Bushs Nahost-Reise Irak will US-Truppen bis 2020

Das irakische Verteidigungsministerium hat signalisiert, US-Truppen langfristig im Land dulden zu wollen: Der Irak benötige ausländische Soldaten noch für mindestens zehn Jahre. Unterdessen hat US-Präsident Bush seine Nahost-Rundreise fortgesetzt - und klagte in Saudi-Arabien über zu hohe Ölpreise.

Bagdad/Riad - Jüngst hatte US-Präsident George W. Bush prophezeit, seine Truppen müssten wohl noch jahrelang im Irak bleiben - prompt kommt aus dem irakischen Verteidigungsministerium die Einschätzung, das Land benötige noch für mindestens zehn Jahre die Hilfe ausländischer Soldaten, um seine Landesgrenzen zu verteidigen. "Nach unseren Berechnungen werden wir nicht vor 2018 oder 2020 in der Lage sein, aus eigener Kraft auf Bedrohungen von Außen zu antworten", sagte Verteidigungsminister Abdul Kadir der "New York Times".

Im Inneren kommen die Iraker Kadir zufolge indes deutlich schneller voran. "Nach unseren Berechnungen und Zeitlinien denken wir, dass wir zwischen dem ersten Quartal 2009 und 2012 in der Lage sind, die volle Kontrolle über die innereren Angelegenheiten zu übernehmen", sagte der Minister. Kadir ist derzeit zu Besuch in den USA. Auf seiner Agenda steht der Waffenkauf für die neue, von den USA ausgebildete irakische Armee. Der Zeitung zufolge sollen Fahrzeuge, Hubschrauber, Tanker, Geschütze und gepanzerte Transporter gekauft werden.

US-Außenministerin Condoleezza Rice, die Bush in Saudi-Arabien begleitete, machte indes überraschend einen kurzen Abstecher in den Irak. In Bagdad trifft sie heute mit Ministerpräsident Nuri al-Maliki und anderen Regierungsvertretern zusammen, wie ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Gordon Johndroe, erklärte. Die Ministerin wolle im Irak für eine stärkere politische Versöhnung und entsprechende Schritte des Parlaments werben. Bush hatte es am Samstag ausdrücklich begrüßt, dass das Parlament Tausende frühere Anhänger der Baath-Partei des inzwischen hingerichteten irakischen Präsidenten Saddam Hussein wieder in ihre Ämter eingesetzt hatte. Rice soll heute Abend nach Saudi-Arabien zurückfliegen.

Bush beschwert sich über hohe Ölpreise

Bei dem Staatsbesuch in Saudi-Arabien durfte das Thema hohe Ölpreise nicht fehlen: US-Präsident George W. Bush hat dem saudischen König Abdullah deutlich gemacht, wie hart die gestiegenen Ölpreise auf der Wirtschaft der USA lasten. Bush sagte vor einer Gesprächsrunde mit Geschäftsleuten in Riad, er hoffe dass die Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) eine angemessene Antwort auf die hohen Ölpreise finde.

Wenn die Wirtschaft eines ihrer größten Kunden leide, nämlich der USA, bedeute dies für die OPEC letztlich weniger Umsatz, mahnte Bush. Die OPEC deckt 40 Prozent des Ölbedarfs der Welt ab. Saudi-Arabien verfügt über die größten bekannten Ölreserven der Welt und hat den größten Einfluss in der Organisation, was die Ölförderung betrifft.

Als Teil der US-Strategie, die befreundeten Golfstaaten gegenüber Iran militärisch zu stärken, wollen die USA Saudi-Arabien weiter aufrüsten. Gestern, am ersten Besuchstag Bushs in Riad, wurden Waffenlieferungen im Wert von 20 Milliarden Dollar genannt. Konkret geplant ist es, Saudi-Arabien mit modernen Bomben zu beliefern, die als "Joint Direct Attack Munition" bezeichnet werden. Die Lieferung von 900 dieser Präzisionssprengsätze soll einen Wert von 123 Millionen Dollar haben. Der US-Kongress wurde offiziell davon unterrichtet. Ähnliche Waffengeschäfte haben die USA auch mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuweit vereinbart.

Relaxprogramm auf dem Gestüt

Doch Bush erwarten nicht nur lange Gespräche und offizielle Treffen: Zum Abschluss seines Besuchs soll der US-Präsident einen königlichen Hengsthof mit rund 150 Araber-Hengsten besichtigen. Dies wird als besondere Geste betrachtet, mit der das saudische Königshaus die Einladung Abdullahs auf Bushs Ranch in Texas erwidert.

Aus Dubai wurde nach Bushs gestrigem Besuch auch Kritik laut. Die Unternehmen in dem Emirat hätten nach Schätzungen von Experten wegen Bushs kurzer Visite etwa 432 Millionen Dirham (79 Millionen Euro) verloren, berichtete die Zeitung "Gulf News". Das öffentliche Leben war gestern zum Stillstand gekommen. Die Behörden in Dubai hatten wegen des Besuches aus Sicherheitsgründen kurzfristig alle Ämter, Schulen und Geschäfte schließen lassen. Die meisten Hauptstraßen blieben gesperrt.

amz/AP/reuters

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