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Bangert-Bildband: Kommt ein Kamel um die Ecke

Foto: Christoph Bangert/ laif / Kehrer Verlag

Fotograf Christoph Bangert "Entweder du lachst, oder du stirbst"

Kann Krieg witzig sein? Zumindest absurd, wie die Bilder von Christoph Bangert zeigen. Er war mit Soldaten in Afghanistan und im Irak unterwegs - und hat in der Zeit so sehr gelacht wie nie zuvor.

Es gibt keine guten Seiten von Krieg, erst recht keine lustigen. Keine Pointe.

Doch so einfach lässt sich das Narrativ nicht in Gut und Böse teilen, nicht in Täter und Opfer, und auch nicht in Leid und Glück. Trotz des Horrors gehören auch absurde Momente zur Realität der Soldaten im Irak und in Afghanistan. Der deutsche Fotograf Christoph Bangert hat genau diese Situationen eingefangen: "Krieg ist so durcheinander, wie er kompliziert und verwirrend ist. Und manchmal ist er auch seltsam und witzig", sagt er. "Ich habe noch nie so sehr gelacht wie im Krieg."

Zur Person
Foto: Chiho Bangert

Christoph Bangert, geboren 1978, ist Journalist und Fotograf, der unter anderem in Kriegs- und Krisengebieten arbeitet. Er ist in Deutschland geboren und hat Fotografie in Dortmund und New York studiert. Bangert hat Palästina, Japan, Afghanistan, den Irak, Indonesien, Zimbabwe und Nigeria bereist.

Bangert hat Soldaten aus den USA, Großbritannien und Deutschland bei ihren Einsätzen im Irak und Afghanistan begleitet, herausgekommen ist nun der Bildband "Hello Camel", der im Juni erscheint. Das Buch beschäftigt sich mit der Absurdität des Krieges und ist eine Fortführung von "War Porn" (2014). Darin ging es dem Fotografen darum, einen ebenso drastischen wie realistischen Einblick in das Elend des Krieges zu geben. Blutlachen, geköpfte Menschen, Brandopfer sind in dem Bildband zu sehen.

"Jeden schockiert das, wobei sich das manche vielleicht nicht eingestehen wollen. Aber es gibt niemanden, den die Bilder nicht berühren", sagte Bangert im Interview mit SPIEGEL ONLINE. "Wenn man den Schock überwunden hat, kommt die Reflexion. Dann kann man den Horror hinter den Ereignissen erkennen."

"Hello Camel" zeigt nun, weniger schmerzhaft anzusehen, etwa Klolöcher mit Papierrollen in der afghanischen Wüste. Oder einen mit amerikanischen Flaggen geschmückten Wall in Afghanistan, der zum US-Nationalfeiertag am 4. Juli hergerichtet wurde. Oder eben ein Kamel, das US-Soldaten während einer Suchaktion im Irak neugierig beäugt.

"Wie kann man lachen und mit dem Dolmetscher herumscherzen, nur Stunden nachdem man mit dem schlimmsten Horror konfrontiert wurde?", fragt Bangert im Vorwort des Buches. "Nach einiger Zeit habe ich gelernt, dass es offenbar nur zwei Optionen gibt: Entweder du lachst, oder du stirbst." Gleichzeitig sei "Hello Camel" auch eine Dokumentation des Versuchs, in den chaotischen Kriegsalltag so etwas wie Normalität zu bringen - und in letzter Konsequenz auch ein Zeugnis seines eigenen Überlebens.


"Hello Camel" von Christoph Bangert , 96 Seiten, Kehrer, erscheint im Juni 2016, 39,90 Euro

vks
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