Die Hoffnungen der Iraker auf Demokratie dürften nicht enttäuscht werden, hat US-Präsident George W. Bush bei seiner mit Spannung erwarteten außenpolitischen Rede betont. Das Pentagon verkündete unterdessen, die US-Truppenstärke im Zweistromland um ein Viertel zu reduzieren. Erstmals wurde im Irak ein polnischer Offizier getötet.
Washington/Bagdad - Die USA ließen sich auch im Irak nicht von dem Ziel einer
demokratischen Gesellschaft "im Herzen der Nahen Ostens" abbringen,
"auch wenn dies nach drei Jahrzehnten der Tyrannei nicht einfach
ist". Ein Scheitern im Irak würde die Terroristen in der ganzen Welt
stärken. "Wir dürfen die Hoffnungen der Iraker nicht enttäuschen",
sagte Bush. "Unser Engagement für Demokratie muss derzeit im Nahen
Osten einen Test bestehen."
"Freiheit ist es wert, dafür zu kämpfen und zu sterben", sagte Bush. Der US-Präsident betonte den Willen der
USA, den Gedanken der Freiheit und Demokratie weltweit, und
insbesondere auch im Nahen Osten, zu unterstützen und zu
verwirklichen. "Wir sind an einem Wendepunkt im Nahen Osten",
sagte Bush. Der Nahe Osten habe eine
große strategische Bedeutung, aber die Gesellschaften befänden sich
dort in Stagnation und der Gedanke der Demokratie sei hier kaum
vorhanden. Bush prangerte in seiner Grundsatzrede vor allem die Unfreiheit in
Staaten wie Kuba, Birma, Nordkorea und Simbabwe an. Dies seien "Außenposten der Unterdrückung".
Alle Staaten im Nahen Osten müssen sich nach der Ansicht von Bush
dem Gedanken der Freiheit öffnen. Noch gebe es in vielen Ländern mit
großer strategische Bedeutung keine demokratischen Wurzeln. Es gebe
keinen Widerspruch zwischen Islam und Demokratie. Demokratisierung
bedeute nicht automatisch eine Verwestlichung.
In Ländern mit islamischer Bevölkerungsmehrheit wie der Türkei,
Indonesien oder Senegal gebe es inzwischen deutliche Fortschritte auf
dem Weg zur Demokratie. Bush verwies auf Ägypten, das einst den Weg
zum Frieden im Nahen Osten bereitet habe und nun den Weg zur
Demokratie beschreiten sollte. Bush lobte ausdrücklich die Bemühungen
um Demokratisierung in Kuwait, Jordanien und Marokko.
Bush warnte Iran, das Verlangen nach Demokratie zu ignorieren.
"Das Regime in Teheran muss die demokratischen Forderungen beachten
oder es verliert den Anspruch auf Legitimität."
Die Verpflichtung der USA zum Kampf für die Freiheit werde auch in
China herausgefordert. Dort gebe es einen "Bruchteil von Freiheit,
aber vielleicht will das chinesische Volk Freiheit rein und ganz".
Chinas Führung werde feststellen, dass Freiheiten nicht nur
wirtschaftliche Blüte mit sich brächten, sondern dass soziale und
religiöse Freiheiten Bedingungen für Größe und Würde einer Nation
seien.
30.000 US-Soldaten weniger
Bis zum Mai werde die Zahl der amerikanischen Soldaten im Irak von 130.000 auf 100.000
Mann verkleinert, teilte unterdessen das Verteidigungsministerium mit. Die Verringerung der US-Truppenpräsenz solle mit einer Verstärkung der irakischen
Sicherheitskräfte von derzeit 100.000 auf 170.000 kompensiert
werden, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Generalstabs,
General Peter Pace.
Ein polnischer Major wurde am Donnerstag während eines Angriffs nahe der Stadt Kerbela
getötet, als er gemeinsam mit 15 weiteren polnischen Soldaten auf
dem Rückweg von einer Zeremonie der irakischen Zivilverteidigung
war. Der Major sei zunächst schwer verletzt gewesen und später im
Krankenhaus gestorben, teilte der polnische Verteidigungsminister Jerzy
Szmajdzinski mit.
Bei zwei weiteren Zwischenfällen kamen zwei US-Soldaten ums
Leben. Bei Hussajbah nahe der
syrischen Grenze fuhr ein US-Lastwagen am Morgen auf eine Mine. Bei
der Explosion kam ein Soldat ums Leben, teilte ein
US-Militärsprecher in Bagdad mit. In Mahmudijah südlich von Bagdad
wurde am Mittwochabend ein Soldat getötet, als seine Patrouille
unter Beschuss kam. Zwei weitere wurden in dem Gefecht verwundet,
hieß es weiter. Seit dem offiziellen Ende der Kampfhandlungen am 1.
Mai sind 140 US-Soldaten bei Kämpfen getötet worden.