Es gibt ein großes Wehklagen darüber, dass die älteren Briten ihren jungen Landsleuten den Brexit eingebrockt haben. Aber die Unter-25-Jährigen sind selbst schuld: Sie hätten einfach zahlreicher abstimmen müssen.
Demokratie ist anstrengend. Demokratie ist nicht perfekt. Demokratie kann im Ergebnis unbefriedigend sein. Das sind Erkenntnisse, die sich bei der Abstimmung in Großbritannien einmal mehr bestätigt haben. Und es gibt noch eine: Wer seine Stimme nicht abgibt, lässt andere über die Zukunft bestimmen.
Umso bitterer, dass sie sich nun aktuellen Zahlen zufolge durchgesetzt haben. Die Alten haben die politische und ökonomische Perspektive Großbritanniens bestimmt - während die Jungen die Folgen möglicherweise über viele Jahrzehnte zu tragen haben.
Aber so ist das eben in der Demokratie: Jede Stimme zählt gleich. Und wer seine Stimme nicht abgibt, ist selbst schuld.
Umso alarmierender sollte das Brexit-Ergebnis für alle potenziellen Jungwähler sein. In Europa und insbesondere in Deutschland: Wenn man sich schon nicht politisch betätigt, weil die Parteien zu dröge erscheinen, die Institutionen zu weit weg und das System zu intransparent - ok. Aber wer am Ende seine Stimme verschleudert, überlässt anderen die Macht. Rückwärtsgewandten Kräften. Rechtspopulisten. Rassisten.
Wer das verhindern will, sollte wenigstens eine Bürgerpflicht erfüllen. Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie auf FAZ.net die "Zeit für eine neue Rebellion" auszurufen und zu fordern: "Es wird Zeit, dass die Jüngeren wieder härter mit den Älteren abrechnen."
Ab und an ein Kreuzchen machen, das würde schon reichen. Viel verlangt ist das wirklich nicht.
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