Folgen des EU-Austritts Der Brexit kommt - keep calm

Werbung für den EU-Austritt Großbritanniens
Foto: BEN STANSALL/ AFPSeit dem frühen Morgen steht fest: Großbritannien wird die EU verlassen. Aber wie geht es nun weiter? Und wie lange dauert der Ausstieg aus der Union?
Hier der wahrscheinliche Zeitplan:
Freitag, 24. Juni
Der britische Premierminister David Cameron - der das Referendum angesetzt hat und für einen Verbleib seines Landes in der EU warb - will die EU "umgehend" darüber informieren, dass das Königreich die Union verlässt.
Die Börsen in London und Frankfurt werden gleich nach Handelsbeginn massiv unter Druck geraten. Die Bank of England und die Europäische Zentralbank stehen bereit, um am Devisenmarkt einzugreifen.
Am Vormittag treffen in Luxemburg die Außenminister der sechs EU-Gründer Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg zusammen. Sie werden Erklärungen veröffentlichen, die voraussichtlich drei Kernbotschaften enthalten:
- Sie bedauern den EU-Austritt Großbritanniens
- Sie respektieren die Entscheidung des britischen Volkes
- Sie sind entschlossen, die EU weiter voranzubringen
Sonntag, 26. Juni
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beruft ein Sondertreffen der Kommissionsspitze ein. Die Behörde muss nun die Formalitäten für den Brexit regeln. Experten und Juristen sollen Maßnahmen vorbereiten, die am Montagmorgen vorgestellt werden. Dann sollen Bürger und Finanzmärkte erfahren, wie es mit der EU ohne Großbritannien weitergehen soll.
Dienstag, 28. Juni
In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel. Dort wird Cameron EU-Ratspräsident Donald Tusk offiziell darüber informieren, dass Großbritannien nach Artikel 50 der EU-Verträge aus der Union austritt.
Mittwoch, 29. Juni
Der zweite Tag des EU-Gipfels wird wohl schon ohne Cameron stattfinden. Die übrigen 27 Staats- und Regierungschefs debattieren dann darüber, wie sie die Union zusammenhalten wollen und die Löcher im EU-Haushalt stopfen, die ein Abschied des Nettozahlers Großbritannien reißt. Deutschland und Frankreich könnten zugleich Ideen für eine stärkere EU-Integration vorbringen, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen oder eine gemeinsame EU-Verteidigungspolitik aufzubauen. Angesichts der Wahlen 2017 in beiden Ländern sind weitreichende Maßnahmen indes unwahrscheinlich.
Die folgenden Monate
Auch nach dem Brexit bleiben die EU-Regeln für Großbritannien zwei weitere Jahre in Kraft. Der britische EU-Kommissar Jonathan Hill ist weiterhin für die Finanzmärkte zuständig, die britischen Abgeordneten sitzen weiterhin im Europaparlament, Minister aus London nehmen auch zukünftig an Sitzungen im EU-Rat teil. Viel zu sagen haben sie aber nicht mehr.
Die britische Regierung wird damit beschäftigt sein, die proeuropäischen Schotten von einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum abzuhalten.
Die EU wird versuchen, den Briten den Austritt so schmerzhaft wie möglich zu machen, um Nachahmer abzuschrecken. Die von britischen Brexit-Befürwortern erwarteten Handelserleichterungen muss sich London teuer erkaufen.
Die Auflösung aller vertraglichen Verbindungen zwischen Brüssel und London wird etwa zwei Jahre dauern. Dann müssen die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien neu verhandelt werden. Dem Gesamtergebnis müssen nach den Worten von EU-Ratspräsident Tusk alle 27 Mitgliedsländer und das EU-Parlament zustimmen. Dieser Prozess dürfte mindestens fünf weitere Jahre in Anspruch nehmen.
Videokommentar: Jetzt muss die EU erst recht zusammenwachsen