Bill Daley Obamas Top-Berater tritt zurück
Der Stabschef im Weißen Haus, Bill Daley, gibt sein Amt überraschend auf. Damit verliert Barack Obama seinen wichtigsten Berater - ausgerechnet im Jahr der Präsidentschaftswahl. Es ist bereits das zweite Mal, dass ein Vertrauensmann in dieser Position geht.
Washington - US-Präsident Barack Obama hat einen wichtigen Personalwechsel in seinem engsten Führungskreis bekannt gegeben: Der bisherige Stabschef Bill Daley geht, für ihn übernimmt Ende Januar der derzeitige Budget-Chef Jacob Lew.
Gründe für den Rückzug sind bisher nicht bekannt. Aus dem Umfeld des Weißen Hauses hieß es, die Chemie zwischen Daley und dem engsten Kreis um Obama habe nicht gestimmt. Offenbar will sich das Weiße Haus im Wahlkampf um das Präsidentenamt keine internen Verstimmungen leisten.
"Bill hat mir gesagt, dass er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen möchte", sagte Obama und dankte Daley für seine Leistungen. "Bill war ein herausragender Stabschef während einer der arbeitsreichsten und folgenschwersten Jahre meiner Präsidentschaft", so der Präsident über seinen scheidenden Stabschef.
Die "New York Times" berichtete, dass Daley Obama bereits in der vergangenen Woche über seinen Amtsverzicht in Kenntnis gesetzt habe. Nach Gesprächen mit seiner Frau während der Weihnachtsfeiertage habe Daley den Entschluss gefasst, das Weiße Haus zu verlassen.
Schon seit November hatte sich ein Wechsel abgezeichnet. Obamas Vertrauter Pete Rouse hatte zunehmend Aufgaben des Stabschefs in der Alltagsplanung des Präsidenten übernommen, Daleys Einfluss wurde schwächer. Dennoch hatten Beobachter nicht damit gerechnet, dass Daley noch vor der Wahl im November 2012 geht.
Lew soll gute Verbindungen ins Kapitol haben
Der 63-Jährige war von 1997 bis 2000 Minister in der Regierung von Präsident Bill Clinton und später Top-Manager bei der Großbank JP Morgan Chase. Damals half er unter anderem dabei, das umstrittene Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) im Kongress durchzubringen. Er galt bei seiner Berufung als pressefreundlich und offen, mit guten Verbindungen zu Unternehmen und sollte wichtige Verbindungen zwischen dem Weißen Haus und der Wirtschaft knüpfen. Allerdings soll sein Kontakt zu den beiden Kammern im Kapitol, Senat und Kongress, nicht sehr gut gewesen sein.
Daley hatte im Januar 2011 die Nachfolge von Rahm Emanuel angetreten, der ausgeschieden war, um für das Bürgermeisteramt von Chicago zu kandidieren. Nach Emanuels Weggang hatte Obamas langjähriger Vertrauter Pete Rouse übergangsweise den Posten als Stabschef im Weißen Haus übernommen.
Lew war bereits Budget-Chef unter Bill Clinton und später Stellvertreter von Außenministerin Hillary Clinton, bevor ihn Obama zum Chef des Etatbüros der Regierung machte. Er gilt als klassischer Bürokrat mit guten Verbindungen ins Kapitol. So soll Lew im Streit um die US-Schuldenkrise zwischen Demokraten und Republikanern maßgeblich vermittelt haben.
2012 ist das Jahr der US-Präsidentschaftswahl. Wichtige Vorwahlen finden an diesem Dienstag im Bundesstaat New Hampshire statt.
ffr/lgr/Reuters/AP/dpa/AFP