Belgrad - Der österreichische Schriftsteller Peter Handke hat nach einem Bericht der Deutschen Presseagentur am Samstag beim Begräbnis des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic gesprochen. In seiner Rede auf serbisch sagte Handke, dass die "so genannte Welt keine Welt sei" und dass er die Wahrheit nicht kenne, dass er aber "zuhört, schaut und fühlt". Er sei "glücklich", dass er sich heute in Serbien befinde und "Slobodan Milosevic nahe" sei. Handke sagte dies laut dpa vor dem auf dem Hauptplatz von Pozarevac aufgestellten Milosevic-Sarg vor mehr als 20 000 Anhängern des Ex-Diktators.
Der 63-jährige Autor hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für Milosevic eingesetzt und ihn 2004 im Gefängnis in den Niederlanden besucht. 1996 hatte Handke mit der Veröffentlichung seines Textes "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" einen Skandal provoziert. Darin bezeichnete er die Serben als die wahren Opfer des Bürgerkrieges.
Auch im vergangenen Jahr geriet Handke wieder in die Kritik, als er für die Zeitschrift "Literaturen" einen apologetischen Gerichtsbericht aus Den Haag verfasste, in dem er Milosevic verteidigte und seine Verantwortung für Kriegsverbrechen in Abrede stellte.
ccm/dpa
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Milosevic-Anhänger schwenken eine Flagge des kommunistischen Ex-Jugoslawien. Zehntausende hatten sich in der Hauptstadt Belgrad versammelt, um Abschied von dem Kriegsverbrecher und Ex-Staatschef zu nehmen.
Vor dem Parlament, wo der Leichnam Milosevics aufgebahrt wurde, hielten Anhänger Portraits des Verstorbenen in den Händen.
Personal der Sozialistischen Partei von Slobodan Milosevic während der Zeremonie zu Ehren des Mannes, der starb, während er beim Kriegsverbrechertribunal in Den Haag auf sein Urteil wartete.
Ein Milosevic-Anhänger kurz vor der Abfahrt eines Busses nach Pozarevac, dem Heimatort des Ex-Staatschefs. Dort wurde der Leichnam am Samstag Nachmittag beerdigt.
Eine Anhängerin Milosevics vor dem Revolutionsmuseum in Belgrad. Zehntausende hatten sich in der Hauptstadt versammelt, um von ihrem Idol Abschied zu nehmen.
Auch vor dem Haus des früheren Staatschefs versammelten sich Trauernde. Die letzte Ruhestätte des Mannes, der wegen schwerer Kriegsverbrechen angeklagt war, liegt 80 Kilometer südlich von Belgrad.
Ein Mann küsst das Schild auf dem Sarg des Verstorbenen. Noch immer hat Slobodan Milosevic zahlreiche Anhänger in Serbien.
Auch russische Anhänger Milosevics gingen heute auf die Straße, hier in Moskau, wo zu Ehren des "Schlächters von Belgrad" eine falsche Rakete ausgestellt wurde.
In langer Reihe warteten die Trauernden außerhalb des Belgrader Revolutionsmuseums auf eine Gelegenheit, dem Serbenführer die letzte Ehre zu erweisen. Milosevic war am 11. März in Den Haag gestorben, bevor ein Urteil des Kriegsverbrechertribunals über seine Rolle gefällt werden konnte.