Bilder aus Minsk Schmerz und Schwanensee











"Dieses Bild zeigt Mitglieder der Armee, die das Parlament bewachen. Mit den Soldaten kann man reden, sie sind der Grund, weshalb die Proteste in den vergangenen Tagen friedlich abgelaufen sind. Das ist bemerkenswert, denn üblicherweise ist es die Polizei, die sich den Demonstranten gegenüberstellt. Und dann wird geprügelt, dann gibt es Tote."
"Dieses Bild entstand am selben Ort um ungefähr 21 Uhr abends, die meisten Demonstranten waren da schon nach Hause gegangen. Es zeigt zwei Hipster-Mädchen, die Selfies machen, ich vermute für die sozialen Medien. Früher fand man solche Menschen kaum bei Demonstrationen, da es immer sehr gefährlich war. Das ist im Moment nicht der Fall - aber ich fürchte, das könnte sich bald wieder ändern."
"Das Okrestino-Gefängnis ist ein Symbol der Folter. Hier versammeln sich jede Nacht Menschen, die darauf warten, dass ihre Freunde und Angehörigen freigelassen werden. Manchmal passiert das mitten in der Nacht. Die meisten Inhaftierten werden vom Unabhängigkeitsplatz hergebracht, die hier wartenden Menschen wissen oft nicht einmal, warum ihre Angehörigen festgenommen worden sind."
"Hier sieht man eine medizinische Kontrollstation der Protestbewegung, in der gerade ein Mann untersucht wird, der aus dem Gefängnis entlassen wurde. Ärzte und Psychologen untersuchen die Freigelassenen, die oft starke Verletzungen wie Knochenbrüche erlitten haben, Taxifahrer bringen sie in die umliegenden Krankenhäuser. Im Gefängnis selbst gibt es keinerlei medizinische Hilfe für die Festgenommenen."
"Dieses Foto entstand an der Metrostation Puschkin während einer Schweigeminute für den ersten Toten der Proteste. Gut 10.000 Menschen waren dort, der Verkehr stand still, ein beeindruckender Moment."
"Auf diesem Bild sieht man die Performance eines Künstlers vor dem Kunstmuseum in Minsk. Er präsentierte Fotografien von Folteropfern und zeigte auch seinen eigenen Körper, der ebenfalls von Blessuren übersät war, die von seiner Inhaftierung stammen. Diese Szene ist auch deshalb sehr kraftvoll, da im Inneren des Kunstmuseums nie zeitgenössische Kunst gezeigt wird."
"Für jemanden, der etwas über die Geschichte von Belarus weiß, ist das ein sehr lustiges und symbolträchtiges Bild. Die Menschen im Bild tanzen eine Szene aus 'Schwanensee' vor dem Gebäude des nationalen Fernsehsenders. Eine Aufzeichnung dieses Balletts wurde nämlich immer dann eingespielt, wenn das nationale Fernsehen abgedreht wurde - während des Zusammenbruchs der Sowjetunion 1991 zum Beispiel."
"Dieses Bild zeigt einen jungen Mann, der die riesige Lenin-Statue am Unabhängigkeitsplatz in Minsk besteigt, um dort die alte weiß-rot-weiße Flagge von Belarus anzubringen. Lukaschenko änderte sie nach seinem Machtantritt in Rot-Grün. Deshalb ist die Flagge nun zum Symbol der Protestbewegung geworden. Vom Fenster meiner Wohnung aus sehe ich aktuell vier Stück wehen."
"Diese Männer mit ihrem Schild 'Lang lebe Belarus' sind zentral für den bisherigen Erfolg der Protestbewegung. Es sind Fabrikarbeiter, die ihre Arbeit niedergelegt haben, um zu demonstrieren. Somit stehen die Fabriken still - und der Druck auf Lukaschenko steigt."
"Die Fingernägel dieser Demonstrantin zeigen zwei zentrale Slogans der Protestbewegung. Links steht 'Ich' und 'Wir', was soviel bedeutet wie: 'Wir sind alle zusammen.' Auf dem rechten steht '97 %'. Diese Zahl stammt aus der Umfrage eines unabhängigen Internetportals, bei der vor der umstrittenen Wahl nur drei Prozent der Befragten angaben, Lukaschenko zu wählen. Danach wurden solche Umfragen verboten, das Witzemachen darüber allerdings ist geblieben."
Der Fotograf Andrei Liankevich wurde 1981 in Grodno (Belarus) geboren. Er lebt in Minsk und arbeitet regelmäßig für den SPIEGEL und andere internationale Medien.
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"Dieses Bild zeigt Mitglieder der Armee, die das Parlament bewachen. Mit den Soldaten kann man reden, sie sind der Grund, weshalb die Proteste in den vergangenen Tagen friedlich abgelaufen sind. Das ist bemerkenswert, denn üblicherweise ist es die Polizei, die sich den Demonstranten gegenüberstellt. Und dann wird geprügelt, dann gibt es Tote."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGEL"Dieses Bild entstand am selben Ort um ungefähr 21 Uhr abends, die meisten Demonstranten waren da schon nach Hause gegangen. Es zeigt zwei Hipster-Mädchen, die Selfies machen, ich vermute für die sozialen Medien. Früher fand man solche Menschen kaum bei Demonstrationen, da es immer sehr gefährlich war. Das ist im Moment nicht der Fall - aber ich fürchte, das könnte sich bald wieder ändern."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGEL"Das Okrestino-Gefängnis ist ein Symbol der Folter. Hier versammeln sich jede Nacht Menschen, die darauf warten, dass ihre Freunde und Angehörigen freigelassen werden. Manchmal passiert das mitten in der Nacht. Die meisten Inhaftierten werden vom Unabhängigkeitsplatz hergebracht, die hier wartenden Menschen wissen oft nicht einmal, warum ihre Angehörigen festgenommen worden sind."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGEL"Hier sieht man eine medizinische Kontrollstation der Protestbewegung, in der gerade ein Mann untersucht wird, der aus dem Gefängnis entlassen wurde. Ärzte und Psychologen untersuchen die Freigelassenen, die oft starke Verletzungen wie Knochenbrüche erlitten haben, Taxifahrer bringen sie in die umliegenden Krankenhäuser. Im Gefängnis selbst gibt es keinerlei medizinische Hilfe für die Festgenommenen."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGEL"Auf diesem Bild sieht man die Performance eines Künstlers vor dem Kunstmuseum in Minsk. Er präsentierte Fotografien von Folteropfern und zeigte auch seinen eigenen Körper, der ebenfalls von Blessuren übersät war, die von seiner Inhaftierung stammen. Diese Szene ist auch deshalb sehr kraftvoll, da im Inneren des Kunstmuseums nie zeitgenössische Kunst gezeigt wird."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGEL"Für jemanden, der etwas über die Geschichte von Belarus weiß, ist das ein sehr lustiges und symbolträchtiges Bild. Die Menschen im Bild tanzen eine Szene aus 'Schwanensee' vor dem Gebäude des nationalen Fernsehsenders. Eine Aufzeichnung dieses Balletts wurde nämlich immer dann eingespielt, wenn das nationale Fernsehen abgedreht wurde - während des Zusammenbruchs der Sowjetunion 1991 zum Beispiel."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGEL"Dieses Bild zeigt einen jungen Mann, der die riesige Lenin-Statue am Unabhängigkeitsplatz in Minsk besteigt, um dort die alte weiß-rot-weiße Flagge von Belarus anzubringen. Lukaschenko änderte sie nach seinem Machtantritt in Rot-Grün. Deshalb ist die Flagge nun zum Symbol der Protestbewegung geworden. Vom Fenster meiner Wohnung aus sehe ich aktuell vier Stück wehen."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGEL"Diese Männer mit ihrem Schild 'Lang lebe Belarus' sind zentral für den bisherigen Erfolg der Protestbewegung. Es sind Fabrikarbeiter, die ihre Arbeit niedergelegt haben, um zu demonstrieren. Somit stehen die Fabriken still - und der Druck auf Lukaschenko steigt."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGEL"Die Fingernägel dieser Demonstrantin zeigen zwei zentrale Slogans der Protestbewegung. Links steht 'Ich' und 'Wir', was soviel bedeutet wie: 'Wir sind alle zusammen.' Auf dem rechten steht '97 %'. Diese Zahl stammt aus der Umfrage eines unabhängigen Internetportals, bei der vor der umstrittenen Wahl nur drei Prozent der Befragten angaben, Lukaschenko zu wählen. Danach wurden solche Umfragen verboten, das Witzemachen darüber allerdings ist geblieben."
Foto: Andrei Liankevich / DER SPIEGELMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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