Britische Medien zu EU-Streit "Finger weg von unserer Wahl"

Journalisten, Theresa May
Foto: Kirsty Wigglesworth/ APWie auch immer die pikanten Details aus dem Treffen zwischen Theresa May und Jean-Claude Juncker an die Öffentlichkeit gelangt sind - in Brüssel dürfte man sich davon eine andere Wirkung erhofft haben. Laut "FAS" hatte Juncker vergangene Woche zu den Brexit-Forderungen der britischen Premierministerin gesagt, sie lebe "in einer anderen Galaxie".
In der britischen Boulevardpresse steht May jetzt nicht etwa als ahnungslose Illusionistin da - sondern als beinharte Verhandlerin, die es den Festland-Europäern mal so richtig gezeigt hat. Am Mittwoch nahm May die Juncker-Kritik auf und warnte, Brüssel arbeite mit Drohungen gegen Großbritannien und wolle den laufenden Wahlkampf beeinflussen. Juncker werde aber noch lernen, dass sie eine "verdammt schwierige Frau" sein könne.
Punkt May. Am Tag nach ihrem Auftritt kann sie sich in Großbritannien feiern lassen. Die britischen Medien steigen auf die Frontenstellung ein - und greifen auf ein altbekanntes Stilmittel zurück: Kriegsrhetorik.
Der normalerweise eher nüchterne "Guardian" etwa titelt für seine Verhältnisse auffallend unverblümt: "May erklärt Brüssel den Krieg".
The Guardian front page, Thursday 04.05.17: May declares war on Brussels pic.twitter.com/DN2RGWag5D
— The Guardian (@guardian) May 3, 2017
Das Blatt beschreibt Mays Offensive als Wahlkampfmanöver, mit dem die Premierministerin frühere Wähler der Rechtspopulisten von Ukip auf die Seite der Konservativen ziehen wolle.
"May feuert gegen Europa", schreibt der konservative "Daily Telegraph" mit wenig verhohlener Bewunderung. Das Brüsseler Verhalten und die "absurden" Forderungen der EU würden die Briten vereinen, kommentiert das Blatt.
Today's front page picture of Theresa May in Downing Street shot by @eddiemulh for the @telegraph pic.twitter.com/VT4mj9UafU
— Matthew Fearn (@pixed) May 4, 2017
"Nuclear Juncker", schreibt das Boulevardblatt "The Sun" - soll heißen: Der Kommissionschef ist außer Kontrolle. May habe mit ihrem Vorwurf der Wahlbeeinflussung eine "Rakete" von den Stufen der Downing Street 10 abgeschossen.
Tomorrow's front page: Theresa May accuses EU bosses of trying to fix the General Election pic.twitter.com/T3xvM6qqhm
— The Sun (@TheSun) May 3, 2017
In großen Lettern interpretieren andere Boulevardzeitungen, etwa die "Daily Mail" die May-Warnung so: "Finger weg von unserer Wahl".
TODAY: Theresa May goes full Trump; we back her unconditionally because that’s the deal our editor made with her. pic.twitter.com/19kkmGdm95
— The DM Reporter (@DMReporter) May 4, 2017
Fast schon langweilig wirkt dagegen die "Times". Dort heißt es auf der Titelseite, Brüssel mische sich in die Wahlen ein - "warnt May".
Tomorrow's front page: Brussels is meddling in our election, warns May #tomorrowspaperstoday https://t.co/5N6C0RidLg pic.twitter.com/TxQh3GqB1W
— The Times and The Sunday Times (@thetimes) May 3, 2017