Blut-Erkrankung Arafat in Pariser Spezialklinik

Jassir Arafat wird derzeit in einem Krankenhaus in Paris behandelt. Der schwer erkrankte Palästinenserpräsident wird nach Angaben von Beratern auf Blutkrebs untersucht, ein Ergebnis werde jedoch erst in einigen Tagen erwartet.



Amman/Paris - "Bislang gibt es keine Bestätigung der Ärzte für diese Krankheit", sagte Arafats Berater Mohammad Raschid. Arafat wurde gestern vom Militärflugplatz Velizy-Villacoublay, 16 Kilometer südwestlich von Paris, mit einem Hubschrauber in das stark gesicherte "Hôpital d'Instruction des Armées de Percy" gebracht. Die Klinik ist auf die Behandlung von Bluterkrankungen spezialisiert. Dort war für Arafat ein Sonderzimmer für hoch stehende Persönlichkeiten vorbereitet worden.

Arafat ist nach Angaben einer palästinensischen Diplomatin "bei Bewusstsein und in guter Verfassung". Die diplomatische Repräsentantin der Palästinenser in Frankreich, Leila Schahid, teilte mit, sie habe mit Arafat nach dessen Einlieferung in das Krankenhaus gesprochen. Die ärztlichen Untersuchungen dort hätten bereits begonnen, aber die Ergebnisse - und damit eine klare Diagnose - würden voraussichtlich erst in drei Tagen vorliegen.

"Wir sind sehr erleichtert, dass er in der Lage war zu reisen, dass er in guter Verfassung war und bei Bewusstsein", sagte die Diplomatin. Arafat leide seit rund drei Wochen unter einer Darmgrippe, "aber offensichtlich ist es mehr als das". Arafat sei "erleichtert und glücklich", zur Behandlung in Frankreich zu sein.

Der Palästinenserpräsident hatte sein Hauptquartier in Ramallah gestern Morgen an Bord eines jordanischen Militärhubschraubers verlassen. Auf einem Flughafen in der jordanischen Hauptstadt Amman stieg er in ein französisches Sanitätsflugzeug um, das eine halbe Stunde später Richtung Paris startete. Arafat sah blass und mitgenommen aus, als er den Helikopter in Ramallah bestieg. Er lächelte jedoch etwas, als Anhänger ihm seinen alten Kampfnamen zuriefen: "Mit unserem Geist und unserem Blut werden wir dich erlösen, Abu Ammar!" Der 75-Jährige blickte sie an und sagte: "Ich werde bald wieder zurück sein, mit Gottes Hilfe!" In der Tür des Hubschraubers drehte er sich noch einmal um und warf Handküsse in die Menge.

Nach offiziell nicht bestätigten Zeugenaussagen verbrachte Arafat den gesamten Flug, auch das letzte Stück in einem Puma-Helikopter, auf einer Trage liegend und bei Bewusstsein. Begrüßt wurde er von der palästinensischen Repräsentantin in Frankreich, Leila Schahid.

Der Präsident des palästinensischen Autonomierats hat seinen Amtssitz in Ramallah damit zum ersten Mal seit nahezu drei Jahren verlassen. Wegen seiner schweren Krankheit hob die israelische Regierung das Reiseverbot auf und gestattete Arafat auch, wieder ins Westjordanland zurückzukehren. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac sagte, seine Regierung habe Arafat auf Bitten seiner Umgebung nach Frankreich gebracht.

An was Arafat erkrankt ist, ist nach wie vor unklar. Die Ärzte haben im Blut Arafats einen Mangel an Thrombozyten festgestellt - diese Blutplättchen sind für die Blutgerinnung zuständig. Eine Leukämie als Krankheitsursache schlossen die Ärzte allerdings aus. Arafats Leibarzt Ashraf Kurdi sagte, es gebe keine akute Lebensgefahr. "Sein Zustand ist gut, und er ist guter Dinge", sagte der Mediziner.

Vor dem erst 1996 eingeweihten Militärkrankenhaus versammelte sich eine kleine Gruppe von Arafat-Anhängern. "Ich warte auf Arafat, um ihm zu sagen, dass ich an ihn denke", sagte eine 35 Jahre alte Französin. "Wir hoffen, dass wir den Kampf für das palästinensische Volk fortsetzen können."

Das "Hôpital d'Instruction des Armées de Percy" ist eines von neun Militärkrankenhäusern in Frankreich mit einem bedeutenden Schmerzzentrum und erst seit Februar 1996 in Betrieb. Es hat 430 Betten und beschäftigt 1200 Menschen, darunter 110 Ärzte. Spezialisiert ist die auch für Zivilpersonen offene Klinik auf Blutstörungen.

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