Barcelona Hunderttausende Bürger demonstrieren gegen Abspaltung Kataloniens

"Die Einheit Spaniens steht nicht zur Wahl": In Barcelona haben sich Hunderttausende Demonstranten gegen die Unabhängigkeit Kataloniens ausgesprochen. Im Lager der Abspaltungsbefürworter zeigen sich erste Risse.
Demonstrationsteilnehmer in Barcelona

Demonstrationsteilnehmer in Barcelona

Foto: ALBERT GEA/ REUTERS

Spaltet sich Katalonien von Spanien ab? Befürworter und Gegner der Unabhängigkeit Kataloniens stehen sich ziemlich unversöhnlich gegenüber - allen Aufrufen zum Dialog zum Trotz.

Nun haben erneut Unterstützer einer Einheit Spaniens demonstriert. In Kataloniens Hauptstadt Barcelona protestierten Hunderttausende Menschen gegen die Pläne der Regionalregierung zur Abspaltung von Spanien. Nach Angaben der Veranstalter nahmen 930.000 Menschen teil. Die Polizei in Barcelona sprach hingegen von etwa 350.000 Demonstranten.

Demonstrationszug in Barcelona

Demonstrationszug in Barcelona

Foto: RAFAEL MARCHANTE/ REUTERS

Auf ihrem Marsch zum Bahnhof Estació de França skandierten die Demonstranten unter anderem "Ich bin Spanier" und "Viva España". Viele Teilnehmer hüllten sich in spanische Flaggen. "Die Einheit Spaniens steht nicht zur Wahl - sie muss verteidigt werden", hieß es auf einem Schild der Demonstranten. Einige forderten die Festnahme des katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont.

Auch aus anderen Regionen Spaniens waren Teilnehmer in Dutzenden Bussen und Zügen angereist.

Video über die Demonstration: "Die schweigende Mehrheit ist heute laut"

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"Keine Entscheidungen treffen, die irreparabel sein könnten"

Von manchen Befürwortern einer Unabhängigkeit sind ohnehin zurückhaltende Töne zu hören. Santi Vila, Mitglied der katalanischen Regionalregierung, forderte einen "Waffenstillstand": "Das bedeutet, dass wir in den nächsten Stunden und Tagen keine Entscheidungen treffen werden, die irreparabel sein könnten." Der für Unternehmen zuständige Minister rief dazu auf, über "die Nützlichkeit und die Folgen" einer Unabhängigkeitserklärung nachzudenken.

Auch für den früheren Regionalpräsidenten Artur Mas sind noch viele Fragen offen. Es gehe gar nicht so sehr darum, wie die Unabhängigkeit ausgerufen, sondern wie sie umgesetzt werde, sagte der Parteifreund von Regionalpräsident Puigdemont. Der hatte am vorigen Sonntag ungeachtet eines Verbots durch das Verfassungsgericht und gegen den Willen der Zentralregierung in Madrid ein Referendum über die Unabhängigkeit abgehalten.

Demonstranten halten ein Banner mit einem Herz aus den Flaggen Kataloniens, Spaniens und Europas

Demonstranten halten ein Banner mit einem Herz aus den Flaggen Kataloniens, Spaniens und Europas

Foto: Nicolas Carvalho Ochoa/ dpa

Bei der von den Abspaltungsgegnern mehrheitlich boykottierten Befragung gewann das "Ja-Lager mit rund 90 Prozent; die Wahlbeteiligung lag bei 43 Prozent. Die spanische Zentralregierung hatte mit einem großen Polizeiaufgebot versucht, das Referendum zu verhindern. Hunderte Menschen wurden verletzt.

Puigdemont berief für Dienstag eine Sitzung des Regionalparlaments ein, bei der möglicherweise die Unabhängigkeit ausgerufen werden soll. In einem Interview der Zeitung "El País" wies Ministerpräsident Mariano Rajoy die Aufrufe zum Dialog mit den Separatisten erneut scharf zurück. "Spanien wird nicht geteilt werden und die nationale Einheit wird erhalten bleiben", sagte er.

Zu der Kundgebung am Sonntag hat die Organisation Katalanische Zivilgesellschaft aufgerufen. Sie rief die "schweigende Mehrheit" dazu auf, unter dem Motto "Basta! Kehren wir zur Vernunft zurück" auf die Straßen zu gehen. Auch Rajoys konservative Volkspartei (PP) sowie deren parlamentarische Verbündete Ciudadanos unterstützen die Demonstration.

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ulz/dpa/AFP
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