Kampf gegen Überalterung China beendet offiziell seine Ein-Kind-Politik

Mit der Verabschiedung eines Gesetzes hat China die Abkehr von der Ein-Kind-Politik offiziell besiegelt. Ob die Wende die gewünschte Wirkung haben wird, bleibt allerdings fraglich.
Mitglieder der "Jungen Pioniere": China hofft nach Gesetzesänderung auf mehr Nachwuchs

Mitglieder der "Jungen Pioniere": China hofft nach Gesetzesänderung auf mehr Nachwuchs

Foto: CARLOS BARRIA/ REUTERS

Chinas Ein-Kind-Politik ist Geschichte. Mit der Unterzeichnung eines entsprechenden Gesetzes hat das Land offiziell die umstrittene Vorgabe beendet. Die bereits im Oktober bekannt gegebene Entscheidung kann damit zum 1. Januar in Kraft treten, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Konkret bedeutet das: Allen verheirateten Paaren ist es künftig erlaubt, ein zweites Kind zu bekommen. Für weitere Geburten gelten allerdings nach wie vor Beschränkungen.

Die Ein-Kind-Politik war Ende der Siebzigerjahre eingeführt worden, um das explosionsartige Bevölkerungswachstum zu bremsen und das Wirtschaftswachstum zu beleben. Die Bevölkerungsstatistik weist heute für die Volksrepublik 1,37 Milliarden Einwohner aus - ohne Intervention wären es heute 400 Millionen mehr, meinen Befürworter der Ein-Kind-Politik.

Durch die nun abgeschaffte Regel verschob sich das Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern: 2014 kamen knapp 116 neugeborene Jungen auf 100 Mädchen. Das hat damit zu tun, dass die Landbevölkerung das Recht auf ein zweites Kind erhielt, wenn das erste ein Mädchen war. Auch wurden weibliche Föten gezielt abgetrieben.

Die Ein-Kind-Politik in China galt nie für die gesamte Bevölkerung. Ausgenommen waren die 55 ethnischen Minderheiten. Vor zwei Jahren wurde die Ein-Kind-Politik gelockert. Von da an durften Paare zwei Kinder bekommen, wenn eines der Elternteile ein Einzelkind war. China verspricht sich aufgrund der neuen Gesetzeslage eine Steigerung der Geburtenzahl um rund drei Millionen auf insgesamt mehr als 20 Millionen Babys pro Jahr.

Kritikern zufolge kommt der Kurswechsel allerdings zu spät und geht nicht weit genug. Sie bemängeln, so lasse sich der Überalterung der Gesellschaft und dem Arbeitskräftemangel nicht entgegenwirken.

Nach Uno-Schätzungen wird es in dem Land bis 2050 rund 440 Millionen Menschen geben, die über 60 Jahre alt sind. Zudem hat China eine der geringsten Geburtenraten der Welt. Im Durchschnitt kommen auf eine chinesische Frau nur noch 1,55 Kinder. Für eine stabile Bevölkerungsentwicklung ist eine Quote von 2,1 nötig.

ulz/AFP
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