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US-Geheimbericht: Waffensysteme im Visier der Cyber-Spione

Foto: HANDOUT/ REUTERS

Geheimbericht Chinesische Hacker sollen US-Waffensysteme ausgespäht haben

US-Sicherheitsexperten sind alarmiert: Hacker aus China sollen zwei Drittel der großen US-Waffensysteme ausgespäht haben. Laut dem Geheimbericht einer Regierungskommission waren die Cyber-Diebe auf technische Details über Raketensysteme, Kampfjets und Hubschrauber aus.

Washington/Peking - Mehr als zwei Dutzend der großen US-Waffensysteme sollen durch chinesische Hacker ausspioniert worden sein. Das berichtet die "Washington Post"  unter Berufung auf einen Bericht des sogenannten Defense Science Board an das Verteidigungsministerium. Der Beirat berät das Ministerium, es setzt sich aus Sachverständigen der Regierung und zivilen Experten zusammen.

Die Angreifer haben danach Informationen über Kampfflugzeuge, Schiffe und bedeutende Raketenabwehrsysteme für Europa, Asien und der Golfregion gesammelt. Die Liste, aus der die "Washington Post" zitiert, ist lang. Tabelle 2.2. des Reports führt nach Angaben der Zeitung Teile der gefährdeten US-Waffensysteme und Waffentechniken auf, die durch Hacking ausspioniert worden sein sollen. Darunter sind:

  • Terminal High Altitude Area Defense, kurz THAAD - ein Abwehrsystem, das Kurz- und Mittelstreckenraketen wie Scuds abfängt
  • Patriot-Abwehrraketen (PAC-3) zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und Mittelstreckenraketen
  • das Raketenabwehrsystem Aegis der US-Marine
  • das US-Kampfflugzeug F-35
  • das Transportflugzeug V-22 Osprey, eine Kreuzung zwischen Hubschrauber und Propellerflugzeug
  • das Militärtransportflugzeug C-17
  • den Transporthubschrauber UH-60 "Black Hawk"
  • das Drohnensystem "Global Hawk"
  • Satellitenkommunikationstechnik
  • Nanotechnologie

Hier finden Sie die komplette Aufstellung der "Washington Post".   Nach Angaben hochrangiger Militärs und Vertreter der Rüstungsindustrie, die über die Attacken informiert seien, handele es sich bei den Attacken zumeist um gezielte Hacker-Angriffe Chinas.

Ausmaß der Cyber-Spionage unklar

Allerdings wird in dem Bericht nicht angegeben, wie groß das Ausmaß der Cyber-Diebstähle wirklich ist und wie umfassend die Daten der US-Waffen ausgespäht wurden. Rüstungsprojekte wie der F-35 oder Raketenabwehrsysteme sind komplexe und umfangreiche Vorhaben; eine große Zahl von Firmen ist an der Entwicklung und Umsetzung beteiligt. Zudem gibt es keine Informationen über den Zeitpunkt der Hacks und welche Computernetzwerke - der US-Regierung, der Rüstungsfirmen oder deren Zulieferer - betroffen waren.

Wie die Zeitung berichtet, könnte China mit den erbeuteten Informationen die Entwicklung seiner Waffensysteme beschleunigen und zudem die Daten in einem möglichen Konflikt benutzen, um den USA zu schaden. Damit könnte die Position des US-Militärs geschwächt werden.

Scharfe Vorwürfe aus Washington

Der Streit zwischen China und den USA über mögliche Cyber-Attacken schwelt seit Jahren, in den vergangenen Woche spitzte er sich weiter zu. Dabei hatten beide Länder erst Mitte April eine gemeinsame Arbeitsgruppe gegen Cyber-Kriminalität gegründet.

Anfang Mai bezichtigte Washington die Chinesen ungewohnt scharf der Online-Spionage, gezielt würden Hacker aus China die Computernetze des US-Militärs mit Spionage-Attacken überziehen. In einem Jahresbericht zur Entwicklung des chinesischen Militärs schreibt das Pentagon: "China nutzt seine Möglichkeiten zur Ausbeutung von Computer-Netzwerken, um Informationen über diplomatische Vorgänge, über wirtschaftliche sowie Verteidigungsstrategien zu sammeln." Und weiter: Diverse Attacken auf Computer der US-Regierung schienen direkt von chinesischen Behörden oder dem Militär auszugehen. Die Fähigkeiten zum Hacken der Systeme könnten auch für Angriffe auf Computersysteme insgesamt genutzt werden.

Brüsk wies Peking die Beschuldigungen wenig später als "haltlos und unverantwortlich" zurück. Das Pentagon glaube eben nur, was es wolle, sagte ein Militärvertreter.

heb
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