Demonstration in Kairo: Ägyptens Frauen begehren gegen Misshandlungen auf
Foto: FILIPPO MONTEFORTE/ AFPKairo - Ägyptens Frauen haben sich mit einer Großdemonstration gegen Schikane durch Sicherheitskräfte zur Wehr gesetzt: Rund 10.000 Ägypterinnen protestierten in Kairo gegen die jüngste Gewalt von Soldaten gegen Demonstrantinnen. Gekommen waren junge Frauen, stark geschminkt, genauso wie ältere Frauen mit dunklen Schleiern.
Für Empörung hatten in den vergangenen Tagen vor allem Bilder einer jungen Frau gesorgt, die während der Unruhen auf dem Tahrir-Platz von den Sicherheitskräften halb ausgezogen und brutal geschlagen wurde. Viele der Demonstrantinnen hielten Kopien eines Bildes der misshandelten Frau hoch und forderten den Rücktritt des regierenden Militärrats. "Die Töchter Ägyptens sind eine rote Linie", skandierten sie in Sprechchören. Auf dem Weg durch die Kairoer Innenstadt schlossen sich am Abend immer weitere Frauen der Kundgebung an. Viele forderten den Rücktritt des Militärrats.
Das Mädchen, das von den Sicherheitskräften ausgezogen wurde, könnte auch ihre Tochter sein, sagte eine 54-jährige Demonstrantin. "Sie wollen die Kraft der Frauen brechen, das fing an mit den Jungfrauentests. Sie wollen ihre Würde brechen, so dass sie nicht mehr rausgehen und protestieren", erklärte eine andere Aktivistin. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP bildeten Männer zum Schutz eine Menschenkette um die Demonstrantinnen.
Clinton: "Gewalt gegen Frauen entehrt die Revolution"
Der Militärrat reagierte noch während der Proteste mit einer ungewöhnlich deutlichen Erklärung und entschuldigte sich. "Der Oberste Rat der Streitkräfte bietet den großen Frauen Ägyptens sein tiefes Bedauern wegen der Übergriffe, die sich während der jüngsten Protestaktionen vor dem Parlament und Regierungskabinett ereignet haben", zitierte der Sender al-Arabija in der Nacht zum Mittwoch aus einer vom Militärrat verbreiteten Erklärung. Der Militärrat kündigte ein hartes juristisches Vorgehen gegen die Verantwortlichen an.
Nach Darstellung von Aktivisten waren während der Zusammenstöße in den vergangenen Tagen wiederholt Frauen von Soldaten geschlagen worden. Bei den Unruhen und Straßenschlachten sind seit Freitag nach offizieller Darstellung zwölf Menschen ums Leben gekommen. Aktivisten sprechen jedoch von 13 bis 16 Toten. Die Proteste richten sich gegen die Militärführung, die nach dem Sturz von Präsident Mubarak im Februar die Macht übernommen hat sowie gegen Ministerpräsident Kamal al-Gansuri. Unter anderem fordern die Demonstranten Gansuris Ablösung sowie einen raschen Wechsel zu einer Zivilregierung.
Die internationalen Reaktionen waren scharf: US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte am Montag, die systematische Erniedrigung von ägyptischen Frauen entehre die Revolution, bringe Schande über den Staat und sei einem großen Volk nicht angemessen. Am Dienstag hatte die Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, vom Militärrat gefordert, Beamte strafrechtlich zu verfolgen, die an Gewalt gegen Demonstranten beteiligt gewesen seien. Die Bilder aus Kairo, auf denen etwa Menschen, die keinen Widerstand mehr leisteten, mit Stöcken geschlagen würden, seien schlichtweg schockierend. Ein solches Vorgehen sei nicht mit der Wiederherstellung von Sicherheit zu rechtfertigen, sagte Pillay. Sie forderte zudem erneut die Aufklärung sämtlicher Tötungen und Folterungen der vergangenen Monate in Ägypten.
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Demonstrantin in Kairo: Am Dienstagabend gingen rund 10.000 Frauen auf die Straße...
...sie demonstrierten gegen die jüngsten Übergriffe durch Soldaten.
Die Wut der Frauen ist groß - zum Symbol für die Erniedrigung wurde das Bild einer jungen Frau...
...die Ende vergangener Woche von den Sicherheitskräften halbnackt ausgezogen und über den Tahrir-Platz gezerrt wurde.
Viele der Demonstrantinnen forderten am Dienstag in Kairo den Rücktritt des Militärrates.
Junge und alte Frauen demonstrierten gemeinsam - sie sandten ein Zeichen der Geschlossenheit aus.
Frauen in der Mitte: Männer gehen am Rande des Demonstrationszuges - nach Angaben der Nachrichtenagentur AP wollten sie die Frauen schützen.