Überblick
Die wichtigsten Texte zum Tod von Fidel Castro
Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Er hatte das sozialistische Land fast 50 Jahre lang regiert. Hier finden Sie unsere Texte vom Wochenende.
Castro spaltete die Welt in Anhänger und Gegner. Die einen priesen die sozialen Fortschritte, die er den Kubanern gebracht habe. Die anderen sahen in ihm den Diktator, der politische Gegner gnadenlos verfolgte und niemals freie Wahlen zuließ.
Die Nachricht vom Tod des legendären Revolutionsführer löste unterschiedliche Reaktionen aus. US-Präsident Barack Obama versicherte den Kubanern, "dass sie in den Vereinigten Staaten einen Freund und Partner haben". Der künftige US-Präsident Donald Trump hingegen nannte Castro einen "brutalen Diktator".
Castro widersetzte sich sein Leben lang den Begehren der USA nach Einfluss auf Kuba. Er trotzte während seiner Regierungszeit zehn US-Präsidenten und überlebte zahlreiche Attentatsversuche. Im Kalten Krieg hatte die CIA klare Vorstellungen davon, wie Kubas Staatschef Fidel Castro sterben sollte: getötet von einem Auftragsmörder, einem Tausendsassa - und auf spektakuläre Weise.
Lesen Sie hier die Geschichte von Rüdiger Falksohn über die Anschlagversuche auf Castro: "Gift im Kugelschreiber".
Castro wurde bewundert und gefürchtet für seine Reden und Verhandlungen. Bis zum Morgengrauen pflegte Kubas Staatschef mit Besuchern zu sprechen - insbesondere mit Deutschen. Wenn die allerdings Reformen einforderten, schaltete er auf stur. Walter Haubrich kannte Castro persönlich, Haubrich begleitete Bundeskanzler Gerhard Schröder auf Staatsbesuch nach Kuba.
Wegen einer schweren Krankheit hatte Castro sich 2006 aus der aktiven Politik zurückgezogen. Nach seinem Tod hoffen viele Kubaner, dass sich dessen Bruder Raúl nun emanzipiert und die Öffnung weiter vorantreibt. Doch ob ihm das gelingt, hängt vor allem von der künftigen Politik der USA ab.
Plakate aus dem Archiv des Autors Lincoln Cushing zeigen, wie das Regime Kubas das Bild vom "Máximo Líder" prägte. Die Poster sind ein spektakulärer Einblick in den Aufstieg und die Herrschaft Castros.
Sehen Sie hier die Propagandaplakate, die zeigen, wie das Bild vom "Máximo Líder" entstand: "Castros Welt"
Kubas Regierung verhängte bis zum kommenden Sonntag Staatstrauer. Dann soll Casto, dessen Leichnam bereits am Samstag eingeäschert wurde, in der Stadt Santiago de Cuba beigesetzt werden.
Bis dahin wurden Konzerte und Baseballspiele abgesagt, Tanzveranstaltungen und Alkoholausschank verboten.
Die Leiche des "Máximo Líder" wurde am Samstag eingeäschert. Am Montag und Dienstag können die Kubaner am Denkmal für den Nationalhelden José Martí in Havanna Abschied von Castro nehmen. Für Dienstag ist eine Massenkundgebung auf dem Revolutionsplatz geplant.
Anschließend wird die Urne mit der Asche in einem viertägigen Trauerzug über verschiedene Städte und Ortschaften zur 900 Kilometer von Havanna entfernten Stadt Santiago de Cuba gebracht. Am kommenden Sonntag soll die Urne dort auf dem Friedhof Santa Ifigenia beigesetzt werden.
30 BilderEin Leben in Bildern: Mythos Fidel Castro
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Er wurde verehrt und geliebt, gefürchtet und gehasst: Fidel Castro ist im Alter von 90 Jahren gestorben.
Foto: CRISTOBAL HERRERA/ AP
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Fidel Castro wurde nach offiziellen Angaben 1926 im Osten Kubas geboren, doch das Geburtsjahr ist umstritten. Sein Vater, einst ein armer Einwanderer, war zu Reichtum gekommen. Castro studierte Rechtswissenschaften an der Universität von Havanna - hier ein Bild mit seinen Kommilitonen aus dem Jahr 1947 - und promovierte dort. Schon als Student soll er in Bandenkriegen mitgemischt haben.
Foto: STR/ REUTERS
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Bereits 1953 versuchte er mit seinen Mitstreitern den kubanischen Diktator Fulgencio Batista zu stürzen. Doch erst in den Wäldern der Sierra Maestra, in denen er zusammen mit seinen Kameraden nach einem zweiten Umsturzversuch 1956 untertauchte, begründet sich der Mythos Fidel Castro.
Foto: AP
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Eine kleine Gruppe von Freiheitskämpfern landete 1956 unter Führung von Fidel Castro an der Küste Kubas. Ihren Guerilla-Kampf führten sie anschließend von den Bergen der Sierra Maestra aus. Zeitweise sollen sie sich nur von Wurzeln und Schlangenfleisch ernährt haben. Schnell wuchs aber die Zahl der Unterstützer.
Foto: HO/ AFP
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Geschickt kontrollierte Fidel Castro sein Bild in der Öffentlichkeit. 1957 besuchte ein Reporter der "New York Times" die Männer im Dschungel. Castro ließ sich währenddessen immer wieder Bericht erstatten, damit der Eindruck einer großen Operation entstand. Einmal unterbrach ein schweißgebadeter Bote das Gespräch mit einer "wichtigen" Nachricht von der Zweiten Kompanie, die es gar nicht gab. Der Artikel machte Fidel Castro zum Symbol des Widerstands in ganz Lateinamerika.
Foto: ANDREW ST. GEORGE/ AP
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Kampfgefährten Castros waren sein jüngerer Bruder Raúl (l.) und der argentinische Arzt Ernesto Guevara, genannt "Che" (argentinisch für "Kumpel"). Die Bärtigen wurden die Rebellen in der Bevölkerung genannt - Raúl jedoch folgte dieser Mode nicht.
Foto: AP
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Der SPIEGEL beschrieb Castro - hier ein Bild von 1958 in der Sierra Maestra - als "hünenhaften Rechtsanwalt mit schwarzem Piratenbart und feuchtem Existenzialistenblick".
Foto: HO/ AFP
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Fidel Castro posiert 1958 im Dschungel mit drei Frauen, die sich den Rebellen als Krankenschwestern angeschlossen haben. Viele Frauen, so wird berichtet, erlagen dem Charme des Comandante. Privat wurde Fidel Castro in den ersten Jahren der Revolution "der Hengst" genannt. Über seine Liebschaften wurde viel getratscht, bis Castro das Gerede unterband.
Foto: AP
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Im Januar 1959 floh Diktator Batista aus Kuba - die Revolutionäre hatten gesiegt. Hier spricht Fidel Castro auf der Militärbasis "Columbia".
Foto: AP
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Castro traf am 8. Januar 1959 in Havanna ein. Er wurde begrüßt mit Kirchenglocken, Schiffssirenen und Salutschüssen der Marine.
Foto: Getty Images
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Die Menschen jubelten Castro zu. Der Diktator Batista habe Kuba als Bordell der Amerikaner und Casino der Mafia betrieben, wetterte Castro. Er versprach Freiheit und Bildung.
Foto: AP
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Fidel Castro sah sich als Kämpfer für die Rechte der Armen und Unterdrückten. Zum Zeitpunkt des Sieges war er ein Linker, aber noch kein Kommunist. Mitstreiter Guevara beschrieb Castros politische Vorstellungen später so: "Ich weiß, Fidel war kein Kommunist, aber ich glaube, er wusste, dass er einer werden würde ... und dass die Entwicklung der kubanischen Revolution uns alle zum Marxismus-Leninismus führen würde."
Foto: AFP
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Kuba näherte sich in den folgenden Jahren der Sowjetunion an - und entfremdete sich von den USA. Einen Großteil seines Lebens widmete Castro dem Kampf gegen das "Imperium" im Norden. Die Vereinigten Staaten versuchten ihrerseits, Castro zu bezwingen - ohne Erfolg. 1961 landeten von der CIA unterstützte Exilkubaner in der Schweinebucht, um einen Aufstand gegen Staatschef Fidel Castro zu initiieren. Doch die Operation scheiterte.
Foto: PRENSA LATINA/ REUTERS
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Der Konflikt spitzte sich zu. 1962 folgte die Kuba-Krise - der gefährlichste Augenblick des Kalten Krieges. Missverständnisse und Fehleinschätzungen brachten die USA und die Sowjetunion an den Rand einer atomaren Katastrophe. Moskau stationierte sowjetische Mittelstreckenraketen auf Kuba, zog sie nach entschlossenem Vorgehen von US-Präsident Kennedy aber wieder ab. Castro - hier mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow - hätte den atomaren Erstschlag befürwortet.
Foto: Marty Lederhandler/ AP
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Castro (r.) mit Che Guevara: Gemeinsam mit seinen früheren Kampfgefährten - zumindest jenen, die den Kommunismus befürworteten - krempelte Castro die kubanische Wirtschaft um und machte das Land sozialistisch. Betriebe wurden verstaatlicht, Privatwirtschaft verboten.
Foto: AFP
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Genosse Guevara, eigentlich ein Gegner des Geldes an sich, wurde Präsident der Nationalbank und später auch Industrieminister. Mitte der Sechzigerjahre verließ Guevara die Insel, um andere revolutionäre Bewegungen in Lateinamerika zu organisieren.
Foto: AFP
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"Mich persönlich interessiert die Macht nicht, und ich denke auch nicht daran, sie zu übernehmen", hatte Fidel Castro noch am Silvestertag 1958 geschrieben. Doch als er die Macht hatte, ließ er sie nicht wieder los. Fast 50 Jahre lang regierte er Kuba. Hier ein Foto aus dem Jahr 1971.
Foto: OFF/ AFP
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Castro galt als schlau und berechnend - und als akribischer Arbeiter. Oft soll er erst gegen drei oder vier Uhr morgens ins Bett gegangen sein, müde Berater schätzte er nicht. Unermüdlich bereiste er sein Land, packte auch bei der Zuckerrohrernte mit an (hier ein Bild von 1961).
Foto: AP
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Fidel Castro galt als passionierter Taucher und Hochseefischer. Die CIA kam auf die Idee, diese Leidenschaft zu nutzen: Sie plante angeblich sogar, eine ungewöhnlich farbenprächtige Muschel mit Sprengstoff zu präparieren. Wenn Castro sie berührte, sollte sie explodieren. Die Kubaner erfuhren von dem Plan, und seine Leibwächter gingen fortan mit ihm schwimmen.
Foto: AFP
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Er liebte seine Cohibas: Fidel Castros Vorliebe für Zigarren war legendär. Erst für eine nationale Anti-Tabak-Kampagne 1985 gab er das Rauchen auf.
Foto: PRENSA LATINA/ REUTERS
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Castro unterhielt beste Kontakte zum afrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela, hier ein Bild von 1991. Während er Mandelas Kampf gegen das Apartheid-Regime unterstützte, erhielten dessen Anhänger auf Kuba militärische Ausbildung. Tausende südafrikanischer Flüchtlinge studierten in Havanna, verletzte Guerilla-Kämpfer wurden auf der Insel medizinisch behandelt. Auch als Mandela Präsident wurde, lebte die Freundschaft fort.
Foto: ALEJANDRO BALAGUER
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1998 empfing der einstige Jesuitenzögling Fidel Castro Papst Johannes Paul II. in Havanna. Wo Johannes Paul II. auftrat, schlossen Schulen und Betriebe, fromme Lieder ertönten aus Lautsprechern, Frauen kamen die Tränen, und viele Menschen der Insel meinten, nun im Mittelpunkt der Welt zu stehen. Castro wusste den Besuch geschickt für seine Propaganda gegen die USA zu nutzen.
Foto: MICHEL GANGNE/ AFP
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Auf seine alten Tagen spielte Fidel Castro schon mal Baseball mit dem früheren US-Präsidenten Jimmy Carter - hier ein Bild aus dem Jahr 2002 in Havanna. Castro galt zeit seines Lebens als guter Sportler.
Foto: Adalberto Roque/ AFP
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"Hasta la victoria siempre", lautete einer der Kampfsprüche der Revolution, "auf ewig zum Sieg". Jedes Jahr wird in Kuba die erste Revolte Castros gegen Diktator Batista gefeiert, die am 26. Juli 1953 losbrach - und scheiterte. "Die Geschichte wird mich freisprechen", sagte Castro, als er des Landesverrats angeklagt wurde. Doch viele Kubaner sehnen sich nach politischer und wirtschaftlicher Freiheit.
Foto: CLAUDIA DAUT/ REUTERS
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Gerne monologisierte der Máximo Líder in mehrstündigen Reden - mit Vorliebe gegen Imperialismus und Kapitalismus. Ins Ausland reiste Castro noch im hohen Alter, hier ein Bild von 2006 im argentinischen Cordoba.
Foto: ROBERTO CANDIA/ AP
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2006 erkrankte Castro schwer. Er habe schon keine Hoffnung mehr gehabt zu leben, sagte er später: "Mehrmals habe ich mich gefragt, ob mich diese Leute unter diesen Bedingungen leben lassen wollten oder ob sie mir erlaubten zu sterben." Er verschwand aus der Öffentlichkeit, nur ab und zu gab es einzelne Fotos von ihm im Trainingsanzug. Die Amtsgeschäfte übergab er Bruder Raúl.
Foto: HO/ AFP
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Ans Krankenbett eilte damals auch Hugo Chávez, venezolanischer Präsident und Bewunderer des Comandante. Auf Meldungen vom Tod Castros reagierte Chávez damals gereizt: "Fidel wird nie sterben. Sei gegrüßt, Kamerad, Comandante, Vater, Bruder und Lehrer."
Foto: A2609 epa efe Juventud Rebelde/Handout/ dpa
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Castro erholte sich - frei nach seinem Motto: "Ein guter Krieger verlässt das Schlachtfeld nicht. Er bleibt bis zum Schluss." Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in einem Haus mit Swimmingpool, lesend, schreibend. Ab und zu erhielt er Besuch von Journalisten oder Staatsgästen wie von dem damaligen brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva im Februar 2010.
Foto: RICARDO STUCKERT/ AFP
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Fidel Castro selbst schrieb 2009, er werde wohl das Ende der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama nicht erleben. "Ich habe das seltene Privileg gehabt, die Ereignisse so lange Zeit zu beobachten. Ich erwarte nicht, dass ich dieses Privileg noch in vier Jahren haben werde." Das Problem sei nur, hatte Fidel selbst schon vor langer Zeit klargestellt: "Wenn ich wirklich einmal sterbe, glaubt mir das keiner."
Foto: ENRIQUE DE LA OSA/ REUTERS
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Im April 2016 zeigte sich Castro noch einmal in der Öffentlichkeit, beim Kongress der kommunistischen Partei - sichtlich gealtert und gezeichnet.