woche wollen die Nato-Verteidigungsminister über die Stationierung von schwerem Militärgerät in den östlichen Mitgliedstaaten beraten. Washington erwägt, vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts Militärgerät bis hin zu Kampfpanzern für etwa 5000 Soldaten in Länder wie Polen, Rumänien oder ins Baltikum zu verlegen.
"Die Nato sollte, bevor man in Osteuropa schwere Waffen stationiert, konsequent eine Ausrüstungsoffensive für die baltischen Staaten und die Ostalliierten starten", so Domröse. Die größeren Nato-Länder könnten etwa zu einem "fairen Preis" Hubschrauber, Schützenpanzer und Flugabwehrraketensysteme liefern. "Es ist aber für jedes Land oberste Priorität, sich erst einmal selbst schützen zu können", sagte der Nato-Oberbefehlshaber für Mittel- und Nordosteuropa.
"Wir sollten unsere Verbündeten mit modernen und schlagkräftigen Waffen ausstatten, wie Hubschraubern, Haubitzen, Schützenpanzern, Flugabwehrraketensystemen und schweren Pioniergerät und sie anschließend daran ausbilden", schlug er vor.
Mit Blick auf die aktuelle Verteidigungsfähigkeit der russischen Nachbarstaaten Lettland, Estland und Litauen sagte der Vier-Sterne-General, die Truppen dort seien "äußerst motiviert und gut trainiert". Ihnen fehle aber moderne Ausrüstung, um sich gegen eine "Hightech-Bedrohung" zu Land, Luft und See erfolgreich verteidigen zu können.
Mit einem Militärmanöver in Polen demonstrierte die Nato bereits, dass die Bündnispartner im Fall einer russischen Aggression zusammenhalten. Im September vergangenen Jahres war beim Nato-Gipfel in Wales beschlossen worden, eine schnelle Eingreiftruppe zu bilden, die im Ernstfall schneller als bisher möglich zuschlagen soll.