Die USA verweigern Ausländern die Einreise aus China, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Russland zieht gar eine Ausweisung von Infizierten in Betracht. Die Regierung in Peking spricht von Überreaktionen.
Laborprobe mit Coronavirus: Der Typ 2019-nCoV trat Ende des vergangenen Jahres erstmals auf
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Mit drastischen Maßnahmen haben die USA auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert - und damit Verärgerung in Peking ausgelöst. Die Vereinigten Staaten riefen den öffentlichen Gesundheitsnotstand aus und lassen Ausländer, die kürzlich in China waren, nicht mehr ins Land. US-Bürger wiederum, die innerhalb der vergangenen 14 Tage nach China gereist sind, werden zu einem von sieben Flughäfen geleitet, die für Gesundheitskontrollen vorgesehen sind.
Die chinesische Regierung erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Vereinigten Staaten. Das Außenministerium in Peking sprach von einer Überreaktion der USA und anderer Länder. Washington habe China keine substanzielle Hilfe angeboten, sondern vielmehr ununterbrochen Panik verbreitet. China hoffe, dass die Länder vernünftig, besonnen und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse reagierten. Das Land benötige vor allem Masken, Schutzanzüge und Sicherheitsbrillen.
Der Ausbruch der neuartigen Lungenkrankheit hat in China schon mehr Menschenleben gefordert als die Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Die Gesundheitskommission in Peking meldete am Montag den bisher stärksten Anstieg der Infektionen und Todesfälle innerhalb eines Tages. An dem Coronavirus starben demnach erneut 57 Menschen.
Damit stieg die Gesamtzahl auf 361 Tote - mehr als es durch das Schwere Akute Atemwegssyndrom (Sars) 2002 und 2003 in China gegeben hatte. Weltweit waren damals allerdings 774 Tote zu beklagen gewesen. Die Zahl der bestätigten Infektionen in China stieg um 2829 auf 17.205 Fälle. Die Gesundheitskommission sprach zudem von mehr als 20.000 Verdachtsfällen.
USA wollen Bürger zurückholen
In den Vereinigten Staaten sind bislang elf Coronafälle bekannt. US-Außenminister Mike Pompeo kündigte weitere Flüge nach China an, um US-Bürger zurückzuholen. Es würden einige Maschinen nach Hubei fliegen. Auch Bürger anderer Staaten könnten an Bord genommen werden. Zudem würden die US-Maschinen medizinische Güter nach China bringen.
Auch Russland will im Laufe des Tages damit beginnen, seine Bürger aus Wuhan zurückzufliegen, wo sich die Erkrankung zunächst ausgebreitet hatte. Gleichzeitig erwägt die Regierung in Moskau, mit dem Virus infizierte Ausländer auszuweisen. Das meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Ministerpräsident Michail Mischustin. Er schlage außerdem vor, das für den 12. bis 14. Februar geplante Russische Investment Forum in Sotschi am Schwarzen Meer zu verschieben. Am Donnerstag hatte Russland die Schließung der Grenze zu China angekündigt, am Freitag dann die ersten beiden Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet.
Im Krankenhaus "Huoshenshan" soll es tausend Patientenbetten geben
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Unterdessen ist das erste von zwei neuen chinesischen Krankenhäusern zur Isolation von Coronavirus-Erkrankten in Wuhan nach nur acht Tagen Bau fertig. Die ersten Patienten werden am Montag erwartet, berichten staatliche Medien. Das Krankenhaus "Huoshenshan" ("Feuergott Berg") umfasst tausend Betten. Mehr als 7500 Arbeiter sind an dem Schnellbauprojekt beteiligt. Das zweite Krankenhaus "Leishenshan" ("Donnergott Berg") mit 1600 Betten soll am 5. Februar eröffnet werden. Die Pläne für die Bauprojekte stammen von einem ähnlichen Schnellbau in Peking aus dem Jahr 2003 zur Bekämpfung des Sars-Virus.