Großbritannien Innenministerium schickt Droh-SMS an illegale Einwanderer

Das britische Innenministerium verschärft den Kampf gegen illegale Einwanderer: 39.100 Personen erhielten eine SMS, die sie zur Ausreise aus Großbritannien aufforderte - darunter dummerweise auch Bürger mit britischem Pass. Es war nicht der erste Fauxpas der Behörde.

London - Wenn es um Maßnahmen gegen unerwünschte Einwanderer geht, ist die britische Regierung erfinderisch. Nun hat das Innenministerium das private Unternehmen Capita beauftragt, zehntausende Warn-SMS an illegale Immigranten auf der Insel zu verschicken. Dies berichtet die Zeitung "Independent".

"Nachricht von der Grenzschutzbehörde", konnten die Betroffenen beim Blick auf ihr Handy lesen. "Sie sind aufgefordert, das Vereinigte Königreich zu verlassen, da Sie kein Recht haben, hier zu bleiben."

Unter den 39.100 Empfängern der SMS waren auch Suresh Grover, Gründer der Anti-Rassismus-Initiative "The Monitoring Group", und Bobby Chan, ein Fachanwalt für Einwanderungsrecht. "Ich war absolut entsetzt", sagte Grover dem "Independent". Er sei 1966 mit seinen Eltern aus Ostafrika eingewandert und habe immer einen britischen Pass gehabt. Chan sagte, er lebe seit 1973 in Großbritannien und habe die Nachricht "ziemlich lustig" gefunden. Er könne sich nicht erklären, woher das Innenministerium seine Handynummer habe. Er wolle nun formal Beschwerde einlegen.

Laut "Independent" haben sich schon mehr als hundert Betroffene beim Innenministerium beschwert. Die Firma Capita hingegen erklärte, man kontaktiere nur Einwanderer aus der Datenbank, deren Visa-Bewerbungen abgelehnt worden seien. Wenn jemand fälschlich benachrichtigt worden sei, werde der Eintrag in der Datenbank entsprechend korrigiert.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Innenministerium durch ungewöhnliche Aktionen gegen illegale Einwanderer auffällt. Im Juli waren Lieferwagen mit überdimensionierten Plakaten durch mehrere Londoner Viertel mit hohem Migrantenanteil gefahren. "Leben Sie illegal hier?", stand in großen Lettern darauf. "Gehen Sie nach Hause oder richten Sie sich auf eine Festnahme ein." Die Kampagne löste heftigen Protest aus, die Werbe-Aufsicht verbot sie schließlich wegen "irreführender" Statistiken.

Die liberalkonservative Regierung von Premier David Cameron versucht auch, den Alltag der Einwanderer zu erschweren. Vergangene Woche stellte Innenministerin Theresa May einen Gesetzentwurf vor, der private Vermieter und Banken in die Pflicht nimmt. Sie sollen künftig den Aufenthaltsstatus eines potentiellen Kunden prüfen, bevor sie ihm eine Wohnung vermieten oder ein Konto eröffnen.

cvo
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