Brasilien
Krawalle zwischen Anhängern und Gegnern Bolsonaros
In den Metropolen Brasiliens haben Fußballfans Proteste gegen antidemokratische Tendenzen im Land organisiert. Sie lieferten sich heftige Auseinandersetzungen mit Regierungsanhängern.
Fans zweier Fußballklubs protestieren in São Paulo mit einem Banner: "Wir sind für Demokratie"
Foto:
Andre Penner/ AP
In der brasilianischen Millionenmetropole São Paulo haben sich Anhänger des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro und Regierungsgegner heftige Auseinandersetzungen geliefert. Die Polizei hatte am Sonntag Tränengas eingesetzt, um die verfeindeten Gruppen zu trennen, wie im Fernsehsender Globo zu sehen war.
Die Proteste der Regierungsgegner waren von Fußballfans organisiert worden und richteten sich gegen die aus ihrer Sicht antidemokratischen Tendenzen der Regierung Bolsonaro. Auch in Rio de Janeiro und Belo Horizonte gingen Hunderte von Anhängern auf die Straße. In São Paolo trugen die meisten Demonstranten das Trikot des SC Corinthians. Schon Anfang der Achtzigerjahre hatte sich der Klub während der Militärdiktatur mit der von Mittelfeldstar Socrates angeführten Bewegung Democracia Corinthiana politisch engagiert.
In Belo Horizonte hatten die Fangruppen der drei großen Klubs der Stadt vorab ausgemacht, nur wenige Repräsentanten zu schicken, um eine größere Menschenansammlung wegen der akuten Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Viele Teilnehmer trugen Masken zum Schutz gegen das Coronavirus. Die Zahl der Corona-Fälle in Brasilien ist auf über eine halbe Million gestiegen.
In Rio de Janeiro trieb die Polizei Gegner und Anhänger Bolsonaros auf der Strandpromenade Copacabana mit Pfefferspray auseinander, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete.
In der Hauptstadt Brasília waren zuvor radikale Anhänger von Präsident Jair Bolsonaro vor dem Obersten Gerichtshof aufmarschiert. Die Staatsanwaltschaft stuft die Gruppe "300 do Brasil" um die rechte Aktivistin Sara Winter als bewaffnete Miliz ein. Der Protest richtete sich gegen Ermittlungen der Bundespolizei gegen ein mutmaßliches Netzwerk, dem die Verbreitung von sogenannten Fake News zugunsten der Regierung vorgeworfen wird.
Viele Anhänger des Ex-Militärs Bolsonaro werfen der Justiz vor, ihre Kompetenzen zu überschreiten und mit ihren Entscheidungen die Macht des Staatschefs zu beschneiden. Bolsonaro grüßte seine Anhänger am Sonntag zu Pferde inmitten einer Reiterstaffel der Streitkräfte.
Richter Celso de Mello warnte in einem Schreiben an seine Kollegen am Obersten Bundesgericht vor einer neuen Militärdiktatur. Brasilien war von 1964 bis 1985 von Generälen regiert worden. Bolsonaro hat immer wieder Sympathien für die Diktatur geäußert.