Schwedens König Carl XVI. Gustav: »Eine große Anzahl, die gestorben ist, und das ist schrecklich«
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Der schwedische König Carl XVI. Gustav ist der Meinung, dass Schweden im Kampf gegen die Corona-Pandemie versagt hat. »Ich denke, wir sind gescheitert«, sagte der König in einem Interview, das der schwedische Sender SVT ausschnittsweise veröffentlichte.
»Wir haben eine große Anzahl, die gestorben ist, und das ist schrecklich«, sagte der König. Das schwedische Volk habe unter schwierigen Bedingungen enorm gelitten.
Das Land hatte im internationalen Vergleich bis vor Kurzem deutlich weniger strenge Coronamaßnahmen ergriffen. Kritiker warfen den Behörden deshalb vor, mit ihrer Strategie Menschenleben zu gefährden. Dennoch verzichtete die Regierung lange auf das Verhängen strikter Einschränkungen und sprach stattdessen Empfehlungen für die Bürger aus.
350.000 Infizierte – und 7800 Tote
Als Reaktion auf die steigenden Neuinfektionen verschärfte die Regierung Mitte November die bestehenden Maßnahmen deutlich. Seitdem sind unter anderem Treffen in der Öffentlichkeit auf acht Personen beschränkt. Auch der Verkauf von Alkohol ist zwischen 22 und 11 Uhr untersagt. Treffen in privaten Wohnungen werden durch die Regelung jedoch nicht eingeschränkt und auch eine Maskenpflicht gibt es nicht.
In Schweden sind inzwischen mehr als 7800 Menschen an Covid-19 gestorben. Rund 75 Prozent von ihnen waren älter als 70 Jahre. Die Zahl der Todesopfer beträgt damit etwa ein Drittel der Zahlen in Deutschland, Schweden hat allerdings nur rund ein Achtel der Einwohner Deutschlands. Knapp 350.000 Menschen haben sich in Schweden bislang mit dem Coronavirus infiziert.
Carl Gustav sagte, leid täten ihm vor allem die Familien, die sich nicht von ihren verstorbenen Verwandten hatten verabschieden können. »Ich denke, es ist eine schwere und traumatische Erfahrung, nicht herzlich Abschied nehmen zu können«, sagte der 74-Jährige.
Einer Umfrage der Tageszeitung »Dagens Nyheter« zufolge schwindet indes auch in der Bevölkerung der Rückhalt für den Kurs der Regierung. Zuletzt hatte demnach nur noch ein Drittel der Bevölkerung Vertrauen in die Behörden beim Umgang mit der Pandemie. Im Sommer waren es noch 56 Prozent.
Anmerkung: In einer früheren Version hieß es, Schweden habe erstmals im November verbindliche Einschränkungen verhängt. Tatsächlich wurden bestehende Corona-Maßnahmen zu diesem Zeitpunkt deutlich verschärft.