Reaktionen auf Johnson-Ernennung "Ich wünschte, es wäre ein Witz"

Boris Johnson
Foto: LEON NEAL/ AFPIn der Brexit-Kampagne setzte er sich vehement für den Austritt Großbritanniens aus der EU ein, jetzt hat die neue Premierministerin Theresa May den früheren Londoner Bürgermeister Boris Johnson zum Außenminister ernannt.
Politiker in Europa reagierten mit Verblüffung und Staunen auf die überraschende Ernennung. "Während des Wahlkampfs hat er das britische Volk immer wieder angelogen und jetzt ist er es, der mit dem Rücken zur Wand steht ", sagte Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault dem Radiosender Europe 1. "Ich brauche ein Gegenüber, mit dem ich verhandeln kann und der eindeutig, glaubwürdig und verlässlich ist." Die Ernennung von Johnson zum Minister sei ein "Zeichen für die politische Krise" in Großbritannien nach dem Brexit-Votum.

Jean-Marc Ayrault
Foto: ALAIN JOCARD/ AFPDer Fraktionschef der Liberalen im EU-Parlament, der Belgier Guy Verhofstadt, reagierte mit Sarkasmus auf die Ernennung Johnsons. "Eindeutig kennt der britische Humor keine Grenzen", twitterte er.
Clearly British humour has no borders... https://t.co/LhWowfjwJU #TheresaMayPM
— Guy Verhofstadt (@guyverhofstadt) July 13, 2016
Auch der frühere schwedische Ministerpräsident und Außenminister Carl Bildt äußerte sich verblüfft per Twitter auf die Ernennung Johnsons: "Ich wünschte, es wäre ein Witz. Aber ich befürchte, es ist keiner..:"
I wish it was a joke, but I fear it isn't. Exit upon exit. pic.twitter.com/8qmlSkQNRj
— Carl Bildt (@carlbildt) July 13, 2016
Die türkische Regierung äußerte sich zurückhaltend auf die Ernennung von Johnson: Dessen Äußerungen über die Türkei und Präsident Erdogan seien zwar "unakzeptabel", sagte ein Sprecher nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. Die türkisch-britischen Beziehungen seien aber wichtiger als solche Äußerungen.
Nach dem deutschen Satiriker Jan Böhmermann hatte auch Johnson ein Schmähgedicht auf das türkische Staatsoberhaupt verfasst. Er reichte seinen Fünf-Zeilen-Limerick bei einem Wettbewerb des politischen Magazins "Spectator" für "Beleidigende Gedichte über Erdogan" ein - und gewann prompt.

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