Blitzvisite in Islamabad Rice drängt Pakistan zu mehr Einsatz gegen Terror

Klare Worte in Islamabad: US-Außenministerin Rice hat Pakistan bei einem unangekündigten Besuch zu mehr Einsatz im Kampf gegen gewalttätige Islamisten aufgefordert. In Indien wurden mehrere Flughäfen wegen Terrorwarnungen in Alarmbereitschaft versetzt - darunter die in Neu-Delhi und Mumbai.

Islamabad/Neu-Delhi - Condoleezza Rice hat Pakistan zu einem harten Vorgehen gegen Terroristen aufgefordert. Bei einem unangekündigten Besuch in Islamabad sagte die US-Außenministerin, "die globale Bedrohung durch Extremismus und Terrorismus" müsse von allen Ländern entschlossen beantwortet werden. Darüber wolle sie mit der pakistanischen Regierung sprechen.

US-Außenministerin Rice (noch in Indien am Mittwoch): Aufforderung zu "robuster und effizienter Antwort auf die globale Bedrohung"

US-Außenministerin Rice (noch in Indien am Mittwoch): Aufforderung zu "robuster und effizienter Antwort auf die globale Bedrohung"

Foto: REUTERS

Rice betonte, Pakistan müsse selbst entscheiden, wie es auf Extremismus reagiere. "Es muss lediglich eine robuste und effiziente Antwort sein." Sie äußerte Vertrauen in die Entschlossenheit der pakistanischen Regierung.

Zuvor hatte die Außenministerin Pakistan bereits von Indien aus zu einer umfassenden Kooperation bei der Aufklärung der Anschlagserie mit 200 Toten gedrängt. Auf die Frage einer Journalistin, ob die USA indische Militärschläge gegen Terrorcamps in Pakistan unterstützen würden, hatte Rice ausweichend geantwortet: "Jede Reaktion muss an ihrer Effektivität zur Vermeidung (weiterer Anschläge) gemessen werden und daran, nicht weitere unbeabsichtigte Folgen oder Schwierigkeiten zu schaffen", sagte sie.

Angesichts wachsender Spannungen der beiden benachbarten Atomstaaten will Rice versuchen, die Lage in der Region zu entschärfen. Während ihres knapp fünfstündigen Aufenthalts in Islamabad trifft sie sich mit Präsident Asif Ali Zardari und Regierungschef Minister Yousaf Raza Gilani.

Wegen Terrorwarnungen ist an Indiens großen Flughäfen die höchste Alarmstufe ausgerufen worden. Zuvor hatte Verteidigungsminister A.K. Antony bereits die Armee wegen drohender "Terroranschläge aus der Luft" alarmiert, wie Behördenvertreter mitteilten. Das Militär habe auf die Warnung der Regierung hin die üblichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Es wurde befürchtet, dass Luftpiraten Flugzeuge entführen und damit Anschläge verüben könnten.

Aus Regierungskreisen verlautete, die Flughäfen in Neu-Delhi, Bangalore, Mumbai und Kalkutta seien betroffen. Nach Behördenangaben stammten die Hinweise auf möglicherweise geplante Anschläge mit Flugzeugen aus Geheimdienstkreisen.

Indien hatte zuletzt den Ton gegenüber Pakistan deutlich verschärft. So sagte Außenminister Paranab Mukherjee, es gebe keinen Zweifel daran, dass die Urheber der verheerenden Terrorserie mit 200 Todesopfern und rund 300 Verletzten in Pakistan säßen.

Als Drahtzieher der Anschläge vermuten indische Behörden zwei Anführer einer pakistanischen Extremistengruppe, verlautete aus Geheimdienstkreisen in Neu-Delhi. Die Indizien deuteten auf Zaki-ur-Rehman Lakhvi und Yusuf Muzammil hin, sagte ein Gewährsmann, der anonym bleiben wollte. Beide gelten als führende Mitglieder der Untergrundorganisation Lashkar-i-Toiba - auf deutsch: "Die Armee der Reinen".

Die USA haben auf eigene Faust immer wieder mutmaßliche Stellungen von Extremisten im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan bombardiert und sind dafür von der pakistanischen Regierung kritisiert worden.

Neue Spannungen zwischen Indien und Pakistan könnten die Bemühungen der USA und der Nato für eine Stabilisierung der Lage in Afghanistan weiter gefährden. Pakistanische Sicherheitsexperten haben bereits gewarnt, bei einer Krise müssten sie Truppen vom Kampf gegen Taliban-Stellungen an der Grenze zu Afghanistan an die indische Grenze abziehen.

cte/Reuters/AP/AFP/dpa
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