Miranda-Verhör in London "Sie drohten, mich ins Gefängnis zu stecken"

Neun Stunden wurde David Miranda, der Partner von Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald, auf dem Flughafen Heathrow festgehalten. In einem Interview berichtet er nun von dem Verhörmarathon. Ihm sei wiederholt mit Haft gedroht worden, das erste Getränk bekam er demnach erst nach acht Stunden.
Miranda (r., mit Partner Greenwald): "Sie behandelten mich wie einen Kriminellen"

Miranda (r., mit Partner Greenwald): "Sie behandelten mich wie einen Kriminellen"

Foto: RICARDO MORAES/ REUTERS

London - Der Fall von David Miranda, der neun Stunden auf dem Flughafen London-Heathrow festgehalten wurde, sorgt weltweit für Schlagzeilen. In einem Interview mit dem "Guardian"  berichtet der Partner von Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald nun ausführlich von dem langen Verhör.

Der 28-jährige Brasilianer berichtet darin, er sei massiv unter Druck gesetzt worden und habe den Polizisten gar die Passwörter zu seinem Telefon und seinem Rechner preisgegeben. Miranda sagte: "Sie bedrohten mich die gesamte Zeit und sagten, ich würde ins Gefängnis gesteckt, wenn ich nicht kooperiere."

Miranda war am Sonntag in London von britischen Sicherheitsagenten fast neun Stunden verhört worden. Die Briten beriefen sich dabei auf ein Anti-Terror-Gesetz, das eine Festnahme ohne richterliche Anordnung und ohne Recht auf juristischen Beistand ermöglicht. Sein Partner Greenwald arbeitet mit NSA-Whistleblower Edward Snowden zusammen. Laut Polizeiprotokoll saß Miranda von 8.05 bis 17 Uhr fest.

Miranda berichtete, ihm seien zwar ein Anwalt und ein Glas Wasser angeboten worden, beides habe er aus Misstrauen jedoch abgelehnt. Demnach konnte er erstmals nach acht Stunden Verhör etwas trinken - aus einem öffentlichen Cola-Automaten.

Rechner, USB-Sticks, Telefon konfisziert

Miranda sagte, er sei in einem Raum mit sieben Agenten gewesen. Sein Handgepäck sei durchgesucht worden, und die Polizisten hätten seinen Rechner, zwei USB-Sticks, eine externe Festplatte und weitere Geräte konfisziert, darunter auch eine Spielkonsole, ein neues Telefon und eine neue Uhr.

"Sie haben erreicht, dass ich ihnen die Passwörter für mein Telefon und meinen Rechner gegeben habe", sagte er. Immer wieder seien die Worte "Gefängnis" und "Polizeiwache" gefallen. "Sie behandelten mich wie einen Kriminellen oder jemanden, der das Land angreifen will. Es war anstrengend und frustrierend, aber ich wusste, ich habe nichts falsch gemacht."

Die Polizei rechtfertigte ihr Vorgehen als "juristisch korrekt". Die Befragung des 28-Jährigen unter Anti-Terror-Gesetzen sei "notwendig und angemessen" gewesen, hieß es in einer Stellungnahme.

Miranda betonte im Interview, er spiele keine wichtige Rolle in den Enthüllungen seines Lebenspartners. Allerdings war er in Berlin, um Laura Poitras zu treffen, mit der Greenwald bei den Snowden-Enthüllungen zusammenarbeitet.

Er berichtete, man habe ihn zu völlig verschiedenen Themen verhört - gar zu den Sozialprotesten in Brasilien vor einigen Wochen und zu seinen vermeintlichen Verbindungen zur brasilianischen Regierung.

fab
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