Acht Milliarden – Der Auslands-Podcast
Die Schweizer und ihr bizarres Corona-Chaos
Bordelle, Skipisten und Restaurants blieben offen – jetzt sind die Intensivbetten voll. Die sonst so effiziente, heile Schweiz versagt im Umgang mit der Pandemie. Im Podcast geht es um die Frage: Wie konnte es so weit kommen?
Als Mathieu von Rohr, Ressortleiter Ausland beim SPIEGEL, im vergangenen Sommer von Hamburg nach Mailand mit dem Zug fuhr, hatte er den Eindruck, durch gleich drei Corona-Realitäten zu reisen.
In Deutschland musste man im Zug Maske tragen. In Italien musste man im Zug und auch außerhalb des Zuges an der frischen Luft Maske tragen. In der Schweiz jedoch, seinem Heimatland, schien es so, »als gäbe es das Virus nicht. Man wurde im Zug sogar etwas mitleidig angeschaut, wenn man einen Mundschutz aufzog.«
Diese bis weit in den Spätherbst hinein eher entspannte Grundhaltung der Schweizer – kein harter Lockdown, eher behutsame Einschränkungen für die Gastronomie, Öffnung der Skipisten, Spaßbäder, Bordelle – scheint nun ernste Konsequenzen zu haben:
Die Infektionszahlen schossen erst in die Höhe, sie lagen pro Kopf gerechnet zeitweise doppelt so hoch wie in den USA und pendeln sich nun auf hohem Niveau ein, zuletzt lagen sie immer noch doppelt so hoch wie in Deutschland.
Die Intensivbetten füllen sich schnell, die Krankenhäuser kommen an die Kapazitätsgrenzen.
Der Reproduktionswert liegt bei deutlich über 1.
Gesundheitsexperten, Chefärzte von Unispitälern, sogar die Taskforce des Bundes, fordern deutlich härtere Maßnahmen. Die Politik bewegt sich vorerst nur zögerlich. Warum sich gerade die Schweiz so schwer mit einer schnellen und effektiven Corona-Strategie tut, ergründen in der aktuellen Folge von »Acht Milliarden« Mathieu von Rohr und Walter Mayr, SPIEGEL-Korrespondent in Wien – der sich vor Kurzem zu einer Reise in die Schweizer Corona-Parallelwelt nach St. Gallen aufmachte und dort mit Seilbahnbetreibern, Ärzten und Kantonspolitikern sprach.
Für beide steht fest, dass den Schweizern sehr wohl bewusst ist, wie ernst die Lage ist, in die sie sich manövriert haben. »Um das Problem aber zu verstehen, muss man zwei Dinge mitdenken: das politische System der Schweiz und die eher liberale Mentalität der Schweizer«, sagt von Rohr. »Das auf Ausgleich und Machtbrechung angelegte politische System ist in guten Zeiten ein Garant für gutes Regieren – aber in einer Krise hilft es nicht.«
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