Nato-Ausbildungsmission Bundesregierung will bis zu 850 Soldaten in Afghanistan lassen

Sicherheitskräfte in Kabul: Deutsche Soldaten helfen bei der Ausbildung
Foto: Jawad Jalali/ dpaBerlin - In sechs Wochen endet der Kampfeinsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Bis zu 850 deutsche Soldaten sollen trotzdem im Land bleiben: Sie werden die Nato-Mission "Resolute Support" unterstützen. Bislang war von 600 bis 800 Soldaten die Rede, im Mandatsentwurf für die neue Ausbildungs- und Unterstützungsmission ist die Obergrenze für die Truppenstärke nun leicht angehoben worden. Die Staatssekretäre der zuständigen Ressorts einigten sich am späten Montagabend auf den Entwurf. Er soll an diesem Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden, im Dezember soll der Bundestag zustimmen.
Wie der SPIEGEL schon im Oktober berichtete, sieht der Operationsplan der Nato vor, die Afghanen mit etwas mehr als 12.500 ausländischen Soldaten in ganz Afghanistan weiter auszubilden, in mehreren Regionen sollen dann noch Feldlager aufrechterhalten bleiben. 2016 soll sich die Mission dann auf das Verteidigungs- und Innenministerium in Kabul konzentrieren und Ende des Jahres komplett auslaufen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat an der Frist aber schon Zweifel geäußert. Aus der Erfahrung im Irak müsse man Lehren ziehen: Die dortigen Sicherheitskräfte erodierten nach dem kompletten Abzug der US-Armee schnell und kämen heute kaum noch gegen die Kämpfer des "Islamischen Staats" an. Deswegen wolle sie "noch einmal mit den USA reden".
55 getötete Bundeswehrsoldaten
Der aktuelle Mandatsentwurf sieht einen Einsatz von einem Jahr vor. Was danach geschieht, ist noch offen. Die USA haben angekündigt, bis Ende 2016 ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Eine Fortsetzung der Mission ohne die Amerikaner gilt in der Nato als kaum vorstellbar.
Die Bundeswehr ist seit 13 Jahren in Afghanistan stationiert, zurzeit mit 1520 Soldaten. Zeitweise waren bis zu 5350 deutsche Soldaten dort. 55 Soldaten ließen in dem bisher gefährlichsten Einsatz der Bundeswehr ihr Leben, 35 davon wurden bei Anschlägen oder in Gefechten getötet.
"Die Resolute Support Mission trägt einen anderen Charakter als der bisherige Isaf-Einsatz", heißt es in dem Mandatsentwurf. "Sie ist kein Kampfeinsatz und hat auch nicht die Aufgabe, sich direkt an der Terror- oder an der Drogenbekämpfung zu beteiligen. Dennoch kann es zu Gefechtshandlungen in Ausübung des Selbstverteidigungsrechts, zum Schutz eigener Truppe oder designierter ziviler Kräfte kommen."