Zusammenstöße von Buddhisten und Muslimen Burma ruft Notstand aus

Kriegsrecht in Burma: Bei blutigen Zusammenstößen von Muslimen und Buddhisten gab es mehrere Tote. Jetzt hat die Führung des Landes den Notstand über Teile des westlichen Bundeslandes Rakhine verhängt. Doch die Unruhen weiten sich aus.

Nach Ausschreitungen zwischen Buddhisten und Muslimen im Westen Burmas hat die Führung des Landes den Ausnahmezustand über das Gebiet verhängt. Präsident Thein Sein rief angesichts einer drohenden Ausweitung der Gewalt am Sonntag beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Bei den Auseinandersetzungen waren mindestens sieben Menschen getötet worden.

Wenige Stunden vor Verhängung des Ausnahmezustandes hatten die Behörden bereits eine nächtliche Ausgangssperre über vier Städte verhängt. Die Ausgangssperre in Sittwe, der Hauptstadt des Staates Rakhine, und drei weiteren Orten gelte von 18.00 Uhr Ortszeit bis 06.00 Uhr morgens, berichteten Fernsehen und Radio. Verboten seien zudem Versammlungen von mehr als fünf Menschen. Präsident Thein Sein rief "das Volk, die religiösen Organisationen und alle Parteien" auf, mit den Behörden und der Regierung zusammenzuarbeiten, "um Frieden und Sicherheit zu gewährleisten".

Schon seit langem herrschen heftige Spannungen zwischen der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit in dem an der Grenze zu Bangladesch gelegenen Staat Rakhine und der muslimischen Minderheit. Vor einer Woche entluden sie sich in Gewalt, als zehn Muslime von einer wütenden Menge Buddhisten getötet wurden - Anlass war die Vergewaltigung und Ermordung einer Frau, für die drei muslimische Männer verantwortlich gemacht wurden.

Offensichtlich aus Rache überfielen mehreren Berichten zufolge nun Muslime am Freitag und Samstag mehrere buddhistische Dörfer, töteten mindestens sieben Menschen und brannten 500 Häuser nieder.

Trotz der Ausgangssperre scheinen sich die Unruhen auszuweiten. In Yangon forderten etwa 1000 buddhistische Demonstranten die Ausweisung der muslimischen Minderheit der Rohingya.

Ein Großteil der Bevölkerung Burmas, nämlich 89 Prozent, ist buddhistisch, vier Prozent sind muslimischen Glaubens. Zu den Muslimen gehören auch schätzungsweise 750.000 staatenlose Rohingya, die überwiegend in Rakhine leben. Die Behörden zählen sie nicht zu den anerkannten ethnischen Minderheiten in Burma - ihre Rechte sind stark eingeschränkt, und auch in der Bevölkerungsmehrheit ist der Rassismus gegen sie stark verbreitet. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Rohingya als eine der am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt. Die Behörden Burmas machten die Rohingya nun auch für die jüngste Gewalt verantwortlich.

otr/AFP/dpa
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