
Flugzeugträger "Liaoning": Machtdemonstration im Pazifik
Aufrüstung im Pazifik China feiert Kampfjet-Landung auf Flugzeugträger
Peking - Das Manöver war wohl inszeniert: Erstmals landete ein Jagdflugzeug vom Typ Shenyang J-15 auf dem Flugzeugträger "Liaoning", Chinas Vorzeige-Koloss im Pazifik. Seht her, unser Flaggschiff ist kampfbereit - lautete die Botschaft. Der Fernsehsender CCTV strahlte Bilder der Einsatzes aus, die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua schickte Fotos in die Welt.
Zhang Junshe, Vizeleiter des Militärinstituts für Meeresforschung, verkündete stolz im Staatsfernsehen: "Das ist ein wichtiger Schritt für Chinas Flugzeugträger." Das Manöver sei ein "Symbol für die operationelle Kampfeinsatzfähigkeit". Der J-15 kann den Angaben zufolge verschiedene Arten von Raketen und Lenkbomben tragen. Ohne Angabe von Quellen berichtete Xinhua, der Flugzeugträger und der Kampfjet hätten alle Anforderungen erfüllt.
Seit Jahren beobachten Chinas Nachbarn mit Argwohn, wie die Volksrepublik aufrüstet. Besonders aufmerksam verfolgen sie, was Peking mit seinem ersten Flugzeugträger vor hat. Die "Liaoning", 300 Meter lang, ist ein von den Sowjets gebauter Kasko. Damals hieß er "Warjag", hatte keinen Motor und keine elektrische Ausstattung.
Jahrelang bauten Werftarbeiter an dem Rumpf, bis das Schiff im August 2011 zu seiner ersten Testfahrt aufbrach. Immer wieder verschwand es von den Radarschirmen. Geostrategen und Marineexperten spekulierten, wo sich das Schiff gerade aufhalten und mit welchen Waffen und Flugzeugen die Chinesen es wohl bestücken könnten.
Pekings Aufrüstung verändert die Machtbalance im Pazifik
Pünktlich zum Parteitag weihte Pekings Führung das Flaggschiff dann Ende September feierlich ein - mit viel Tamtam wurde der Flugzeugträger an die Marine übergeben. Und die übt nun fleißig. Videobilder des Senders CCTV zeigen, wie ein Haken am hinteren Ende eines Kampfjets bei der Landung in ein Fangseil greift und der J-15 so auf dem Deck des 300 Meter langen Schiffs zum Stehen bringt.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hat die Besatzung des Flugzeugträgers seit Ende September bereits rund hundert Trainingseinheiten und Tests auf dem Schiff absolviert. Wann es komplett einsatzfähig sein wird, sei aber noch nicht klar.
Chinas Nachbarstaaten verfolgen die Modernisierung und Aufrüstung der Armee mit großer Sorge. Peking streitet mit mehreren anderen Ländern um Inselgruppen im Ost- und Südchinesischen Meer. Dabei geht es nicht um die Inseln an sich, sondern auch um Rohstoffvorkommen und Handelswege im Ost- und im Südchinesischen Meer. Zuletzt gab es heftige Proteste in China, nachdem die Regierung in Japan drei Inseln eines umstrittenen Archipels nordöstlich von Taiwan gekauft hatte. Auch mit Vietnam und den Philippinen gibt es Gebietsstreitigkeiten.
Pekings Aufrüstung verändert das Gleichgewicht in Asien. So richtet die Supermacht USA ihren strategischen Fokus stärker auf den Pazifik. Das wiederum beobachtet Peking mit großem Argwohn. Das Verhältnis der beiden größten Wirtschaftsmächten ist von Misstrauen geprägt. Sollte es zu Zwischenfällen im Pazifik kommen, droht eine Eskalation, in die auch die USA schnell hineingezogen werden könnten.