CO2-Emissionen Umweltschützer kritisieren G-8-Klimaziele als armselig
Toyako - Greenpeace, Oxfam, WWF - große Umweltschutz- und Ernährungsorganisationen haben die Vereinbarung beim Gipfel im japanischen Toyako zum Klimaschutz als unzureichend kritisiert. Die G-8-Führer hätten es nicht geschafft, die internationalen Klimaverhandlungen voranzubringen, erklärte der WWF in einer Stellungnahme.

Aktivisten von Oxfam lassen Ballons steigen, an denen die Puppen der G-8-Staats- und Regierungschefs hängen
Foto: Getty ImagesMit 62 Prozent der CO2-Emissionen in die Erdatmosphäre trügen die G-8-Staaten die Hauptverantwortung für den Klimawandel und stellten den größten Teil des Problems dar. Dass sie nicht zu ihrer historischen Verantwortung für den Klimawandel stünden, sei "armselig". Gleiches gelte auch für die mangelnden Fortschritte, die beim Klimaschutz gemacht würden.
Das Ziel einer Reduzierung der globalen CO2-Emissionen um mindestens 50 Prozent bis 2050 reiche nicht aus. "Die Ergebnisse des Gipfels vom Vorjahr in Heiligendamm zu bestätigen, ist kaum ein bedeutendes Ergebnis", kritisierte WWF-Klimaschutzexperte Kim Carstensen.
Enttäuscht äußerte sich auch die Hilfs- und Entwicklungsorganisation Tearfund. "Die G8 kriechen bei den Einschnitten der Treibhausgase vorwärts, während große Sprünge erforderlich wären", sagte Peter Grand von Tearfund. Die Vereinbarung sei "kaum mehr" als eine Bestätigung der Ziele vom vergangenen Jahr in Heiligendamm. Statt einer Halbierung sei eine Verringerung der Treibhausgase bis 2050 um 50 bis 80 Prozent nötig. Das Ziel bis 2020 müsste 25 bis 40 Prozent lauten, so Grand.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärte: "Während die Arktis schmilzt, vertagen die G8 das Handeln. Statt Klimaschutz hat die Welt nichts weiter erhalten als blumige Worte." So ein "kleiner Fortschritt nach einem ganzen Jahr an Ministertreffen und Verhandlungen" sei nicht nur eine "vertane Gelegenheit", sondern bleibe auf gefährliche Weise hinter dem zurück, was zum Schutz der Menschen und Natur vor dem Klimawandel nötig sei. Der Klimaexperte von Greenpeace, Daniel Mittler, kritisierte, dass keine genauen Zahlen zur Reduzierung der Emissionen für die Länder festgelegt würden.
Auch der britischen Hilfsorganisation Oxfam geht das Ziel der G-8-Staaten nicht weit genug. "Bei diesem Tempo ist die Welt bis 2050 weichgekocht, und die G-8-Führer sind lange vergessen", reagierte Antonio Hill von Oxfam in Toyako auf den Kompromiss. Er sprach von einem "lauwarmen" Klimaziel und bemängelte, dass keine mittelfristigen Ziele zur Verringerung der Treibhausgase und kein Ausgangsjahr für die Halbierung genannt worden seien. Um katastrophale Konsequenzen durch die Erderwärmung zu verhindern, müssten die Treibhausgase bis 2020 um mindestens 25 bis 40 Prozent unter das Niveau von 1990 fallen. Bis 2050 sei eine Reduzierung um mindestens 80 Prozent nötig.
Sarkozy und Berlusconi: Klimavereinbarung gute Lösung
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hingegen sieht in der Klimavereinbarung eine gute Lösung. Das verlautete in Toyako aus französischen Delegationskreisen. Dem Vernehmen nach zeigte sich auch der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zufrieden mit der gefundenen Einigung.
Die führenden Wirtschaftsmächte der Welt hatten sich erstmals darauf verständigt, die weltweiten Treibhausgase bis zum Jahr 2050 um mindestens 50 Prozent zu reduzieren.
Bei ihrem Treffen in Toyako legten sich die G-8-Staats- und Regierungschefs darauf fest, dieses Ziel im Uno-Rahmen nicht nur in Erwägung zu ziehen, sondern auch tatsächlich umzusetzen. Dieses als "Vision" bezeichnete Ziel solle im Uno-Rahmen "geprüft und angenommen" werden, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der G8, die von der japanischen Präsidentschaft veröffentlicht wurde. Damit gingen die G8 deutlich über die Vereinbarung von Heiligendamm im vergangenen Jahr hinaus. Damals war gegen langen Widerstand der USA beschlossen worden, das 50-Prozent-Ziel nur ernsthaft zu prüfen.
Nun kamen die Staats- und Regierungschef auch überein, sich mittelfristig auf eine Reduzierung der Treibhausgase zu verpflichten. Allerdings blieb offen, ob 2020 oder 2030 als mittelfristig anzusehen sei. Auch wurden keine klaren Zahlen pro Land genannt. Doch vereinbarten die G8, dass sie weltweit beim Klimaschutz eine "Führungsrolle" übernehmen wollen und dass sie dabei einen größeren Beitrag leisten müssten als die Schwellenländer. Daher solle jedes G-8-Land ehrgeizige eigene Ziele setzen und mittelfristig den Ausstoß an Treibhausgasen "absolut" reduzieren. Ein Basisjahr dafür wurde allerdings nicht genannt. Die Schwellenländer hingegen sollen bei der Reduzierung nur unterstützt werden.
Die Atomkraft wird in dem Text insofern erwähnt, als es ein wachsendes Interesse mancher Staaten gebe, die Atomkraft einerseits zur Vermeidung von Treibhausgasen und andererseits zur Verringerung der Abhängigkeit vom Öl einzusetzen. Die Atomenergie wird aber nicht generell als ein Instrument im Kampf gegen den Klimawandel genannt. Dagegen hatte sich Deutschland gesperrt, das mit seinem Atomausstieg unter den G8 inzwischen alleine dasteht.
Darüber hinaus verwiesen die G8 unter anderem auch auf notwendige Nachhaltigkeitsstandards für Treibhausgase und begrüßten die bei der Weltbank angesiedelten Klimafonds. Insgesamt sollen dafür sechs Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt werden. Deutschland will nach Angaben aus Regierungskreisen 500 Millionen Dollar geben, die auch schon in der Haushaltsplanung eingestellt seien. Die USA hatten bereits zwei Milliarden, Japan 1,2 Milliarden und Großbritannien ebenfalls 1,2 Milliarden Dollar zugesagt.
asc/dpa/AFP/Reuters