

Moskau/Hamburg - Der Kreml-Gegner Michail Chodorkowski ist nach seiner Entlassung aus dem Straflager Segescha auf dem Weg nach Deutschland. Der 50-Jährige habe Russland mit dem Flugzeug in Richtung Bundesrepublik verlassen, teilte die russische Strafvollzugsbehörde mit.
"Bei der Freilassung hat Chodorkowski persönlich gebeten, ihm Dokumente für die Ausreise ins Ausland auszustellen", hieß es. "Nach der Freilassung flog er nach Deutschland ab, wo seine Mutter medizinisch behandelt wird."
Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE landet Chodorkowski am Freitagnachmittag innerhalb der nächsten Stunde auf dem Berliner Flughafen Schönefeld mit einem Cessna-Privatjet aus St. Petersburg. Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hatte sich bei der Organisation des Flugzeuges engagiert.
Auf dem Flughafen wird er von der Bundespolizei abgeholt. Chodorkowski wird von den Beamten eine vom Land Berlin ausgestellte Einreisegenehmigung erhalten. Mit dieser kann er ein Jahr lang im Schengen-Raum reisen.
Ersten Berichte zufolge wollte Chodorkowski seine kranke Mutter besuchen. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE hatte sich seine Mutter Marina mehrere Monate in einer Berliner Klinik wegen eines Krebsleidens behandeln lassen. Sie wurde allerdings am 11. Dezember entlassen. Danach ist sie nach Moskau zurückkehrt. Offenbar wusste ihr Sohn von der Rückkehr nichts und reiste deshalb unmittelbar nach seiner Freilassung in Richtung Deutschland.
Anschließend plant er nach Informationen von SPIEGEL ONLINE, in die Schweiz weiterzureisen. Die deutsche Botschaft in Moskau habe dem begnadigten Kreml-Gegner unbürokratisch ein Visum erteilt, um ihm die Reise nach Deutschland zu ermöglichen.
"Ich kann es noch gar nicht fassen", hatte Chodorkowskis 79 Jahre alte Mutter Marina dem Staatsfernsehen zuvor gesagt, nachdem sie von den Neuigkeiten erfahren hatte. Sie sprach mit zitternder Stimme und musste nach eigenen Angaben Beruhigungsmittel nehmen, weil sie die Freilassung ihres Sohnes "wie eine Bombe" getroffen habe.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und das französische Außenministerium begrüßten die Freilassung am Freitag als "gutes Zeichen". Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny attestierte Chodorkowski, sich während seiner zehnjährigen Haft eine "erstaunliche Würde" bewahrt zu haben.
Eigentlich sollte Chodorkowski erst im August 2014 freikommen
Der ehemalige Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos war 2003 festgenommen und zwei Jahre später wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilt worden.
Chodorkowski hatte sich vor seiner Verurteilung offen zur Opposition bekannt. Der einst reichste Mann Russlands setzte sich zudem für den Bau einer von seiner Firma kontrollierten Ölpipeline nach China ein, die den staatlichen Firmen Konkurrenz gemacht hätte. Der Prozess gegen ihn wurde international als politisch motiviert kritisiert.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag überraschend von einem Gnadengesuch Chodorkowskis gesprochen. Die Zeitung "Kommersant" berichtete, dass Geheimdienstmitarbeiter sich mit Chodorkowski im Straflager getroffen hätten, um den Gnadenakt auf den Weg zu bringen.
Am Freitagmorgen hatte Russlands Präsident die Begnadigungsurkunde für Chodorkowski unterschrieben. Auf Grundlage der Prinzipien der Humanität befreie er ihn von seiner weiteren Haftstrafe, hieß es in dem veröffentlichten Erlass Putins. Kurz darauf hatte Chodorkowski nach mehr als zehn Jahren Haft das Straflager verlassen. Eigentlich hätte er das Gefangenenlager in Karelien erst im August 2014 verlassen dürfen.
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Der von Wladimir Putin begnadigte und freigelassene Kreml-Gegner Michail Chodorkowski ist auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) in Empfang genommen worden.
Ein Mercedes-Transporter brachte die beiden in die Innenstadt.
Chodorkowski stieg offenbar im Berliner Hotel Adlon am Brandenburger Tor ab. Genscher verließ das Hotel am frühen Abend.
Genscher vor dem Adlon: In einer Mitteilung bezeichnete der Ex-Außenminister die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Chodorkowski freizulassen, als "bedeutsam und ermutigend auch für andere Fälle". Der Liberale dankte dem Staatschef, dass er ihn zweimal empfangen habe, um über Chodorkowskis Schicksal zu sprechen.
Der Kreml-Gegner landete am Freitagnachmittag in einem Cessna-Privatjet aus St. Petersburg kommend. Bundespolizisten und ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes nahmen den einstigen Ölmagnaten in Empfang.
Ein Hubschrauber hebt in der Nähe der russischen Strafkolonie Segescha ab. Chodorkowski reiste nach Berlin.
Russlands prominentester Gefangener ist frei: Kreml-Kritiker Chodorkowski ist am Freitag aus dem Gefangenenlager Segescha entlassen worden.
Die Freilassung folgt direkt auf die Begnadigung durch Wladimir Putin. Das meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Der russische Präsident hatte am Donnerstag überraschend von einem Gnadengesuch Chodorkowskis gesprochen. Geheimdienstmitarbeiter hätten sich mit Chodorkowski im Straflager getroffen, berichtete die Zeitung "Kommersant". So wurde der Gnadenakt auf den Weg gebracht.
Am Freitagmorgen hatte Putin die Begnadigungsurkunde für Chodorkowski unterschrieben. Auf Grundlage der Prinzipien der Humanität befreie er den 50-Jährigen von seiner weiteren Haftstrafe, hieß es in dem veröffentlichten Erlass Putins.
Der frühere Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Jukos war 2003 festgenommen worden. Das Bild zeigt Chodorkowski 2003 bei seiner Rückkehr von einer USA-Reise.
2005 wurde Chodorkowski zusammen mit seinem Geschäftspartner Platon Lebedew wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilt. Auf dem Foto: Chodorkowski und Lebedew im August 2004 hinter Gittern.
In einem weiteren Prozess wegen Betrugs wurden Chodorkowski und Lebedew Ende 2010 noch einmal zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Seitdem wurde das Strafmaß um mehrere Jahre verringert.
Die Anschuldigungen gegen Chodorkowski wurden international als politisch motiviert kritisiert. Immer wieder wurde gegen seine Haft protestiert. Auch 2010 versammelten sich Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude.
Putin schildert, Chodorkowski habe ein Gnadengesuch gestellt, da seine Mutter erkrankt sei. Chodorkowskis Anwälte gaben hingegen an, keine Kenntnis von dem Gnadengesuch zu haben. Die Mutter des Häftlings sagte der Nachrichtenagentur Interfax, auch sie wisse nichts davon. Chodorkowski hatte es bisher immer abgelehnt, um Begnadigung zu bitten, weil er ein Schuldeingeständnis vermeiden wollte. Am Abend dann erklärte das Büro Chodorkowskis, er habe am 12. November den Präsidenten der Russischen Föderation "aufgrund meiner familiären Situation gebeten, mich zu begnadigen, und ich bin froh, dass seine Entscheidung positiv ausgefallen ist. Die Frage eines Schuldeingeständnisses wurde nicht aufgeworfen." Das Bild zeigt Chodorkowskis Eltern Boris und Marina beim Obersten Gerichtshof.
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