Blutiger Rekord Im Oktober 3709 Menschen im Irak getötet
Bagdad - Anschläge und Übergriffe kosteten demnach 3709 Menschen das Leben. Der tödlichste Monat war zuvor der Juli mit 3590 Todesopfern, wie Uno-Sprecher Said Arikat in Genf mitteilte. In der Hauptstadt Bagdad seien allein im September und Oktober fast 5000 Menschen getötet worden. Viele aufgefundene Leichen weisen Spuren von Folterungen auf.
Auch für die US-Streitkräfte war der Oktober der verlustreichste Monat seit rund zwei Jahren. 102 Soldaten wurden bei Kämpfen und Anschlägen im Irak getötet.
Die Uno stützt ihre Zahlen auf Angaben des irakischen Gesundheitsministeriums. Dem Bericht zufolge verursacht die sich verschlechternde Sicherheitslage zugleich eine beispiellose Fluchtbewegung innerhalb des Landes. Seit Beginn der US-Invasion hätten zwei Millionen Iraker ihre Wohnorte verlassen, hieß es. Allein seit Februar seien knapp 420.000 Menschen geflüchtet. Damals löste ein Anschlag auf eine schiitische Moschee in Samarra eine Welle von Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten aus, die den Irak an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht hat.
Zudem fliehen den Angaben zufolge monatlich fast 100.000 Iraker in die Nachbarländer Syrien und Jordanien. Seit dem US-Einmarsch hätten 1,6 Millionen Iraker ihr Heimatland verlassen. "Ganze Viertel sind in unterschiedlichem Maße betroffen", hieß es in dem Bericht. "Nachbarschaften haben sich aufgelöst und die Bewohner wurden gezwungen, sich woanders in Sicherheit zu bringen."
Die Uno legt ihren Bericht zur Menschenrechtslage alle zwei Monate vor.
Journalist getötet, Anschlag in der Grünen Zone
Auch heute fielen der anhaltenden Gewalt wieder zahlreiche Menschen zum Opfer. Landesweit gab es nach Polizeiangaben mindestens 13 Tote. Unter anderem wurde in Bagdad ein Journalist der staatlichen Zeitung "Al Sabah" erschossen. Seit Beginn des Krieges im März 2003 sind damit mindestens 92 Journalisten im Irak getötet worden.
Ein Sprecher des Hochschulministeriums sagte, von Dutzenden Beamten und Experten, die am 14. November aus dem Institut für Kulturforschung entführt worden war, fehle immer noch jede Spur. Rund 70 der 100 bis 150 Entführungsopfer seien freigelassen worden. "In der Gerichtsmedizin von Bagdad konnten die Leichen von zwei Beamten identifiziert werden, an denen Folterspuren zu sehen waren", erklärte der Sprecher.
Auf den irakischen Parlamentspräsidenten Mahmud al-Maschhadani sollte offenbar ein Autobombenanschlag in der schwer bewachten Grünen Zone in Bagdad verübt werden. In einem Wagen von Maschhadanis Konvoi explodierte nach Angaben aus Parlamentskreisen eine Bombe, dabei wurde ein amerikanischer Leibwächter leicht verletzt. Der Mitarbeiter habe weitere Sprengsätze entdeckt.
US-Präsident George W. Bush und der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki wollen in der kommenden Woche in Jordanien zusammenkommen. Bei dem Treffen am 29. und 30. November werde es um die gegenwärtigen Entwicklungen im Irak gehen, hieß es in einer Erklärung, die Bushs Sprecher Tony Snow verteilte.
Bush trifft Maliki
"Wir bekräftigen unsere Verpflichtung, einen friedlichen, demokratischen und sicheren Irak aufzubauen und die Partnerschaft zwischen unseren beiden Staaten zu verstärken", hieß es in der gemeinsamen Erklärung von Bush und Maliki. Die beiden Politiker hatten sich zuletzt Ende Juli in Washington getroffen. Besuche westlicher Staats- und Regierungschefs im Irak werden aus Sicherheitsgründen grundsätzlich nicht angekündigt.
Nach Einschätzung des dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen kann es im Irak nur Frieden geben, wenn in die Bemühungen auch die Nachbarländer eingeschlossen werden. Außerdem müsse der von Maliki vorgestellte Plan zur nationalen Versöhnung greifen, sagte Fogh Rasmussen in einem Telefongespräch mit dem ehemaligen US-Außenminister James Baker. Baker leitet eine Expertengruppe, die Empfehlungen zur künftigen Irak-Strategie der USA vorlegen soll.
Ein irakisches Gericht verurteilte unterdessen ein Mitglied des Terrornetzwerks al-Qaida wegen der Entführung und Ermordung eines japanischen Rucksacktouristen im Jahr 2004 zum Tod, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Der Angeklagte gestand demnach, noch 115 weitere Menschen geköpft zu haben.
jaf/AP/rtr/dpa