Blutbad in Pakistan Attentat auf Jubelparade für Bhutto - mehr als 120 Tote
Karatschi - Retter eilen Verletzten zu Hilfe, Helfer bahnen sich ihren Weg durch die Trümmer. Auf der Straße sind Leichenteile verstreut. Tote Körper liegen überall im Umkreis der Explosion. Szenen des Grauens in Karatschi: Islamistische Terroristen haben am späten Donnerstagabend einen Anschlag auf die Jubelparade zur Heimkehr der früheren Regierungschefin Benazir Bhutto begangen.
Ihr Konvoi war gerade inmitten von Zehntausenden Feiernden unterwegs, da gingen die Sprengsätze hoch. Gezielt griffen die Terroristen Bhuttos Parade-Lastwagen an: Nach Angaben der Polizei wurde erst eine Granate gezündet, dann sprengte sich ein Selbstmordattentäter direkt neben dem Konvoi in die Luft.
Bhuttos Fahrzeug sei das Ziel gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Auch Zeugen bestätigten, die Sprengsätze seien nur wenige Meter entfernt davon gezündet worden, in kurzem Abstand hintereinander, erst ein kleinerer, dann ein großer. Durch die Detonation habe ein Polizeiauto Feuer gefangen, die Scheiben des Lastwagens seien zersplittert, in dessen Inneren sich Bhutto laut einem Mitarbeiter gerade befand - den Angaben zufolge war sie gerade auf der Toilette, was ihr womöglich das Leben rettete. Sie konnte sich nach draußen auf die Straße retten und blieb unverletzt. Sie sei in Sicherheit, sagte ein Polizeisprecher, "sie wurde in ihre Residenz gebracht".
Im Umfeld der Explosion richteten die Sprengsätze dagegen ein Blutbad an. Mindestens 120 Menschen wurden nach Angaben der Polizei, der Rundfunksender und aus Krankenhäusern der Millionenstadt Karatschi getötet, offenbar mehr als 550 verletzt.
Die 54-jährige Oppositionspolitikerin Bhutto war heute nach acht Jahren Exil nach Pakistan zurückgekehrt. Mindestens drei Extremistengruppen aus dem Umfeld von Taliban und al-Qaida hatten nach Angaben der Provinzregierung in Karatschi mit Anschlägen auf die Politikerin gedroht, weil sie die Anti-Terror-Politik der USA unterstütze. Präsident Pervez Musharraf nannte den Anschlag eine "Verschwörung gegen die Demokratie". Bhuttos Mann, der noch im Exil in Dubai ist, machte dagegen staatliche Stellen für das Attentat verantwortlich: "Das ist das Werk der Geheimdienste."
Als Bhutto vor ihrem Aufbruch in die Heimat gefragt wurde, wie sie zur Gefahr von Selbstmordanschlägen stehe, antwortete sie: "Muslime wissen, wenn sie eine Frau angreifen, werden sie in der Hölle schmoren." Die Regionalregierung von Karatschi hatte Bhutto im Vorfeld gebeten, die Pläne für eine Parade aufzugeben, weil sie dort zu verwundbar sei.
Volksfest für Bhutto vor dem Anschlag
Mehr als 200.000 Anhänger hatten Bhutto vor dem Anschlag einen triumphalen Empfang bereitet. Hunderte festlich geschmückte Busse und andere Fahrzeuge säumten die Hauptstraße vom Flughafen nach Karatschi, überall waren die rot-grün-schwarzen Farben der Volkspartei zu sehen.
Bhutto will mit ihrer Pakistanischen Volkspartei (PPP) in den Wahlkampf für die Parlamentswahl Anfang Januar ziehen. Erwartet wird, dass es nach der Wahl zu einer Vereinbarung Bhuttos mit Präsident Pervez Musharraf kommt. Der Präsident hatte jüngst die von der Opposition weitgehend boykottierte Präsidentenwahl für sich entschieden. Er war 1999 durch einen Staatsstreich an die Macht gelangt.
Bhutto genießt nach zwei Regierungszeiten in weiten Teilen der Bevölkerung hohes Ansehen. Vor ihrem Abflug in Dubai bezeichnete Bhutto ihre Rückkehr als ein Wunder und sagte, sie hoffe auch auf "ein Wunder für die verarmten Menschen in Pakistan, die sich verzweifelt nach Änderungen sehnen, die Sicherheit, Chancen und Arbeiten wollen".
Die USA verurteilten den Anschlag in Karatschi. "Wir trauern um die vielen unschuldig Getöteten", sagte ein Sprecher. "Wir werden es nicht zulassen, dass Extremisten die Pakistaner an der freien Wahl ihrer Vertreter durch einen offenen und demokratischen Prozess hindern."
Auch Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich entsetzt über die Anschläge und verurteilte sie zutiefst. Er rief alle politischen Kräfte in Pakistan dazu auf, die nationale Einheit zu bewahren und zu stärken.
reh/plö/AP/rtr/AFP