Feuer im Regenwald Macron ruft "Notfall" aus - Bolsonaro wittert "kolonialistische Mentalität"

Mehr als 70.000 Feuer wüten im südamerikanischen Regenwald. Frankreichs Präsident Macron will diese Umweltkatastrophe auf die G7-Agenda setzen. Damit erzürnt er jedoch seinen Amtskollegen in Brasilien.
Löscheinsatz in Brasilien: Kampf gegen Zehntausende Brandherde

Löscheinsatz in Brasilien: Kampf gegen Zehntausende Brandherde

Foto: Vinicius Mendonza/Ibama/dpa

Mit einem dringenden Appell hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dafür geworben, die massiven Waldbrände in der Amazonasregion auf die Tagesordnung des G7-Gipfels in Biarritz zu setzen. "Unser Haus brennt. Wortwörtlich", schrieb Macron am Donnerstagabend bei Twitter zu einem Foto des brennenden Regenwalds.

Die Brände stellten eine internationale Krise dar, so Macron. Er rief die Regierungschefs der sieben großen Industrienationen auf, "diesen Notfall" als ersten Punkt beim Gipfeltreffen ab Samstag zu besprechen. Die Lunge des Planeten stehe in Flammen, so Macron weiter bei Twitter.

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In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig, da es in der Region nur wenige Straßen gibt und sich die Einsatzkräfte deshalb mit Booten auf Flüssen bewegen müssen

Bei Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro kommt der Vorstoß aus Frankreich allerdings gar nicht gut an. Er warf Macron am Donnerstag, ebenfalls bei Twitter, eine "kolonialistische Mentalität" vor, weil er beim G7-Gipfel über die Feuer sprechen wolle, ohne dass die Länder der Amazonas-Region dabei seien.

Der ultrarechte Präsident beschuldigte Macron zudem, eine "innere" Angelegenheit Brasiliens und anderer Staaten im Amazonasgebiet "instrumentalisieren" zu wollen, um "persönlichen politischen Profit" herauszuschlagen. Macrons "sensationsheischender Ton" trage nicht zur Lösung des Problems bei, schrieb Bolsonaro.

Jair Bolsonaro: Krude Theorien, keine Belege

Jair Bolsonaro: Krude Theorien, keine Belege

Foto: Adriano Machado/ REUTERS

Am Vortag hatte der Brasilianer bereits NGOs beschuldigt, die Feuer in den Urwaldregionen selbst gelegt zu haben - um an Hilfsgelder zu kommen und möglichst spektakuläre Aufnahmen zu erlangen. Belege für diese abstruse Behauptung blieb er schuldig und verwies auf ein persönliches Gefühl.

Bolivien hofft auf Super-Lösch-Jumbo

Nicht nur in Brasilien wüten die Feuer, auch das Nachbarland Bolivien ist massiv betroffen. Dort brennen 650.000 Hektar Wald und die Hilfskräfte sind mit den Löscharbeiten in unwegsamem Gelände zunehmend überfordert. Nun hoffen sie auf Unterstützung aus der Luft. Ein Löschflugzeug vom Typ Boeing 747 SuperTanker befindet sich nach staatlichen Angaben auf dem Weg vom US-amerikanischen Sacramento nach Bolivien.

Lösch-Jumbo (Archivbild): Knapp 80.000 Liter an Bord

Lösch-Jumbo (Archivbild): Knapp 80.000 Liter an Bord

Foto: Hiroshi Ando/Global Super Tanker Services LLC/ AP

"Wir glauben, dass wir die Lage mit diesem Flugzeug in den Griff bekommen", erklärte Verteidigungsminister Javier Zavaleta. Die Maschine kann fast 80.000 Liter an Löschmitteln aufnehmen und über den brennenden Gebieten abwerfen.

Die Zahl der Waldbrände in Brasilien ist in den ersten acht Monaten des Jahres drastisch angestiegen. Zwischen Januar und August gab es nach offiziellen Angaben 72.843 Waldbrände, die sich in den Bundesstaaten am Amazonas konzentrieren. 2018 waren es im gleichen Zeitraum 39.759 Brände.

Immer mehr Bäume werden abgeholzt - Forscher warnen

Zudem nahm die Abholzung in Brasilien deutlich zu, wie aus einem Bericht des brasilianischen Weltraumforschungsinstituts INPE im Juni hervorging. Umweltschützer sehen darin den Grund für die Zunahme der Waldbrände in der Amazonasregion. Der WWF wies darauf hin, dass die "Nutzung von Feuer" eine der "Techniken für Baumrodungen" sei.

Im Video: Flammenhölle von Menschenhand

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Als Reaktion auf die verstärkte Rodung legten das Bundesumweltministerium sowie Norwegen die millionenschwere Förderung für Waldschutz- und Biodiversitätsprojekte in dem südamerikanischen Land auf Eis.

Brasiliens Präsident Bolsonaro hatte die INPE-Daten hingegen als Lügen bezeichnet und den Direktor des Instituts gefeuert. Brasiliens Präsident zweifelt den menschengemachten Klimawandel an und ist ein Freund der Agrarindustrie. Umweltschützer werfen ihm vor, mit seinen Aussagen gegen den Umweltschutz Holzfäller, Bergleute und Bauern zum Raubbau am Amazonaswald zu ermutigen.

jok/AFP/Reuters/dpa
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