Dänemark Mordplan gegen Mohammed-Karikaturisten aufgedeckt

Die dänische Polizei hat einen Anschlag auf einen Zeichner der umstrittenen Mohammed-Karikaturen vereitelt. Ermittler nahmen mehrere Verdächtige fest, die den Mann töten wollten.

Kopenhagen - Die Mohammed-Karikaturen wurden vor zweieinhalb Jahren veröffentlicht - die Zeichner leben immer noch in Lebensgefahr. Ein Sprecher des dänischen Polizeigeheimdienstes PET hat heute die Festnahme von mehreren Männern in der Stadt Århus bestätigt, die einen der Zeichner angeblich ermorden wollten.

Die Festnahme sei in der Nacht in vorbeugender Absicht "in einem frühen Stadium" erfolgt. Nach Angaben der Zeitung "Jyllands-Posten" handelt es sich bei den Festgenommenen um Muslime. Die Mordpläne seien schon relativ konkret gewesen - der Zeichner Kurt Westergaard sollte demnach in seinem eigenen Haus getötet werden.

"Jyllands-Posten" hatte im September 2005 zwölf Karikaturen mit Darstellungen des Propheten veröffentlicht. Einige Monate später brachen in islamischen Ländern wegen der Verletzung des Abbildungsverbotes für Mohammed massive und teilweise gewalttätige Proteste aus. Dabei starben mehr als 150 Menschen.

Der 73-jährige Westergaard hatte gemeinsam mit elf Kollegen Bilder von Mohammed für einen Wettbewerb erstellt und den Propheten dabei als finsteren, vollbärtigen Mann mit einer Bombe im Turban gezeichnet. Laut "Jyllands-Posten" stand er mehrere Monate lang unter massivem Polizeischutz. Der Zeichner und seine Frau mussten demnach ständig umziehen und vorübergehend an geheimen Orten leben.

Der Chefredakteur der "Jyllands-Posten", Carsten Juste, sagte nach der Festnahme, die Chefredaktion habe über Monate mit Sorge gesehen, dass Westergaard beschützt werden musste. Die Redaktion fühle mit ihm und seiner Familie. Es sei beschämend, dass ein Mann, der seine Arbeit in voller Übereinstimmung mit den dänischen Gesetzen, der dänischen Presseethik und der dänischen Zeitungstradition ausgeführt habe, mit Mord bedroht werde.

Westergaard selbst erklärte in der "Jyllands-Posten", er sei zornig, dass eine gewöhnliche, alltägliche Handlung wie seine Zeichnung zu einem derartigen Wahnsinn führe. Er wisse nicht, wie lange er unter Polizeischutz stehen werde, aber die Nachwirkungen dieser wahnsinnigen Reaktion würden sein Leben lang anhalten. "Das ist traurig, aber das sind nun meine Lebensbedingungen. "

anr/ler/dpa

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren