Bushs G-8-Abschiedsgruß "Auf Wiedersehen vom größten Umweltverschmutzer der Welt"

Er muss viel Spott ertragen - und kann dennoch über sich selbst lachen: Amerikas scheidender Präsident Bush hat sich beim G-8-Gipfel in Japan selbstironisch verabschiedet. "Auf Wiedersehen vom größten Umweltverschmutzer der Welt", soll Bush gesagt haben.

Hamburg/Washington - George W. Bush zu sein war nicht immer leicht in den vergangenen knapp acht Jahren. Intellektuell desinteressiert, freizeitorientiert, ignorant - das waren nur einige der unrühmlichen Eigenschaften, die dem US-Präsidenten im eigenen Land und dem Rest der Welt vorgehalten wurden. Über Bush lachte man gerne.

Immerhin kann der republikanische Politiker auch über sich selbst lachen, das hat er immer wieder bewiesen - zuletzt beim G-8-Gipfel in Japan. Wie die britische Zeitung "Daily Telegraph" berichtet, soll sich der scheidende US-Präsident von den anderen Staats- und Regierungschefs mit den Worten "Auf Wiedersehen vom größten Umweltsünder der Welt" verabschiedet haben. Dann habe Bush in die Luft geboxt und breit gegrinst - während die Umstehenden, darunter Großbritanniens Premier Gordon Brown und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, ihren Augen und Ohren nicht trauen wollten.

Zuvor war es den G-8-Staaten nicht gelungen, einen entscheidenden Fortschritt in der Klimapolitik zu vereinbaren - auch wegen der amerikanischen Zurückhaltung in dieser Frage. Die USA weigern sich nach wie vor, bindende internationale Klimaverpflichtungen zu unterschreiben.

"Jeder war sehr überrascht, dass er einen Witz über Amerikas Umweltverschmutzungsbilanz machte", sagte ein Beobachter. Es sei eine unglaubliche Szene im Hotel Windsor in Hokkaido gewesen.

Scherze machen kann der US-Präsident über die Schmutzbilanz seines Landes - etwas dagegen tun will er in den letzten Monaten seiner Amtszeit allerdings nicht mehr. Einem Bericht der "Washington Post" zufolge will das Weiße Haus unter Bush keine neuen Maßnahmen im Kampf gegen Treibhausgase mehr ergreifen. Man sei übereingekommen, die Entscheidung über striktere Umweltvorgaben zum Beispiel in der Industrie dem nächsten Präsidenten zu überlassen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter. Die US-Umweltbehörde EPA wolle im Laufe des Tages bekanntgeben, dass sie in den kommenden Monaten zunächst mehr Informationen über den Klimawandel und daraus resultierenden Gefahren sammeln wolle.

Das Weiße Haus habe die US-Umweltbehörde EPA außerdem seit Jahren angewiesen, die Folgekosten der Umweltverschmutzung kleinzurechnen, die Kosten für einen besseren Umwelt- und Klimaschutz aber besonders hoch anzusetzen. So seien Maßnahmen zum Einsparen von Erdöl mehreren Regierungs-Papieren zufolge schon deshalb unattraktiv, weil die Behörden einen Rohölpreis von 58 Dollar pro Barrel (159 Liter) zugrunde legten, berichtete die Zeitung. Tatsächlich liegt der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) derzeit bei etwa 135 Dollar pro Barrel.

flo/phw/dpa

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