Flüchtlingsretterschiff "Iuventa" Italiens Polizei veröffentlicht an Bord abgehörte Gespräche

Italienische Behörden haben Gespräche der "Iuventa"-Crew abgehört. Sie werfen den deutschen Flüchtlingsrettern mangelnde Kooperationsbereitschaft vor.
Die "Iuventa" von Jugend rettet nimmt im Juni Migranten auf

Die "Iuventa" von Jugend rettet nimmt im Juni Migranten auf

Foto: STEFANO RELLANDINI/ REUTERS

Behörden in Italien haben offenbar deutsche Aktivisten abgehört, die mit dem Schiff "Iuventa" im Mittelmeer kreuzen und aufgegriffene Flüchtlinge in italienische Häfen bringen.

Nachdem das Schiff der deutschen Organisation Jugend Rettet am Mittwoch "vorsorglich" beschlagnahmt worden war, veröffentlichte die italienische Polizei nun Mitschnitte von abgehörten Unterhaltungen der Crew. Die Ermittler werfen den deutschen Helfern demnach vor, die Aktivitäten von Schleppern zu begünstigen. Jugend Rettet fährt seit 2016 Rettungseinsätze im Mittelmeer, die Organisation hat ihren Sitz in Berlin und finanziert sich aus Spenden.

Video: Italien beschlagnahmt Schiff von Flüchtlingshelfern

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Die veröffentlichten Mitschnitte legten nahe, dass Jugend Rettet nicht die Absicht habe, die Aufklärungsarbeiten zu erleichtern, heißt es in einer Polizeimitteilung. Wann genau die Unterhaltung stattfand und zwischen wem genau, gab die Polizei nicht bekannt. Zu hören ist, wie darüber geredet wird, den Behörden keine Fotos zu geben, auf denen Menschen identifizierbar sind. Die Behörden werfen der NGO deshalb mangelnde Kooperation vor.

Der Anwalt von Jugend Rettet will juristisch gegen die Beschlagnahme des Schiffs sowie von Dokumenten und eines Computers vorgehen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Auch das Auswärtige Amt hat sich in den Fall eingeschaltet: Man beobachte die Lage vor Ort, stehe mit den betroffenen Deutschen in Kontakt und biete konsularische Betreuung an, hieß es aus Berlin.

Mit einem neuen Verhaltenskodex will Italien die Regeln für die private Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer verschärfen. Dazu gehört die Bereitschaft, einen bewaffneten Polizisten an Bord zu nehmen. Sechs Hilfsorganisationen hatten sich jedoch geweigert, das Dokument zu unterschreiben- darunter auch Jugend Rettet und Ärzte ohne Grenzen.

cht/dpa/AFP
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