Dalai Lama für China-Spiele Tibets Exilregierung verurteilt Fackellauf-Protest
Neu-Delhi - Es waren Tausende, die demonstrierten - vor allem in London und Paris. Ihr Ziel: Mit ihrem Protest gegen den Olympischen Fackellauf wollten Menschenrechtsgruppen vor den Sommerspielen in Peking auf die Situation in Tibet aufmerksam machen, wo Chinas Regierung im März Proteste gewaltsam niedergeschlagen hatte.
Jetzt gibt es Kritik am Protest - von ungewohnter Stelle: Die tibetische Exilregierung hat die Proteste beim Fackellauf verurteilt. Die politische Führung Tibets und viele Tibeter wollten die Fackel nicht stoppen, sagte Ministerpräsident Samdhong Rinpoche in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. "Der Dalai Lama unterstützt die Olympischen Spiele", sagte Ringpoche.
Der Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, unterstrich heute auch selbst seine Unterstützung für die Olympischen Sommerspiele. Die Chinesen hätten die Spiele verdient, sagte er. "Ich unterstütze die chinesischen Gastgeber, weil China ein uraltes Land und dazu das bevölkerungsreichste der Welt ist", sagte er. Selbst die Ereignisse in seiner Heimat Tibet, wo China im März Aufstände gewalttätig niedergeschlagen hat, hätten nichts an seiner Position geändert.
"Wir sind nicht antichinesisch eingestellt", sagte der Dalai Lama. "Wir haben von Anfang an die Olympischen Spiele unterstützt." Er sei traurig darüber, dass die chinesische Regierung ihn dämonisiere.
Die Demonstranten in der ganzen Welt hätten das Recht, ihre Gefühle auszudrücken, sagte der Dalai Lama. Er sprach sich gegen Gewaltaktionen während des Fackellaufs aus - niemand dürfe allerdings den Demonstranten den Mund verbieten.
Chinas politische Führung sieht dagegen im Dalai Lama den Drahtzieher der Proteste in Tibet und am Rande des Fackellaufs in London, Paris und San Francisco.
Rogge erinnert China an moralische Verpflichtung
In der US-Metropole war die Strecke kurzfristig geändert und eine geplante Abschlusszeremonie abgesagt worden. Tausende Menschen warteten deshalb vergeblich darauf, die Fackel auf der angekündigten Strecke zu sehen.
Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, forderte von China die Einhaltung seiner Zusagen über Menschenrechtsverbesserungen vor den Olympischen Spielen. Vor der Vergabe der Sommerspiele nach Peking hätten die chinesischen Vertreter versichert, die Ausrichtung Olympias in ihrem Land werde die soziale Frage und besonders die Menschenrechte voranbringen, sagte Rogge vor Journalisten in Peking. Er verlangte von China, seine "moralische Verpflichtung" zu respektieren.
Als Reaktion rief die chinesische Regierung das IOC umgehend auf, "unsachliche politische Faktoren" von den Sommerspielen in Peking fernzuhalten. "Ich denke, dass die IOC-Funktionäre die Olympischen Spiele in Peking unterstützen", sagte Außenamts-Sprecherin Jiang Yu.
Gekürzte Route in Indonesien
In einem Interview mit dem "Tagesspiegel" verteidigte der chinesische Botschafter in Deutschland, Ma Canrong, die Menschenrechtssituation in seinem Land. "Sicher ist, dass es um die Menschenrechte in China nie besser stand als heute. Vor der Gründung des neuen China war das Land eine halb feudale, halb koloniale Gesellschaft und der Demütigung durch das Ausland ausgesetzt." Dass China trotzdem manchmal schlecht angesehen sei, liege vor allem an der verzerrten Berichterstattung vieler Medien, kritisierte Canrong.
Angesichts der massiven Proteste gegen die chinesische Tibet-Politik hat Indonesien seinen Teil des olympischen Fackellaufs deutlich gekürzt. Die Flamme sollte am 22. April ursprünglich über eine 15 Kilometer lange Strecke durch das Zentrum der Hauptstadt Jakarta getragen werden. Jetzt soll der Fackellauf nur in der Umgebung des Sportstadions stattfinden, wie der Leiter des Organisationskomitees, Sumohadi Marsis, der Zeitung "The Jakarta Post" erklärte. "Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor", sagte er. Zuvor hatte bereits San Francisco den Fackellauf verkürzt, nachdem es in London und Paris zu wütenden Protesten gekommen war.
hen/dpa/AP/Reuters