Islamischer Geistlicher
Briten schieben Hassprediger Abu Katada nach Jordanien ab
Das juristische Hickhack zog sich mehr als ein Jahrzehnt - nun hat Großbritannien den islamistischen Prediger Abu Katada nach Jordanien überstellt. Den Terrorverdächtigen erwarten dort gleich mehrere Prozesse wegen der Verwicklung in Anschläge.
Islamischer Geistlicher Abu Katada: Abflug aus London
Foto: Sgt. Ralph Merry/ AP/dpa
London - Anfang März hatte der britische Premier David Cameron seinem Frust freien Lauf gelassen. Er sei "absolut genervt darüber, dass dieser Mann sich noch immer in unserem Land aufhält". "Dieser Mann", ist Abu Katada, islamistischer Prediger und angebliche Qaida-Größe. Seit diesem Sonntagmorgen muss sich Cameron nicht mehr ärgern. Nach rund einem Jahrzehnt juristischen Gerangels hat die britische Regierung den Terrorverdächtigen an Jordanien ausgeliefert.
Der 53-Jährige verließ Großbritannien um 2.46 Uhr (Ortszeit) an Bord einer Militärmaschine, die vom Stützpunkt Northolt westlich von London abhob. Fernsehbilder zeigten Abu Katada, der eine prominente Rolle im Terrornetzwerk al-Qaida gespielt haben soll, in einem weißen Gewand, als er an Bord ging.
Zuvor war er in einem gepanzerten Polizeifahrzeug aus dem Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Südosten Londons zum Flugplatz gebracht worden. Innenministerin Theresa May bestätigte, dass Abu Katada das Land verlassen habe. Er sei an sein Herkunftsland Jordanien ausgeliefert worden, um dort wegen Terrorismus zur Rechenschaft gezogen zu werden. Laut einem jordanischen Vertreter wird Abu Katada am Vormittag landen.
Die Auslieferung war möglich geworden, nachdem sich beide Länder auf ein Abkommen geeinigt hatten. Darin wird garantiert, dass durch Folter gewonnene Beweise nicht in einem Gerichtsverfahren benutzt werden dürfen. London strebte seit gut einem Jahrzehnt danach, den in Betlehem geborenen Abu Katada auszuliefern, der seiner Ausreise zustimmte.
Seit 1993 in Großbritannien - die meiste Zeit unter Arrest
Die jordanische Justiz will zwei Gerichtsverfahren gegen ihn wegen der Verwicklung in Terroranschläge neu aufrollen. Abu Katada, der eigentlich Omar Mohammed Othman heißt, wehrte sich jedoch mehrfach erfolgreich gegen die Auslieferung. Die britischen Justizbehörden machten geltend, in den jordanischen Verfahren gegen ihn könnten unter Folter gewonnene Informationen verwendet werden.
Abu Katada lebte seit 1993 in Großbritannien, wo er Asyl beantragte. 2002 wurde er erstmals festgenommen, seitdem hat er den Großteil seiner Zeit in Haft oder unter Hausarrest verbracht. Aus dem Gefängnis heraus soll er jedoch seine Botschaften verbreitet haben. In der Vergangenheit hatte er lange als rechte Hand des Qaida-Führers Osama Bin Laden in Europa gegolten.
Erst Mitte Mai hatte ein Gericht erneut entschieden, Abu Katada sei "eine Gefahr für die nationale Sicherheit" und müsse weiterhin in Haft bleiben. In Jordanien war Abu Katada 1998 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft und Zwangsarbeit verurteilt worden.