Vor der WM in Brasilien Krawalle erschüttern Rio de Janeiro

Copacabana - das klingt nach Strand und Sonne. Doch nun kam es in dem Viertel in Rio de Janeiro zu schweren Ausschreitungen. Auslöser war der Tod eines populären Tänzers, für den Anwohner die Polizei verantwortlich machen.
Vor der WM in Brasilien: Krawalle erschüttern Rio de Janeiro

Vor der WM in Brasilien: Krawalle erschüttern Rio de Janeiro

Foto: CHRISTOPHE SIMON/ AFP

Rio de Janeiro - Sechs Wochen vor Beginn der Fußball-WM in Brasilien haben sich Anwohner und Sicherheitskräfte in Rio de Janeiro schwere Straßenschlachten geliefert. Dabei ist nach brasilianischen Medienberichten ein 30 Jahre alter Mann erschossen worden.

Auslöser der Proteste war der Tod des populären Berufstänzers Douglas Rafael da Silva Pereira aus der Favela Pavão-Pavãozinho. Dessen Leiche wurde am Dienstag in einem Schulgebäude in dem Viertel gefunden, das zwischen den Stadtteilen Copacabana und Ipanema liegt. Freunde machten die Polizei für den Tod des 26-Jährigen verantwortlich, der durch eine TV-Show landesweit bekannt geworden war. Angeblich sollen ihn die Sicherheitskräfte für einen Drogenhändler gehalten haben.

Wütende Anwohner und Demonstranten errichteten daraufhin Barrikaden. Unter anderem blockierten sie zwei Hauptdurchfahrtsstraßen in dem wegen seiner Strände weltberühmten Teil von Rio de Janeiro. Zudem warfen sie selbstgebastelte Sprengsätze, Flaschen und andere Gegenstände auf den tiefergelegenen Stadtteil Copacabana.

Vorwürfe gegen Brasiliens Polizei

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Krawalle in Rio: Aufruhr an der Copacabana

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Als dann eine Eliteeinheit der Polizei in Pavão-Pavãozinho einrücken wollte, seien Schüsse gefallen. Ein Mann wurde dabei tödlich getroffen, ein 12-jähriger Junge verletzt. Wer die Schüsse abgab, ist unklar.

Pavão-Pavãozinho gehört eigentlich zu den sogenannten befriedeten Favelas. 2008 begannen die Behörden im Rahmen eines ambitionierten Sicherheitsprogramms damit, die Straßengangs und Drogenhändlerringe aus den Armenvierteln zurückzudrängen und in den Favelas dauerhafte Präsenz zu zeigen. Diese Taktik zeigte Erfolge, jedoch mehren sich in jüngerer Zeit die Vorwürfe gegen die Polizei. In mindestens einem Fall sollen Sicherheitskräfte einen Anwohner zu Tode gefoltert haben. Bewohner der Favelas beklagen zudem, dass die versprochene Verbesserung der Sozialleistungen in den Vierteln ausbleibe.

"Der Versuch, die Favelas zu befrieden, ist gescheitert, die Polizeigewalt tritt an die Stelle dessen, was vorher die Drogengangs gemacht haben", sagte ein Augenzeuge aus Pavão-Pavãozinho nach den jüngsten Ausschreitungen. Seit November ist es in dem Viertel mehrfach zu Schießereien gekommen. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio sollen nur wenige hundert Meter entfernt die Schwimmwettbewerbe ausgetragen werden. Am 13. Juli 2014 findet in der Metropole das Finale der Fußball-WM statt.

syd/AP/AFP/dpa
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