Der Löwe von Nasiria Studium in Deutschland

Abu Hamza al-Hadrami war, wenn man dem Verfasser seines Nachrufes glaubt, Student an einer deutschen Universität, bevor er in den Irak zog. Er starb zu Beginn des Krieges, in der südirakischen Stadt al-Nasiria.

"Abu Hamza al-Hadrami, auch genannt Sa'd Abdallah Umar, auch genannt 'Der Löwe von al-Nasiria', möge Gott seiner gnädig sein!

Ich lernte ihn in einer deutschen Universität kennen. Er war ein Jahr weiter als ich, aber im selben Fach. Er war von dünnem Köperbau, hatte braune Haut und hervortretende Augen. Er hatte einen wachen Geist und alle kannten ihn als 'den Professor', denn er war für sie ein Vorbild und wenn man ihn darum bat, einige Grundlagen zu erklären, fand man sich vor einem Professor in einer Vorlesung wieder. (...)

Er war sehr engagiert, versammelte die islamischen Studenten um sich und sorgte dafür, dass sie untereinander Verbindungen knüpften. Er startete auch, was als wöchentlicher Studienkreis bekannt wurde. Er lernte das Buch Gottes auswendig und lehrte es auch alle anderen. Das war Abu Hamza al-Hadrami, beziehungsweise Sa'd Abdallah Umar aus Bilad al-Ahqaf (wahrscheinlich ist damit der Jemen gemeint, die Red.). Sein Vater arbeitet in einem der Golfstaaten und war der älteste in der Familie, die ansonsten aus vier Schwestern bestand.

Wir begegneten einander wegen der Liebe zu Gott. Er war gut und ehrlich und ein vorzüglicher Ratgeber. Gott beehrte mich damit, unter seiner Aufsicht zehn Abschnitte des Korans auswendig zu lernen, auch viele Brüder lernten unter seiner Anleitung den Koran auswendig. Möge Gott ihm diese gute Tat auf seiner Waage anrechnen!

"Abu Hamza weigerte sich abzuziehen"

(...) Einen Monat vor Beginn des Überfalls auf den Irak reiste ich nach Mekka, um die kleine Pilgerfahrt zu begehen; das eigentliche Ziel aber war der Irak. Während ich dort eines Tages auf das Abendgebet wartete, (...) sah ich einen jungen Mann vor mir stehen, der sagte: 'Wenn Gott dich hierher geführt hat, in sein heiliges Land und das Schlachtfeld des Dschihad, (...) dann mögest du eines Tages, so Gott will, an seinem Thron sitzen!' Ich hob meinen Blick und sah, dass es Abu Hamza war, der vor mir stand. Ich freute mich sehr wegen dieses Wiedersehens! Wir verbrachten dann einige schöne Tage zusammen. (...)

Dann begannen die Planungen mit denen, die wussten, wie man in den Irak kommen kann. (...) Dies folgte einem Pan, den sich eine Gruppe im Süden (wohl: des Irak, die Red.) überlegt hatte. In einem der Vororte von al-Nasiria (im Südirak, die Red.), wo wir unter strenger Geheimhaltung gesammelt wurden, traf ich Abu Hamza dann plötzlich wieder, und er freute sich sehr darüber. Er sagte: 'Hoffentlich sehen wir uns auch ein drittes Mal wieder!' (...)

Schließlich kam es in al-Nasiria zur Schlacht (...). Sie dauerte vier Tage. (...) Die meisten Mudschahidin verweigerten jeden Beschluss, sich zu ergeben. Stattdessen wurde die Entscheidung gefasst, einen Gegenangriff auf die Feinde unter starkem Feuer zu starten, was einigen der Mudschahidin den Abzug ermöglichen würde. Abu Hamza weigerte sich, abzuziehen und beschloss stattdessen, Gott zu treffen und seinen Dschihad-Brüdern die Abzugsoperation zu erleichtern. Und so fiel er als Märtyrer, und lag in seinem reinen Blut auf dem Boden des Landes der zwei Ströme. (...)"

Übersetzung: Yassin Musharbash

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