Bericht von Uno-Experten Nordkorea lieferte wohl Atomtechnik an Iran

Kim Jong Il provoziert die Welt gern - mit Bombentests und wüsten Drohungen. Doch offenbar exportierte Nordkorea auch Atom- und Raketentechnik an Staaten wie Iran, Syrien und Birma. Von dem heimlichen Handel berichtet ein Uno-Expertenausschuss.
Militärparade mit nordkoreanischen Raketen in Pjöngjang: Heimlicher Handel mit Iran

Militärparade mit nordkoreanischen Raketen in Pjöngjang: Heimlicher Handel mit Iran

Foto: ? KNS Korean News Agency / Reuters/ REUTERS

New York - 47 Seiten lang ist das Papier der Uno-Fachleute. Sie sollen die Uno-Sanktionen gegen Nordkorea überwachen - und zeigen nun drastische Verstöße Pjöngjangs auf. Das Land soll heimlich Atomtechnologie und Bauteile für ballistische Raketen exportiert haben. Käufer seien unter anderem Iran, Syrien und Burma gewesen.

Entsprechende Exporte seien über Mittelsmänner und dubiose Firmenkonstrukte abgewickelt worden, sagte ein westlicher Diplomat, der ungenannt bleiben wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings müssten die Hinweise weiter überprüft werden.

Zwar seien seit der Verschärfung der Uno-Sanktionen gegen Pjöngjang im Juni vergangenen Jahres nur noch Lieferungen konventioneller Waffen aus Nordkorea abgefangen geworden, heißt es in dem Bericht. Expertisen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und Informationen der US-Regierung und Frankreichs legten aber nahe, dass das Land weiter auch Bauteile für Raketen und Atomtechnologie exportiere.

Atomtechnik

Nordkorea wird seit längerem verdächtigt, an Iran zu liefern. Die Islamische Republik weist den Vorwurf zurück, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung an Atomwaffen zu arbeiten.

Scharfer Konflikt auf der koreanischen Halbinsel

Die Krise zwischen Nord- und Südkorea verschärft sich indes weiter. Die US-Botschafterin bei der Uno, Susan Rice, warnte den kommunistischen Norden vor weiteren "Aggressionen", die die gegenwärtige Lage noch verschlimmern könnten. Südkorea dagegen habe bislang "sehr verantwortungsbewusst und maßvoll" gehandelt.

Ermittler aus fünf Ländern hatten vergangene Woche erklärt, sie hätten "überwältigende Beweise" dafür, dass Nordkorea für den Torpedoangriff auf ein südkoreanisches Kriegsschiff am 26. März im Gelben Meer verantwortlich sei. Bei dem Unglück waren 46 Menschen ums Leben gekommen. Pjöngjang weist jede Schuld von sich. Die Lage auf der geteilten koreanischen Halbinsel ist seit dem Untergang des Schiffs äußerst gespannt.

Nordkorea erklärte zuletzt, das Land werde Sicherheitsabkommen zur Verhinderung bewaffneter Zusammenstöße kündigen. Die Vereinbarung werde für "vollkommen nichtig erklärt". Sollten südkoreanische Schiffe in die nordkoreanischen Hoheitsgewässer vordringen, würden sie sofort angegriffen, hieß es in der von der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung.

Die südkoreanische Marine demonstrierte mit einem eintägigen Manöver am Donnerstag militärische Stärke, während in der Hauptstadt Seoul rund 10.000 Demonstranten Vergeltung forderten.

Pjöngjang

Nach dem Willen von Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon soll sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit dem Streit zwischen beiden Ländern befassen. Er habe das Gremium aufgefordert, die "notwendigen Maßnahmen" zur Beseitigung der wachsenden Spannungen zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten zu ergreifen, sagte Ban am Donnerstag in Rio de Janeiro. Die USA forderten auf, seine "provokanten Erklärungen und Akte" einzustellen.

China ist einer der wenigen Verbündeten Nordkoreas und hat als ständiges Mitglied des Uno-Sicherheitsrat ein Vetorecht. Peking wird nach Darstellung der südkoreanischen Regierung die Verantwortlichen für den Untergang des Kriegsschiffs nicht schützen.

Peking werde den Bericht der internationalen Untersuchungskommission sorgfältig prüfen und eine "objektive und gerechte" Haltung einnehmen, zitierte ein Regierungssprecher in Seoul den chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao am Freitag. Wen habe diese Zusage bei einem Gespräch mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak gemacht. Zu Beginn eines dreitägigen Besuchs in Seoul vermied Wen aber direkte Schuldzuweisungen in Richtung Nordkoreas.

Japan kündigte am Freitag eine Verschärfung seiner Sanktionen gegen Nordkorea an. Geldtransfers von Bewohnern Japans nach Nordkorea müssen künftig ab einem Wert von drei Millionen Yen, umgerechnet 27.000 Euro, genehmigt werden, teilte die Regierung in Tokio mit. Zuvor lag die Grenze bei zehn Millionen Yen. Japan hat bereits ein vollständiges Wirtschaftsembargo gegen Nordkorea verhängt und stellt nordkoreanischen Staatsbürgern keine Visa aus.

kgp/apn/Reuters/AFP
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