China Regimekritiker Ai Weiwei aus Haft entlassen

Der chinesische Künstler Ai Weiwei ist nach offiziellen Angaben wieder auf freiem Fuß. Er war Anfang April verhaftet worden - angeblich wegen "Wirtschaftsverbrechen". Nun soll er ein Geständnis abgelegt haben.
Künstler Ai Weiwei: wieder auf freiem Fuß

Künstler Ai Weiwei: wieder auf freiem Fuß

Foto: Andy Wong/ AP

Peking - Ai Weiwei ist zurück in seiner Wohnung in Peking. Er sei bei guter Gesundheit, sagte seine Schwester Gao Ge am Mittwoch. Sie habe mit Ais Frau Lu Qing gesprochen und diese habe gesagt, "sein Gesundheitszustand ist ok, er ist nur etwas dünner als vorher".

Zuvor hatte der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei offenbar gegen Kaution das Gefängnis nach gut zweieinhalb Monaten verlassen können. Die Entscheidung sei gefallen, nachdem Ai ein Steuervergehen gestanden hatte, berichtete am Mittwoch die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Auch sei er chronisch krank. Ai, 53, habe seine "Vergehen zugegeben" und damit eine "gute Haltung" bewiesen, hieß es. Er habe wiederholt versprochen, die Steuern, die er schulde, zurückzuzahlen, meldete Xinhua. Familienangehörige und Anhänger Ais haben die Vorwürfe der Steuerhinterziehung in der Vergangenheit stets zurückgewiesen.

Die Regierung in Peking hatte ohne Nennung von Details mitgeteilt, dass dem international renommierten Künstler "Wirtschaftsverbrechen" vorgeworfen werden. Vor einem Monat warf die Polizei einer Firma von Ai Steuerbetrug vor. Xinhua berichtete damals unter Berufung auf die Polizei, die Firma Fake Cultural Development habe eine "riesige Summe" an Steuern hinterzogen.

Der chinesische Künstler und Regierungskritiker Ai war am 3. April auf dem Pekinger Flughafen verhaftet worden und seitdem verschwunden. Dagegen hatte es weltweit Proteste von Menschenrechtlern gegeben. Die Bundesregierung und die US-Regierung hatten die sofortige Freilassung gefordert. Ai war aus ihrer Sicht wegen seiner Kritik am kommunistischen System festgenommen worden.

Mehr als 100.000 Menschen unterzeichneten eine Petition für seine Freilassung, die von dem New Yorker Guggenheim-Museum initiiert worden war. Seine Blogtexte erscheinen Ende Juli im Berliner Galiani Verlag unter dem Titel "Macht euch keine Illusionen über mich".

Ai Weiwei wurde 1957 in China geboren und wuchs am Rand der Wüste Gobi auf. Von 1981 bis 1993 lebte er als freischaffender Künstler in New York und Kalifornien und schlug sich dort mit Gelegenheitsjobs durch. Nach seiner Rückkehr nach China stieg er dort zum berühmtesten Künstler des Landes auf.

Der Regimekritiker hat bereits früher in Haft gesessen: 2004 wurde Ai in Shanghai erstmals verhaftet, nachdem er Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten vor der City Hall fotografiert hatte.

ler/AFP/dpa/Reuters
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